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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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grauen Augen, die in der schummerigen Barbeleuchtung fast schwarz wirkten, zwinkerten Melissa vertraulich zu.
    »Und für die Dame auch noch einen – mit nur einer Olive, sonst verlieren wir den Überblick«, fügte er hinzu.
    Melissa öffnete den Mund, um zu protestieren, ließ es dann aber sein. Sie war nicht in der Laune für Grundsatzdebatten, und ihrer Erfahrung nach würde ihre Ablehnung seiner Einladung in genau einer solchen enden.
    Sie würde begründen müssen, warum sie sich nicht von fremden Männern einladen ließ. Er würde beteuern, dass mit dieser Einladung selbstverständlich keinerlei Hintergedanken verbunden wären. Sie würde entgegnen, dass sie dergleichen auch niemals angenommen habe, aber schließlich kenne sie ihn nicht, und Alkoholkonsum mit Fremden sei nicht ihr Stil, worauf er ihr natürlich mitteilen würde, dass man sich ja nicht fremd bleiben müsse.
    »Worauf trinken wir?« Nachdem sie die Olive sorgfältig neben der ersten auf der Serviette abgelegt hatte, hob sie das frische Glas.
    Mit krauser Stirn suchte er nach einer Antwort. Er hatte sie nicht einfach so parat. Nicht wie Richard, der in geselliger Runde je nach Zusammensetzung der Anwesenden sein Glas auf geschäftlichen Erfolg oder ein glückliches Leben zu erheben pflegte.
    »Auf die nächste Olivenernte«, schlug er schließlich vor, nachdem er beim Grübeln seine hellbraunen Haare völlig durcheinandergebracht hatte. Nun sah sein Haarschnitt nicht mehr so entsetzlich teuer und exakt aus.
    »Okay. Auf eine gute Olivenernte!« Sie lächelte ihn an und ließ ihr Glas gegen seines klingen. »Ich heiße übrigens Melissa.«
    »Freut mich, Melissa. Ich bin Christian.« Er zeigte sekundenlang seine Grübchen, bevor er einen großen Schluck von seinem Martini nahm.
    Melissa trank in einem Zug die Hälfte ihres Drinks leer und senkte den Kopf, um interessiert die marmorierte Oberfläche der Bar zu betrachten. Sie hatte keine Ahnung, wie man gemeinhin diese Art von Unterhaltung fortsetzte. Als seine langen schmalen Finger die Haarsträhne berührten, die ihr tief in die Stirn gefallen war, und sie vorsichtig hinter ihr Ohr schob, fuhr sie hoch.
    »Du solltest deine Augen nicht verstecken«, bemerkte er leise. »Sie sind wunderschön. Blaue Augen und dunkles Haar sind eine seltene Zusammenstellung.«
    Weil sie nie wusste, was sie auf Komplimente antworten sollte, nickte sie nur verlegen und verschlang ihre zuckenden Finger ineinander, um sie daran zu hindern, die schützenden Haare in ihr Gesicht zurückzuziehen.
    »Hast du Lust, zu tanzen?« erkundigte ihre Barbekanntschaft sich nach einer weiteren Pause, während der sie beide ihre Gläser auf der polierten Oberfläche der Bar hin und her gerückt hatten.
    Dies war der Zeitpunkt, zu dem Melissa sich höflich hätte verabschieden und in ihr Zimmer hinaufgehen sollen. Sie tat es nicht, sondern rutschte schweigend von ihrem Hocker und sah ihn abwartend an.
    Er lächelte und legte seine kühlen Finger um ihr Handgelenk. Oh Gott, natürlich würde er spüren, wie heftig ihr Puls schlug! Sie konnte ihr Herz bis in die Kniekehlen fühlen und kam sich absolut lächerlich vor. Aber was sollte sie dagegen tun, dass eine Situation wie diese ihr ganz und gar nicht vertraut war?
    Er führte sie zu der kleinen Tanzfläche aus schwarzem poliertem Marmor, neben der ein weiß befrackter Pianist mit verzücktem Gesicht einen Flügel bearbeitete.
    Fast gewichtlos legte sich Christians Hand auf Melissas Schulter. Er hielt sie so locker umschlungen, dass sie zwar seine Wärme spürte, ihre Körper sich aber nicht berührten.
    »Bist du öfter in Hamburg?«, begann er eine unverbindliche Unterhaltung, während er sich langsam auf der Stelle drehte und seine Hand sanft über ihre Schulter gleiten ließ. Seine Fingerspitzen streiften ihren nackten Hals, folgten dem Schwung ihres Schlüsselbeins unter dem dünnen Stoff ihres Kleides und waren schon wieder fort, strichen über ihre Schulterblätter, an ihrem Rückgrat und ihrem Nacken entlang.
    Das tut er nicht zum ersten Mal. Wahrscheinlich reißt er jeden Abend in einer Hotelbar eine andere auf.
    »Nein, ich komme selten hierher.« Sie bemühte sich um einen unverbindlichen Ton. Es ging ihn nichts an, dass sie bald in Hamburg leben würde. Und er musste erst recht nicht wissen, was für ein beunruhigendes Prickeln der Spaziergang seiner Hand auf ihrer Haut auslöste.
    »Ich bin zum ersten Mal hier. Sehr oft komme ich nicht aus München heraus.« Erst als er

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