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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wetten.“
    „Sie wollen immer noch weiterstreiten, was? Ich spreche davon zu schlafen, nicht davon, mit Ihnen zu schlafen, Darling.“ Wie üblich log er sie an. Natürlich wäre er am liebsten nach Hause gefahren, hätte sie die Treppe hinaufgetragen, ihr die Kleider vom Leib gerissen und all das getan, was er sich seit drei Tagen so bildlich vorstellte. Aber es war besser, dass sie das nicht wusste. Wenn er sie damit überraschte, hatte sie weniger Zeit, Einspruch zu erheben.
    Jilly wollte nicht, dass er sie aus dem Rollstuhl hob und auf den Autositz trug, aber sie hatte keine Wahl. Sie versteifte sich am ganzen Körper und machte es ihm damit nur noch schwerer, sie zu tragen, doch er hatte keine Lust zu diskutieren. Dazu war noch genug Zeit, wenn sie erst wieder zu Hause waren. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie dort erwartete. Stürmten Jackson und Dean noch immer durch die Gegend? Hatten sich diese blöden Geister vielleicht endgültig aus dem Haus verabschiedet? Schade nur, dass er genauso wenig an Geister glaubte wie Jilly. Rachel-Ann hingegen glaubte an sie. Sie hatten sie so geängstigt, dass sie weggerannt war. Gott sei Dank. Coltrane war kurz davor gewesen, über den Tisch hinweg Jackson an die Gurgel zu springen. Er konnte noch immer nicht fassen, wie Jackson das Knie seiner Tochter gestreichelt hatte.
    Sicherlich war es ein Erdbeben gewesen. Nur eines dieser kleineren Beben, an die er sich nach mehr als einem Jahr in Kalifornien bereits gewöhnt hatte. Oder vielleicht war Roofus unter dem Tisch von etwas gestochen worden. Oder … in der Casa de las Sombras spukte es tatsächlich. Aber wenn, dann handelte es sich sicherlich nicht um seine Mutter. Davon war er überzeugt.
    Die Straßen in Los Angeles waren niemals leer, doch jetzt, um zwei Uhr morgens, war der Verkehr einigermaßen ruhig. Er fuhr in gemächlichem Tempo und genoss das Fahrgefühl, als Jillys Stimme die Stille durchbrach.
    „Es ist nicht verboten, wenn …“ Sie hielt inne.
    „Was ist nicht verboten?“ Er wusste genau, was sie sagen wollte. Allerdings hatte er keine Ahnung, was er ihr entgegnen würde.
    „Ich meine, wenn man nicht wirklich blutsverwandt ist“, sagte sie endlich. „Dann ist es auch nicht verboten, wenn sie miteinander schlafen, oder?“
    Am liebsten hätte er jetzt einen Witz gemacht, sie wieder geärgert, aber es wollte ihm nicht gelingen. „Sie meinen Ihren Vater und Rachel-Ann“, stellte er fest.
    „Ich hatte niemals auch nur die geringste Ahnung“, sagte sie schwach. „Ich meine, ich wusste, dass er sie anbetet, aber das tun wir doch alle. Sie braucht viel Zuwendung, sie war immer so zart und schwach. Allerdings war ich davon ausgegangen, dass er sie nur väterlich liebt. Mir war es ganz egal, dass er sich nicht um mich kümmerte, denn ich habe ihn gehasst. Nicht so sehr wegen dem, was er mir, sondern was er den anderen angetan hat. Und einfach dafür, dass er der Mann ist, der er ist. Auf jeden Fall, da Rachel-Ann ja nicht mit ihm verwandt ist, ist es auch nicht wirklich Inzest, nicht wahr? Auch wenn es einen eigentümlichen … Beigeschmack hat. Und überhaupt, vielleicht habe ich mir das ja nur eingebildet. Vielleicht war ich ja doch eifersüchtig. Vielleicht …“
    „Seien Sie still, Jilly“, sagte er sanft. Er wollte ihre Hand nehmen und sie trösten, aber seine rechte Hand musste ja am Lenkrad bleiben, weil er die linke nicht benutzen konnte. „Sie haben sich das nicht nur eingebildet. Und ganz egal, ob es sich um Inzest handelt oder nicht, es ist auf jeden Fall falsch. Er ist der einzige Vater, den sie je gekannt hat. Rachel-Ann weiß, dass es krank ist. Ich glaube, Jackson weiß es auch, aber es ist ihm egal.“
    „Oh mein Gott“, schluchzte sie.
    „Er wird sie nicht bekommen, Jilly. Er wird sie mit seinen dreckigen Fingern nie mehr anfassen.“ Er hatte keine Ahnung, was sie von diesen Aussagen halten würde. Es spielte ja auch keine Rolle. Er würde seine Hände um Jackson Meyers sorgsam gebräunten Hals legen und zudrücken, wenn er seine Schwester jemals wieder belästigte.
    Jilly schwieg eine Weile. Dann sagte sie: „Ich vertraue Ihnen.“
    „Tun Sie das nicht. Ich bin niemand, dem sie jemals vertrauen sollten. Nur weil ich es nicht zulassen werde, dass Ihr Vater Rachel-Ann noch einmal berührt, heißt das nicht, dass ich nicht gefährlich bin. Vergessen Sie das niemals.“ Er konnte selbst nicht verstehen, warum er sie warnte. Vor allem, wo er sich doch vorgenommen hatte,

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