Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
Vom Netzwerk:
Oberhaupt gelingen, dass der Mensch in Übereinstimmung mit sich selbst kommt? Wie wird aus dem inneren Wespennest ein authentisch handelndes und kommunizierendes Subjekt? Und, wenn uns dies üblicherweise nur schlecht und recht gelingt, wie kann dieser innere Vorgang erfolgreicher gestaltet werden?
    Wir werden das Oberhaupt und sein Zusammenspiel mit dem Team in mehreren Stufen kennenlernen. In diesem Kapitel wird es darum gehen, wie eine aktuelle Teambildung angesichts innerer Pluralität und Uneinigkeit gelingen kann. In späteren Kapiteln werden uns das Oberhaupt und seine Rolle im Team wiederbegegnen, sodass wir das Thema nach und nach vertiefen und erweitern können.
    Vorweg aber eine andere Frage: Wie kann das Oberhaupt den Kontakt nach außen, zu den anderen Menschen, gestalten, wenn und solange in seinem Team Vielstimmigkeit und Uneinigkeit vorherrschen?

2.2
    Methoden der Kontaktgestaltung nach außen bei innerer Pluralität und Uneinigkeit
    Kehren wir zu unserem Eingangsbeispiel zurück: Die Studentin wurde von ihrem Bekannten gefragt, ob er ihre Aufzeichnungen für sich kopieren könne. Ihre innere Reaktion war zwiespältig, ja «mehrspältig».
    Was nun? Jetzt ist ihr Oberhaupt gefragt und gefordert, eine Reaktion zu (er)finden, zu der sie auch wirklich stehen kann. Ich unterscheide fünf Kommunikationsstrategien, durch die sich eine innere Teambildung vollziehen kann:
     
Sie kann, sofern sie sich ihrer Uneinigkeit bewusst ist, um Aufschub bitten, um Zeit für die «Einberufung einer inneren Teamkonferenz» zu gewinnen.
Sie kann diesen Vorgang des Mit-sich-zu-Rate-Gehens auch offen in den Kontakt einbringen.
Sie kann die innere Ratsversammlung während des Kontakts vollziehen, aber nicht offen, sondern hinter verschlossenen Türen. Während dieser Zeit übernimmt ein Türwächter das hinhaltende Kontaktmanagement .
Sie kann spontan der erstbesten Stimme folgen  – und notfalls, sofern sich später ein innerer Protest erhebt, nachträglich ihre Meinung ändern und ihre zunächst gegebene Antwort revidieren.
Sie kann die innere Teamkonferenz in Blitzesschnelle einberufen und sogleich eine integrierte Antwort geben, die als Ergebnis der inneren Teamarbeit zutage tritt.
    Schauen wir uns diese fünf grundsätzlichen (und empirisch vorfindbaren) Möglichkeiten etwas genauer an.
    Aufschub
    Wenn die Studentin merkt, dass bei ihr ein inneres Durcheinander entsteht, kann sie sich Bedenkzeit ausbitten und sagen: «Ich werde es mir überlegen», vielleicht mit dem Zusatz: «Ich gebe dir dann und dann Bescheid.» Damit würde sie sich Gelegenheit verschaffen, eine Teamkonferenz bzw. eine «innere Ratsversammlung» einzuberufen. Ich komme noch darauf zu sprechen, wie eine solche ablaufen kann (s. Kapitel 2.3). Auf jeden Fall gewinnt sie Zeit, um alle Stimmen gründlich zu hören und eine Reaktion zu erarbeiten, die möglichst allen innerlich Beteiligten Rechnung trägt (s. Abb. 16).

    Abb. 16:
    Aufschub und Einberufung einer inneren Ratsversammlung
    Ich selbst musste mir diese Art von Reaktion («Ich werde es mir überlegen!») erst mühsam aneignen. Bei wichtigen Angelegenheiten, die einen auch gefühlsmäßig berühren, oder bei Überrumpelungen aller Art ist dieser Aufschub Gold wert. Irgendein innerer Souffleur hatte mir eingegeben: «Du musst immer sofort klar und eindeutig reagieren!», mit der Folge, dass die vorderste Stimme als erstbeste wirksam wurde und die anderen sich übergangen fühlten – und sich rächten.
    Dieses Vorgehen, das neben der Bedenkzeit auch eine «Befühlzeit» gewinnt, hat gleich mehrere Vorteile:
     
Durch die Zeitverzögerung haben auch die inneren «Spätmelder» eine Chance auf Teilnahme.
Durch den Rückzug aus dem Kontakt können auch solche Mitglieder teilnehmen, die sich im Kontakt nicht hervortrauen: Jede menschliche Begegnung übt einen «Sog» aus, der bestimmte Mitglieder auf die Bühne zieht und andere verscheucht. Im Kontakt haben wir selten «alle beisammen» (vgl. Kapitel 5).
Hinter verschlossenen Türen können sich alle unbefangener äußern. Da der «Feind» nicht mithört, können diplomatische Erwägungen («Wie sag ich es ihm?») zunächst entfallen. Im Direktkontakt hingegen müssen in der inneren Kommunikationswerkstatt das Was und das Wie immer gleichzeitig bearbeitet werden.
Es ergibt sich die Gelegenheit, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, die eigene Klärung im Dialog zu vollziehen.
    Trotz dieser gewichtigen Vorteile ist der Aufschub kein

Weitere Kostenlose Bücher