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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Abend werden, ehe Carina eintreffen konnte. Zeit genug also, in den Stadtteil Fana zu fahren und ihre Sachen bei Jonas abzuholen. Vielleicht kam sie sogar noch dazu, sich das Grieg-Museum anzuschauen. Dazu war sie bislang nicht gekommen.
    Die Begegnung mit Jonas wollte sie so kurz wie möglich halten. Er konnte sich seine Erklärungen, die bestimmt wortreichen Entschuldigungen sparen. Es gab nichts zu entschuldigen. Diesen Betrug konnte und wollte sie nicht verzeihen.
    Außerdem gab es keine gemeinsame Zukunft mehr für sie. Selbst wenn ihre Liebe zu Magnus keinen Bestand haben sollte, würde sie nicht zu Jonas zurückkehren. Es war vorbei. Endgültig. Die Liebe zu ihm war ein großer Irrtum gewesen.
    Nachdem sie einen Espresso getrunken hatte, ließ sie sich ein Taxi rufen.
    Wieso überraschte es sie kaum, dass es der alte Bengt war, der ihr wenig später die Wagentür aufhielt?
    »Hallo, Andrea! Nun, wie war die Fahrt mit dem Postschiff?« Er schien nicht überrascht, sie zu sehen.
    »Sehr beeindruckend. Ich bin froh, dass ich auf dich gehört habe, Bengt.«
    »Beeindruckend … ja, das ist die Landschaft ohne Zweifel. Aber du warst ja länger unterwegs.« Forschend sah er sie im Rückspiegel an. »Du hast sicher interessante Leute getroffen.«
    »Ja.«
    »Freut mich für dich.« Er fuhr ein paar Minuten schweigend weiter, dann fragte er: »Du willst trotzdem zurück ins Hotel?«
    »Nur meine restlichen Sachen holen.« Wieso rede ich mit diesem fremden alten Mann eigentlich über ganz private Dinge?, schoss es ihr durch den Kopf.
    »Vernünftig. Auf den Lofoten bist du auch besser aufgehoben als hier in Bergen.«
    »Aber … ich wollte nicht zurück auf die Lofoten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss mir wieder eine Anstellung in Deutschland suchen. Ich bin Ärztin und wollte eigentlich an einer Klinik in Bergen arbeiten. Doch diese Anstellung werde ich unter keinen Umständen annehmen.«
    »Hast du nicht Ole und die kleine Kim kennengelernt?« Bengt ging gar nicht auf ihre Bemerkung ein. Fast schien es, als hätte er schon gewusst, dass sie Ärztin war. »Ole ist ein weit entfernter Verwandter von mir.« Mit Schwung lenkte er den Wagen durch einen Kreisverkehr. »Man hat ihm vor Jahren sehr übel mitgespielt. Er wurde verleumdet und zu Unrecht eines Verbrechens bezichtigt.«
    »War er … eingesperrt?«
    »Nein. Er hat sich drei Jahre lang versteckt.« Bengt sah starr geradeaus, als er hinzufügte: »Bei mir. Ich habe eine Fischerhütte in der Nähe von Bodø. Da hat er gewohnt, gleich am Salt-Fjord. Wir haben immer gehofft, dass man den wahren Täter findet. Doch das ist nicht passiert.«
    »Was wirft man Ole denn vor?«
    »Er soll, gemeinsam mit zwei Komplizen, einen Juwelier niedergeschlagen und ausgeraubt haben.« Einen Moment lang war es still im Wagen, bevor er fortfuhr: »Die beiden sind von der Polizei bei ihrem Fluchtversuch erschossen worden. Den dritten Mann hat man nie gefasst. Auch die Beute ist seither verschwunden.«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Das traue ich Ole nie und nimmer zu. Er wirkt aufrichtig und nett. Und höchst besorgt um die kleine Kim. Wie geht es ihr? Weißt du das zufällig? Ich habe sie mal versorgt, als es ihr nicht gutging.«
    »Sie war Oles Enkelin. Vor zwei Wochen ist sie gestorben.«
    Andrea zuckte zusammen. »Aber nein! Ich habe sie doch vor kurzem noch gesehen.« Irritiert biss sie sich auf die Lippe. Kim … lachend und winkend hatte sie neben Magnus gestanden … Ein Trugbild? Eine Halluzination?
    Natürlich, es konnte gar nicht anders sein. Sie hatte sich doch gleich gesagt, dass es unmöglich Kim sein konnte, die da neben ihm gestanden und fröhlich gewinkt hatte. Aber es gab ja, darüber waren sich sogar seriöse Wissenschaftler einig, Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich nicht mit Logik und Verstand erklären ließen. Warum sollte sie nicht in dem Moment, da sie Kim zu sehen geglaubt hatte, eine besondere Verbindung zu dem Kind gehabt haben? Eine Kommunikation, die mit den normalen Maßstäben nicht greifbar, nicht erklärbar war?
    Normalerweise hielt Andrea nicht viel von Esoterik. Übersinnliches, Geisterhaftes, nicht Erklärbares … sie hatte es stets lächelnd abgetan. Doch jetzt, da sie sich seit einem Monat im Land der Feen und Trolle aufhielt, hatte sich ihre Einstellung geändert. An Zauberei glaubte sie immer noch nicht, doch vielleicht gab es ja wirklich diese rätselhafte Mystik, von der immer wieder gesprochen wurde.
    »Kim ist bei ihrer Familie

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