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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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Alexandra hätte ihren Schutzwall zum Einstürzen gebracht, das wusste sie. Die Mauer war nur notdürftig errichtet worden und äußert wackelig. Aber Alexandra gab sich damit zufrieden. »In Ordnung. Dann bis morgen.« Sie wandte sich ab und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.
    Linda sah ihr mit hängenden Schultern nach.
    Es war die richtige Entscheidung gewesen. Das war es doch, oder?
    Da drehte sich Alexandra noch einmal um. In ihren Augen lag eine Mischung aus Bedauern und Zuneigung. »Schlaf gut und träum was Schönes.«
    Linda nickte nur. In ihrem Innern herrschte plötzlich eine große, dunkle Leere.
    Die Vernunft hatte gesiegt – für den Augenblick. Aber Linda ahnte, dass ihre Gefühle sich nicht so schnell geschlagen geben würden.
~*~*~*~
    D ie ganze Nacht hatte sich Linda schlaflos in ihrem Bett gewälzt und mit allen Mitteln versucht, den Kuss zu verdrängen. Aber natürlich war es sinnlos gewesen; auch am Morgen hatte sie noch Alexandras Lippen auf ihren gespürt. Allein der Gedanke daran ließ sie erzittern.
    Beim Frühstück waren sie sich so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, hatten nur belangloses Zeug geplaudert. Mit keinem Wort hatten sie den vergangenen Abend erwähnt. Totgeschwiegen, als hätte es ihn nicht gegeben. Nur die wenigen Blicke, die sie miteinander ausgetauscht hatten, ehe sie wieder verlegen auf den Teller starrten, hatten sie verraten.
    Und nun saßen sie bereits seit einer Stunde schweigend nebeneinander im Auto. Linda lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schloss die Augen. Der fehlende Schlaf machte sich bemerkbar. Sie gähnte.
    »Du kannst ruhig ein bisschen schlafen«, bemerkte Alexandra. »Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.«
    Linda warf ihr einen Blick zu. Alexandra blickte hochkonzentriert durch die Frontscheibe. Dabei herrschte kaum Verkehr.
    »Es war spät gestern«, fuhr Alexandra fort.
    Linda nickte. »Das war es.«
    Alexandra umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen. »Linda . . .« Sie stieß hörbar die Luft aus, während sie weiter geradeaus schaute. »Wir sollten noch mal darüber reden.«
    »Vielleicht.« Linda starrte auf ihre Füße.
    »Bereust du es?«, fragte Alexandra.
    Linda schüttelte ganz leicht den Kopf. »Nein«, flüsterte sie. Und das war die Wahrheit. Das Einzige, was sie wirklich bereute, war, dass sie allein auf ihr Zimmer gegangen war.
    »Ich fand es sehr schön«, gestand Alexandra leise, fast zaghaft. »Aber . . .«
    Linda schnitt ihr das Wort ab: »Es war ein Ausrutscher. Das wolltest du doch sagen.« Ihre Stimme klang barscher als beabsichtigt.
    Alexandra räusperte sich. »Ja . . . nein . . .«
    »War es nicht?« Linda sah wieder zu ihr hinüber. Gab es ein Hoffnungsfünkchen?
    Doch Alexandra erwiderte ihren Blick nicht. »Ach, Linda. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Natürlich nicht. Linda schluckte schwer. »Dann sollten wir lieber schweigen, bevor wir alles noch schlimmer machen.« Ihr Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen.
    Alexandra seufzte. »Ich . . . Du weißt selbst, dass gerade wichtige Umstrukturierungen in der Klinik anstehen. Ich muss mich auf meine Karriere konzentrieren. Auf diese Chance habe ich so lange gewartet.« Sie löste eine Hand vom Lenkrad und legte sie auf Lindas Oberschenkel.
    Lindas Anspannung ließ unter der Berührung nach. »Natürlich weiß ich das«, murmelte sie.
    »Dann verstehst du, dass ich gerade keine Beziehung eingehen kann?« Alexandra streichelte Linda sanft.
    Der krasse Widerspruch zwischen ihren Worten und dem, was sie tat, war schwer zu ertragen. Aber natürlich hätte Linda wissen müssen, dass die Karriere bei Alexandra immer an erster Stelle stand. Sie schob Alexandras Hand zur Seite. »Bitte, nimm deine Hand weg. Ich kann das nicht . . . Entweder oder.«
    »Es tut mir leid.« Nun suchten Alexandras Augen Lindas.
    Doch Linda wich ihrem Blick aus. Es tat zu weh.
    »Eine Beziehung am Arbeitsplatz ist einfach unmöglich«, fuhr Alexandra leise fort. »Das geht nicht. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    »Und außerdem bist du meine Oberärztin . . . Alexandra, so naiv bin ich auch nicht.« Natürlich würde eine Beziehung zwischen ihnen auch für Linda unangenehme Konsequenzen haben, das war ihr durchaus bewusst. Wie schnell könnte das Gerücht entstehen, dass sich Linda auf der Karriereleiter nur hochgeschlafen habe. Ihr Können hätte keine Bedeutung mehr.
    Aber wenn Alexandra dafür mit ihr glücklich sein könnte . . .
    »Es wird

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