Mit Schimpf und Schande
Chalettür, die Colonel Tomas Ramirez aufhalten konnte. Wie ein Felsen brach er in einem Splitterregen hindurch.
Der Mann, der hinter der Tür geschlafen hatte, besaß die Reflexe einer Katze. Er fuhr im Bett auf und griff mit einer Hand unter sein Kopfkissen, bevor er noch die Augen ganz geöffnet hatte. Und trotzdem war er noch zu langsam. Ramirez erreichte ihn, bevor sich seine Finger um den Griff des Pulsers schließen konnten, und eine Hand so groß wie eine Schaufel packte ihn vorn am teuren Pyjama. Denver Summervale verließ das Bett mit raketengleicher Geschwindigkeit, und im Vorbeiflug kollidierte seine Pistolenhand mit einem Bettpfosten. Die Waffe wurde ihm aus der Hand gerissen, und er schrie vor Schmerz laut auf. Ramirez ließ ihn los, als er sich am Scheitelpunkt seiner Bahn befand.
Summervale flog quer durchs Schlafzimmer und schaffte es gerade noch, einen Arm zu heben, um seinen Kopf zu schützen, dann prallte er wie eine Kanonenkugel gegen die Wand. Obwohl er gerade erst aus dem Tiefschlaf gerissen worden war, gelang es ihm, auf den Füßen zu landen. Er nahm reflexartig eine Verteidigungspose ein und schüttelte den Kopf, um seinen Verstand zu klären. Ramirez ließ ihm so viel Zeit. Der Colonel stand lediglich da, schenkte ihm die Sekunden, die er benötigte, um zur Besinnung zu kommen – und wartete auf den Angriff. Der Angriff kam. Summervale verabscheute das Handgemenge. Er war ein Spezialist, ein Chirurg, der unerwünschte Komplikationen mit Hilfe einer Pistole entfernte, aber er hatte schon mehr als einmal mit bloßen Händen getötet. Unglücklicherweise war er auch nicht annähernd so schnell – oder so kräftig – wie Ramirez und trug einen Pyjama, keinen Kampfanzug.
Der Colonel lenkte einen tödlichen Stoß mit dem linken Arm ab und trieb die rechte Faust mit der Gewalt einer Abrißbirne in Summervales Bauch. Mit einem heulenden Grunzen klappte der kleinere Mann zusammen, und Ramirez brachte die Linke hoch und versetzte ihm einen brutalen Schlag ins Gesicht. Der Killer flog zurück, aber er prallte nicht wieder gegen die Wand, denn Ramirez packte ihn mitten in der Luft, riß ihn herum und knallte ihn bäuchlings aufs Bett. Dann packte er ein Handgelenk, zerrte ihm den Arm auf den Rücken und schloß den anderen Arm in eiserner Umklammerung um Summervales Kehle. Der Berufsduellant versuchte sich windend zu befreien und schrie vor Schmerzen auf, als der Colonel ihm mit ausdruckslosem Gesicht das Knie ins Kreuz rammte.
»Na, na, Mr. Summervale«, sagte Ramirez leise. »Das bringt doch nichts.«
Der Killer winselte – ein unwillkürlicher Laut der Qual, der seine Demütigung noch verstärkte –, und Ramirez blickte über seine Schulter auf Ivashko, der einen kleinen Recorder aufs Bett legte.
»Erkennen Sie meine Stimme, Mr. Summervale?« fragte Ramirez. Summervale fletschte die Zähne und verweigerte die Antwort – dann schrie er erneut auf, als behandschuhte Finger ihm das Handgelenk verdrehten. »Ich habe Sie etwas gefragt, Mr. Summervale«, ermahnte der Colonel ihn. »Es ist unhöflich, Fragen einfach zu ignorieren.« Summervale schrie zum dritten Mal auf und wand sich vor Schmerz, dann warf er den Kopf so weit zurück wie er konnte.
»Ja! Ja! « Schmerz und Haß verzerrten die aristokratische Stimme.
»Gut. Können Sie sich den Grund meines Besuchs denken?«
»F-fick dich ins Knie!« keuchte Summervale an dem Arm vorbei, der seine Kehle umklammerte.
»Was für eine Ausdrucksweise!« tadelte Ramirez fast freundlich. »Besonders, wo ich doch nur gekommen bin, um Ihnen eine Frage zu stellen.« Dann verlor seine Stimme jeden Anschein von Humor und wurde kalt und hart. »Wer hat Sie bezahlt, Captain Tankersley zu töten, Summervale?«
»Fahr zur … Hölle, du … Hurensohn!« keuchte Summervale.
»Das ist aber gar nicht nett«, schalt Ramirez erneut. »Ich fürchte, ich muß auf einer Antwort bestehen.«
»Warum … verflucht noch mal, warum sollte ich antworten?« Summervale gelang es tatsächlich, ein ersticktes Lachen hervorzubringen. »Ihr bringt mich sowieso um, also … – fahrt zur Hölle!«
»Mr. Summervale, Mr. Summervale!« seufzte Ramirez. »Der Captain würde mir den Kopf abreißen, wenn ich Sie umbringen würde, also beantworten Sie einfach meine Frage!«
»Leck mich am Arsch!« stieß Summervale keuchend hervor.
»Ich glaube, Sie sollten Ihre Position noch einmal überdenken«, sagte Ramirez leise, und als Scotty Tremaine seinen Tonfall vernahm, wandte er
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