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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Allerdings machte er auch keine Anstalten. Sie hob es an und sah die Tätowierung auf seinem Schulterblatt, schon etwas verblasst in all den Jahren. Es war ein Herz, zerteilt von einem Blitz, auf dem ihr Name stand. Für immer verewigt auf seiner Haut.
    Entsetzt ließ sie das T-Shirt los. Er saß regungslos da und sah sie an.
    „Richard“, sagte sie heiser.
    „Rico“, verbesserte er sanft. Er streckte ihr die Hand hin, diese schöne Hand, mit der er sie früher so herrlich berührt hatte. „Rachel-Ann …“
    Aber sie schrak zurück und stolperte zur Tür. „Du hast mich angelogen.“
    „Das habe ich nicht.“
    „Du hast mir nicht gesagt, wer du bist.“
    „Ich habe dir meinen Namen gesagt. Ich hätte wissen müssen, dass du dich nicht an ihn erinnerst. Ich war ja nur Richard, der Sohn der Köchin, der Sohn eines mexikanischen Chauffeurs. Ich brauchte ja niemals einen Nachnamen.“ Er klang nicht einmal verbittert.
    „Du hast mich verfolgt.“
    „Nein. Du bist eines Tages zu einem Meeting gekommen, und ich habe dich sofort erkannt. Im Gegensatz zu dir habe ich nichts vergessen.“
    „Um Himmels willen, ich habe dich über fünfzehn Jahre lang nicht gesehen“, sagte sie. „Wie zum Teufel hätte ich dich da erkennen sollen?“
    „Ist ja in Ordnung“, antwortete er ruhig. „Sei doch nicht so aufgebracht,
chica
. Es gibt keinen Grund, warum du hättest wissen müssen, wer ich bin, und ich wollte dich nicht erschrecken und es dir sagen. Du hast Recht, es ist sehr lange her. Es ist nicht wichtig. Ich war nicht der erste Mann, mit dem du geschlafen hast, und ich war nicht der letzte.“
    „Das hast du schön gesagt“, rief sie kalt.
    „Du weißt, wie ich das meine. Du warst seit damals bereits zwei Mal verheiratet …“
    „Da bist du wohl nicht ganz auf dem Laufenden. Ich habe mich gerade von meinem dritten Mann scheiden lassen. Nein, du warst nicht der Erste und ganz sicher nicht der Letzte. Ich kann kaum die Übersicht über meine Ehemänner behalten, ganz abgesehen von meinen Bettgeschichten …“
    „Bitte …“, sagte er sanft.
    „Bitte was? Soll ich nicht von Bettgeschichten sprechen? Aber genau das waren sie. Überall, zu jeder Zeit, auf jede mögliche Art und Weise, die du dir nur vorstellen kannst. Tut mir Leid, dass du ja inzwischen kein Interesse mehr an so etwas hast, ich hingegen ergreife jede Möglichkeit, die sich mir bietet.“
    Sie wollte ihn verletzen, beleidigen, doch stattdessen lächelte er sie nur liebevoll an. „Du führst ein sehr glückliches Leben, nicht wahr, Rachel-Ann?“
    „Geh zur Hölle“, murrte sie und lief wütend aus der Küche. Ihre Sandaletten lagen vor dem Bett neben dem bunten Überwurf. Consuelo hatte ihn vermutlich gemacht. Irgendwo in ihrem Schrank lag ein ähnlicher, den Consuelo ihr zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Rico versuchte nicht, sie aufzuhalten, stand nur im Türrahmen und beobachtete sie. Er war schlanker als damals, drahtiger. Als Teenager war er stark und jung und schön gewesen. Jetzt war er umwerfend.
    Sie schlüpfte in die Sandaletten, riss den Autoschlüssel vom Tisch und warf dabei versehentlich die Kondome auf den Boden. Sie starrte sie an, wie sie auf dem Teppich verstreut lagen. „Wahrscheinlich sollte ich die besser mitnehmen“, sagte sie. „Ich schätze, es wird mir nicht schwer fallen, jemanden zu finden, der sie auch benutzen will.“
    Endlich war es ihr gelungen, ihn aus der Ruhe zu bringen. Er ging einen Schritt auf sie zu, hielt dann inne und versuchte sichtlich, sich zusammenzureißen. „Du hast viel Talent darin, Menschen zu verletzen, Rachel-Ann“, sagte er ruhig. „Lass die Kondome hier. Wir werden sie das nächste Mal benutzen.“
    „Du kannst mich mal“, zischte sie.
    „Beim nächsten Mal, wie gesagt.“
    Sie knallte die Tür hinter sich zu, rannte die enge Treppe hinunter und auf die Straße, ohne sich Gedanken um ihre Sicherheit zu machen. Bei Tageslicht sah diese Gegend noch schlimmer aus, und drei Halbwüchsige standen an ihren BMW gelehnt und schielten hinein. Sie sahen hoch, als sie mit dem Schlüssel in der Hand näher kam, und sie musste sich zusammennehmen, um nicht wegzulaufen. Beim Wagen angekommen, trat einer der Jungen vor sie. Er war größer als sie, nicht älter als sechzehn, muskulös, mit tätowierten Wangen. Er sah Furcht erregend aus.
    Plötzlich rief jemand etwas auf Spanisch. Der Junge drehte sich um und sah mit einem Mal nicht mehr so gefährlich aus. Rico stand barfuß auf dem

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