Mitternachtslöwe (German Edition)
uns den wirklich wichtigen Dingen.«
Abaris griff sich an den Kopf. Hätte er Haare gehabt, hätte er sie sich ausgerissen.
»Abaris«, sagte Sophia sanft, um ihn zu beruhigen, »Das Elixier ist der Schatz. All die Reichtümer nützen uns nichts im Kampf gegen das Regime. Hör auf Byrger. Du hast gesagt du willst versuchen ihm eine Chance zu geben, das wäre der Zeitpunkt dafür auf ihn zu vertrauen.«
»Aber ein paar Goldstücke für die Reise werde ich doch wohl nehmen dürfen?!«, sprach Abaris verbittert mit knirschenden Zähnen. Gierig grabschte er in eine Kiste Goldstücke und steckte sie ein.
Sophia verstand nicht was mit Abaris geschehen war. Warum war er plötzlich so versessen auf das Gold? Wie in der Nacht zuvor wirke er stur und dickköpfig, nur daran bedacht seinen eigenen Weg zu gehen. Sie konnte nur hoffen er bliebe bei Vernunft, sie wünschte es sich.
»Maria, komm bitte, wir gehen.«
Das Mädchen rannte zu ihr. Sie hatte sich Perlenketten und Armreifen umgelegt, dazu trug sie ein diamantenes Diadem.
»Lass das alles hier, bitte.«
»Aber ich...«
»Lass es hier!«, sagte Sophia streng.
Störrisch tat das Mädchen was ihre Mutter verlangte.
»Wir sind reingekommen, aber kommen wir auch wieder raus?« Byrger schaute sich nach einem Ausgang um.
»Warum sprengt der Herr Zauberer uns nicht einen Weg hinaus?«, sagte Abaris bewusst provozierend.
Byrger reagierte nicht darauf, Sophia genauso wenig.
Doch als hätte Abaris ein Stichwort gerufen, zerfiel mit einem Krachen das einzige Stück Wand, welches nicht von Kristall bestückt war in sich zusammen. Im Staub zeichneten sich die Umrisse einer Person ab. Sie hustete und schlug den Staub beiseite. »Ganz schön staubig hier.«
»Odi?«, sagte Sophia ungläubig.
Wahrhaftig gab der Staub den immer grinsenden Odilo frei.
»Was machst du hier und wie hast du uns gefunden?«
Odilo richtete mit einem dicken Grinsen seinen Zeigefinger gen Boden. »Sie ist eine fantastische Schnüfflerin.« Emma schnurrte zufrieden um seine Beine herum.
»Emma!« Maria freute sich über die Katzendame. Sie vergas alles um sich herum und fing an mit ihr herumzuspielen.
»Habt Ihr Eure Familie gefunden?«, fragte Byrger.
Odilo hörte nicht. Seinem starren, ungläubigen Blick entnahm Sophia, dass er das entdeckt hatte, was die gesamte Halle ausfüllte.
»Gold«, sagte Odilo wie hypnotisiert. Er watschelte zu den Bergen und Tälern von materieller Natur. »Nie hätte ich gedacht das Paracelsus solche Mengen gemacht hat.«
»Du weißt von Paracelsus?«, fragte Sophia verwirrt.
»Natürlich.« Odilo warf sich in ein Becken voller Perlenketten. Wie er sich benahm, wie er sprach - es war nicht mehr der Odilo den sie in Lübeck trafen. »All diese Reichtümer! Das hätte ich mir nie zu träumen gewagt!«
Zunächst wollte Sophia nicht recht verstehen was Odilo meinte, doch schlagartig wurde es ihr klar. »Du hast gar keine Familie hier, oder?«
»Familie?« Odilo lachte laut, ein Gelächter, dass Sophia einen Schauer über den Rücken jagte. »Ich bin meine Familie!«
»Du hast uns benutzt«, sagte Sophia traurig.
»Oh, so würde ich das nicht sagen«, sprach Odilo der dabei war sich Schmuck, Münzen und Edelsteine in all seine Kleider zu stopfen, »Oder doch? Stimmt, ich habe euch benutzt! Wenn die Welt zugrunde geht, muss jeder sehen wo er bleibt. Ich habe ausgesorgt. Meine ganze „Familie“. Ach genau, das bin ja nur ich!« Er brach in krankes Gelächter aus.
»Odi, dort draußen wütet der Krieg. Schon bald wird es nichts mehr geben was du mit diesen Schätzen kaufen kannst.« Die Gier übermannt Odilo. Nicht mehr imstande festen Fuß in der Realität zu fassen hörte er Sophias mahnende Worte nicht mehr.
Dann auf einmal sackte der Boden der Halle zusammen, formte einen Trichter. Das Idhersymbol brach auseinander, verschwand im Schlund eines magischen Strudels. Die Gebirge aus Gold und Silber begannen zu rutschen. Oben auf ihnen thronte König Odilo, festlich geschmückt, bereit seine prunkvolle Fahrt ins Verderben anzutreten. Die gigantischen Kristallwände zersplitterten in milliarden Teile. Die Scherben bildeten einen reißenden Fluss aus hochkarätigen Splittern, die alles mit sich zerrten. Die Leuchter brachen von der Decke, schlugen knapp neben Odilo entzwei.
Voller Entsetzten sah Odilo endlich was um ihn herum geschah. Im letzten Moment packte er Sophias Hand. Da verschwand der Wahnsinn aus Odilos Augen. Sein Blick wurde klar und fröhlich wie je
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