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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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eine fünfzigjährige, dralle, energiegeladene Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes eine neue Aufgabe suchte. Sie schien begeistert zu sein, wie viel Arbeit in dem alten Haus zu erledigen war, und hatte praktisch in dem Moment, in dem sie durch die Haustür getreten war, die Ärmel hochgekrempelt.
    Während der ersten drei Tage war sie für acht Stunden täglich gekommen. Nun würde sie nur noch zwei oder drei Stunden am Tag arbeiten, bei Bedarf aber auch gern länger bleiben, wie sie mehrmals betont hatte.
    Auf ihrem Weg quer durch die Halle in die neue Küche, schaute Melissa hinüber zum Kamin, vor dem der schwere dunkelrote Orientteppich lag. Die beiden tiefen Ledersessel direkt vor der Feuerstelle luden zum Verweilen ein. Was jetzt noch fehlte, war der große Hund, den sie an dem Tag, als sie zum ersten Mal von draußen ins Haus geschaut hatte, in ihrer Fantasie vor dem Kamin gesehen hatte.
    In der neuen Küche hievte Melissa ihre Tüten auf die Arbeitsplatte unter den Hängeschränken und begann, die Lebensmittel einzuräumen. Dann lief sie zurück, um die Getränke zu holen, die noch draußen neben der Tür standen.
    Sie klemmte sich den Karton mit den Flaschen unter den Arm und ließ ihren Blick über den Park hinter dem Haus schweifen. Während der vergangenen Tage hatte sie keine Zeit gehabt, sich dort umzusehen. Auch Alexander Burg war ihr seit dem Einzugstag nicht wieder über den Weg gelaufen.
    In der beginnenden Dämmerung hatte der riesige Garten etwas Geheimnisvolles an sich. Der Tag war warm und diesig gewesen, und jetzt hing ein leichter Dunst zwischen den Baumwipfeln. Obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, lagen unter den Büschen tiefe Schatten.
    Am liebsten hätte Melissa jetzt einen Spaziergang durch den Park gemacht, aber sie hatte sich für den Abend vorgenommen, Richards Schlafzimmer für seinen morgigen Einzug herzurichten. Das Bett musste bezogen, seine Kleidung in die Schränke und Kommoden eingeräumt werden. Mit einem unterdrückten Seufzer schloss Melissa die Hintertür.
    Bevor sie mit den Getränken die alte Küche verließ, warf sie noch einen Blick zu dem alten Wandteppich hinüber.
    Selbst im schwachen Abendlicht, das durch das kleine Fenster neben der Tür in den Raum fiel, konnte sie alle Einzelheiten der Jagdszene auf dem Teppich gut erkennen.
    Nachdem sie die Flaschen im Kühlschrank der modernen Küche auf der anderen Seite der Eingangshalle verstaut hatte, bereitete sie sich in der Mikrowelle einen überbackenen Käsetoast zu. Dazu schnippelte sie sich einen Obstsalat aus Bananen, Äpfeln und Pfirsichen, goss sich ein Glas Mineralwasser ein und trug alles auf einem Tablett zu einem der Sessel vor dem Kamin. Selbst wenn kein Feuer brannte, war dies für sie der behaglichste Platz im ganzen Haus.
    Noch immer übte das alte Gebäude inmitten des riesigen Gartens eine merkwürdige Anziehungskraft auf sie aus. Wenn sie in die Stadt fuhr, um Besorgungen zu machen, fehlten ihr die große Halle, ihr Schlafzimmer im ersten Stock und sogar die alte seit Jahrzehnten nicht benutzte Küche schon in dem Moment, in dem sie die Tür hinter sich ins Schloss zog.
    Nachdem sie das benutzte Geschirr in die Küche getragen hatte, stieg sie langsam die Treppe hinauf. Es war zwar noch nicht einmal neun Uhr, aber da sie seit sieben Uhr morgens auf den Beinen war, sehnte sie sich danach, sich in ihrem breiten Bett auf dem kühlen glatten Laken auszustrecken. Spontan beschloss sie, Richards Zimmer doch erst am nächsten Morgen herzurichten.
    Immer wenn sie das Badezimmer benutzte, musste Melissa daran denken, dass Alexander Burg ihr an ihrem ersten Tag in diesem Haus wahrscheinlich beim Baden zugesehen hatte. Deshalb verschloss sie sorgfältig die Tür, bevor sie ihre Kleidung abstreifte und die rundum verglaste Duschkabine neben der Badewanne betrat.
    Nach dem Duschen cremte Melissa sich sorgfältig am ganzen Körper ein, ging durch die Verbindungstür in ihr Schlafzimmer und schlüpfte dort in ein langes Nachthemd aus dünnem Batist.
    Mit einem erleichterten Seufzer schlug sie die Bettdecke zurück und streckte sich auf der Matratze aus. Zwar hatte sie sich vorgenommen, noch einige Seiten in dem Buch über Hamburger Patrizierfamilien im 19. Jahrhundert zu lesen, das sie im Vorübergehen im Schaufenster einer Buchhandlung gesehen und spontan gekauft hatte, aber bereits als sie ihren Kopf auf das Kissen legte, fielen ihr die Augen zu.
    Sie erwachte von der Berührung durch zärtliche

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