Mitternachtsmorde
uns zusammen bleibt, sondern davon, was wir fühlen. Ja, ich bin ein Mann, aber reden wir trotzdem von Gefühlen. Was zwischen uns läuft, ist ganz bestimmt nicht belanglos, jedenfalls nicht für mich. Wenn du nicht auf mich abfährst, brauchst du das nur zu sagen. Aber du darfst mich nicht belügen, denn damit würdest du etwas Wertvolles wegwerfen.«
Nikita bedachte ausgiebig, was er gesagt hatte. Das meiste davon hatte sie sofort verstanden, nur ein Halbsatz blieb ihr ein Rätsel. Sie analysierte ihn ausgiebig und wiederholte die Worte leise vor sich hin.
Er prustete los. »Ich rede mich hier um Kopf und Kragen, und du bringst mich zum Lachen. Ich weiß, was du jetzt denkst. Dass du nicht auf mich abfährst, bedeutet, dass du mich durchaus magst, aber nichts Besonderes mir gegenüber empfindest.«
Außerdem hatte er sie gebeten, ihn nicht anzulügen, was natürlich nicht bedeutete, dass sie es nicht doch tun konnte, aber nachdem er ihr gegenüber so ehrlich war, hatte er die gleiche Ehrlichkeit verdient. »Nein«, gestand sie schließlich, »das kann ich nicht sagen.«
»Mehr brauche ich nicht zu wissen.« Er sammelte die Reste ihres Mahles zusammen, stopfte den Papiermüll und die Becher in die Tüte zurück und stieg aus, um die Tüte in einem knallroten Mülleimer zu versenken. Nikita sah ihm hilflos nach und spürte dabei, wie seine lässigen Bewegungen etwas in ihr zum Schwingen brachten. Genau wie sie war er Polizist und strahlte eine Autorität aus, die von seiner Ausbildung, seiner Erfahrung und der Tatsache herrührte, dass er bewaffnet war. Der Rest war reinster Knox, ein Mann, der sich in seinem Körper wohlfühlte und der sich nicht hetzen ließ. Wenn er so liebte, wie er den Müll wegbrachte … o Gott.
Und weil er Polizist war, arbeitete sein Verstand schon wieder auf Hochtouren, als er zum Auto zurückkam. »Hast du den DNA-Scanner dabei?«, fragte er, sobald er eingestiegen war.
Erleichtert über den Themenwechsel, klopfte sie auf ihre Handtasche. »Hier drin.«
»Es fällt mir schwer, deine technischen Möglichkeiten bei meinen Ermittlungen zu berücksichtigen, weil das nicht meiner gewöhnlichen Vorgehensweise entspricht und ich sie mir erst immer wieder ins Gedächtnis rufen muss«, gab er zu. »Aber in der Nacht, als die Zeitkapsel gestohlen wurde, hat uns jemand gemeldet, dass seine Traktorenreifen aufgeschlitzt und seine Hühner getötet worden seien. Eigentlich glaube ich nicht, dass die Hühner etwas mit deinem UT zu tun haben, aber der Mann berichtete auch, er hätte im Wald hinter seinem Haus helle Blitze gesehen. Es ist nicht die Stelle, an der du gelandet bist, aber ziemlich nahe. Kannst du nach vier Tagen immer noch DNA-Spuren ablesen?«
»Hat es in der Zwischenzeit geregnet?«
»Nein, keinen Tropfen.«
»Dann wäre es möglich.« Sie spürte den Kitzel der Aufregung. »An einer so abgeschiedenen Stelle gibt es nur wenige andere Spuren, die das Ergebnis verfälschen könnten, und außerdem müsste jeder, der aus der Zukunft ankommt, in meiner Datenbank erfasst sein. Dann wüssten wir, nach wem wir suchen müssen! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du den Ankunftsort kennst.«
»Wie gesagt, irgendwie weiß ich noch nicht recht, wie ich deinen Scanner am effektivsten einsetzen könnte. Zu blöd, dass mir das nicht früher eingefallen ist.«
Sie lächelte ihn an. »In Anbetracht dessen, was in den letzten vierundzwanzig Stunden alles passiert ist, halte ich das für verzeihlich.«
»Vierundzwanzig Stunden? Länger ist das noch nicht her? Mir kommt es so vor, als wären schon Wochen vergangen.«
Sie wusste genau, wie er das meinte. Von dem Moment an, als sie sich am Vortag begegnet waren, hatten sie fast jede Sekunde zusammen verbracht. Es war so vieles passiert, unter anderem auch, dass er eine unsichtbare Linie überschritten hatte, als er Luttrells Tod vertuscht hatte. Vielleicht irrte sie sich, aber sie hatte das Gefühl, Knox besser zu kennen als die anderen Agenten, mit denen sie jahrelang gearbeitet und trainiert hatte.
Während er mit ihr aufs Land hinausfuhr, erzählte er ihr von Jesse Binghams zänkischer Art. »Lass dich von ihm nicht auf die Palme bringen; er ist zu allen so eklig. Vielleicht wird er neugierig, wenn er uns jenseits der Straße entdeckt, und kommt rüber, um mal nachzusehen. Nein, ich kann dir garantieren, dass er das tut. Hör gar nicht auf das, was er sagt.«
Sie nickte und kniff die Augen gegen die grelle Sonne zusammen, die wie mit Pfeilen durch
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