Mit Haut und Haar (German Edition)
atemlos. Meierhofer las die wenigen Zeilen stirnrunzelnd durch.
»Wollen Sie mir jetzt immer noch erzählen, dass ich mich nicht aufregen soll, dass es bald vorbei ist, dass da nicht wirklich was Ernsthaftes passieren wird?« Meierhofer bot ihr einen Platz an und stellte ihr unaufgefordert ein Glas Wasser auf den Tisch. Er rief einen Kollegen, der ihn vertreten sollte, damit er sich um Clarissa kümmern konnte.
»Mich packt langsam wirklich die Angst«, erklärte Clarissa.
Meierhofer nickte. »Kann ich verstehen. Allerdings sind wir jetzt nicht weiter als vor vier Wochen.«
Clarissa schüttelte den Kopf. »Aber das ist doch ganz deutlich eine Drohung!«
»Das waren die beiden ersten Briefe auch bereits.«
»Sie steigern sich in der Bedeutung«, sagte Clarissa.
Meierhofer seufzte. »Frau Ostermann, ja, sie lesen sich bedrohlicher, richtig. Aber ich kann überhaupt nichts tun, keiner von uns kann großartig etwas tun. Es handelt sich um anonyme Briefe, das ist allenfalls Belästigung, und auch wir können nicht so einfach herausfinden, woher diese Briefe stammen!«
»Bitte kopieren Sie mir den Brief und legen Sie ihn zu den anderen beiden. Ich bin sicher, dass sehr bald schon etwas passieren wird und ich möchte, dass die ganze Sache dokumentiert ist!«
Meierhofer seufzte, legte den Brief auf den Kopierer und reichte Clarissa die Kopie, während er das Original in sein Ablagekörbchen legte.
»Wissen Sie was? Wir nehmen jetzt eine Anzeige gegen unbekannt auf«, sagte Herr Meierhofer. »Und sollte noch ein weiterer Brief kommen, werden wir ihn eventuell datyloskopisch untersuchen lassen. Das ist allerdings eine teure Angelegenheit, deswegen können wir solche Untersuchungen nur befürworten, wenn die Sachlage es wirklich erfordert, Sie verstehen?«
Clarissa nickte.
»Sollten Sie noch einen weiteren Brief bekommen, dann öffnen Sie ihn bitte nicht, sondern nehmen ihn am besten mit einer Pinzette aus dem Briefkasten, bringen ihn uns und fassen ihn nicht mehr als nötig an. In Ordnung?«
Wieder nickte sie.
Der Polizist rief ein Formular am PC auf und tippte drauflos. Zwischendurch befragte er sie nach einzelnen Daten zu ihrer Person. Schließlich reichte er ihr die Anzeige zur Unterschrift und überließ ihr den Durchschlag. Die Anzeige lautete auf Nötigung, Bedrohung und Beleidigung – gegen Unbekannt. Clarissa sah keinen Sinn mehr darin, weiterhin auf dem Revier herumzusitzen und verabschiedete sich von Meierhofer. Unruhig und schnellen Schrittes lief sie zurück nach Hause, holte ihren Hund aus dem Haus und lief erst mal mit Sparky an der Leine eine Runde um das Viertel, um sich einigermaßen zu beruhigen.
Als sie zurückkam, wählte sie – einigermaßen beruhigt – Daniels Durchwahlnummer.
»Es ist schon wieder ein Brief gekommen«, sagte sie, und las ihm den Inhalt am Telefon vor.
Daniel stöhnte. »Clarissa, warst du auf der Polizei?«
»Ja«, sagte sie. »Und man hat mir das gleiche gesagt wie vor vier Wochen. Ich soll mich beruhigen und sie können nichts tun, solange nicht wirklich was passiert. Allerdings haben sie heute endlich mal eine Anzeige aufgenommen. Wenn auch gegen unbekannt. Und wenn noch mal ein Brief kommt, soll ich ihn nicht öffnen, sondern ihn aufs Revier bringen, die wollen ihn dann vielleicht datyloskopisch untersuchen. Bedeutet, sie schauen nach Fingerabdrücken, aber das muss ja nicht heißen, dass man dadurch herausfindet wer es ist.«
»Das darf echt nicht wahr sein«, fluchte Daniel. »Soll ich nach Hause kommen, Schatz?«
»Wozu?«
»Um dich zu beruhigen.«
»Ich hab mich schon beruhigt.«
»Nein, hast du nicht. Liebling, mich regt das genauso auf, aber das Schlimmste daran ist diese Hilflosigkeit. Wenn die Polizei schon sagt, sie können nichts tun, was sollten wir dann unternehmen?«
»Keine Ahnung«, sagte Clarissa, und jetzt fühlte sie Tränen aufsteigen. »Ich weiß nicht was wir tun können und ob es nicht vielleicht wirklich so ist wie der Polizist mir gesagt hat, dass Menschen, die solche Briefe schreiben im Grunde feige sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts wirklich passieren wird ...«
»Aber wenn doch«, sagte Daniel. Er stöhnte erneut auf. »Weißt du, seit der erste Brief kam, achte ich genau auf jeden, mit dem ich zu tun habe, aber seit dem zweiten Brief noch mehr. Es fällt mir ehrlich niemand ein, den ich verdächtigen könnte!«
»Mir auch nicht.«
»Und du glaubst wirklich nicht, dass Patrizia dahinter stecken könnte? Vielleicht,
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