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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wir dieses weißhaarige Miststück um», sagte Loeb. Er war wütend und sprach mit dunkler, grollender Stimme. Außerdem hatte er Angst. Sechs Jahre lang hatte er jetzt unter Brunels Schutz gelebt, und nun kam er sich plötzlich verlassen vor. Unter Brunel ging es einem gut. Er war ein kleiner Mann, aber er hatte einen großen Verstand. Er war innerlich ein großer Mann. Wenn Brunel ein Wort sagte, dann sprang man schon, bei Gott, und das war gut so. Man tat, wie er einem geheißen, man bekam eine Menge Geld und jedes Jahr drei Monate Urlaub, konnte hinfahren, wo man wollte, wo einem die Polizei nichts anhaben konnte. Das war gut. Aber jetzt war Brunel nicht mehr. Loeb schüttelte den Kopf. Es war kaum zu glauben, kaum zu glauben, daß irgend jemand Brunel umbringen konnte.
    «Dieses Miststück bringen wir um», wiederholte er.
    «Nein», sagte Chance kalt. «Das würde uns nur Schwierigkeiten einbringen, und außerdem ist es sowieso nicht nötig, Pennyfeather sagt, sie hat eine akute Blinddarmentzündung. Sie müßte sofort operiert werden. Deshalb können wir sie einfach sterben lassen.
    Dann können wir dem Polizeiarzt aus Kigali eine hübsche natürliche Todesursache präsentieren.»
    Selby, ein Engländer mit sandfarbenem Haar, blaßblauen Augen und einem verkniffenen Mund, sagte: «Und Brunel? Sie werden uns Fragen stellen.»
    Chance breitete die Hände aus. «Wir sagen die Wahrheit. Sie hat ihn umgebracht, und wir wissen nicht, warum. Ganz einfach.»
    «Und was ist mit uns?» wollte Camacho wissen.
    «Was geschieht jetzt mit uns?»
    «Wir machen weiter wie zuvor», sagte Chance. «Wir erben das Anwesen. Ich werde einen Fälscher besorgen, der uns ein Testament schreibt, und da es niemand anfechten wird, gibt es keinerlei Probleme. Macht euch keine Sorgen, ich werde mich schon um euch kümmern.»
    «Du?» Camacho zog eine Augenbraue hoch. «Hat dir jemand den Auftrag gegeben?»
    «Ja, Jacko und ich. Hat jemand was dagegen?»
    Chance spürte, welche Macht er besaß, und es war ein wunderbares Gefühl. Diese Kerle waren stockdumm, ohne Brunel waren sie verloren. Hätte er Brunel eigenhändig umgebracht, dann würden sie ihn in animalischer Wut in Stücke gerissen haben, genau wie sie jetzt Lisa umbringen wollten. Aber so waren sie verängstigt und verzweifelt. Verzweifelt, weil sie einen neuen Führer brauchten. Seine persönliche Ausstrahlung würde sie biegen wie Schilfrohr. Das spürte er.
    Alles hing davon ab, daß er genug Selbstvertrauen besaß. Das war es gewesen, was Brunel gehabt hatte, vor allem andern. Nun hatte er es gefunden und in sich selbst freigesetzt, und er war beinahe betäubt von der Macht, die es ihm verlieh.
    Die Männer schauten sich unsicher an, und Chance lachte. «Ihr verdammten Idioten», sagte er. «Ihr kennt nichts anderes als Bonaccord. Brunel hat hier gewohnt, aber sein Geld hat er woanders gemacht. Er war ein großes Tier, hatte ein Dutzend einträglicher Sachen laufen. Ich weiß über alles Bescheid.» Das war gelogen, aber es klang überzeugend. Brunel hatte über seine Unternehmungen Buch geführt, und Chance war sicher, daß er aus den Unterlagen in seinem Arbeitszimmer alles Nötige erfahren würde. «Ich bin der einzige, der die Organisation weiterführen kann, der einzige, der dafür sorgen kann, daß auch in Zukunft die Beute hereinkommt. Wenn ihr nichts davon abhaben wollt, könnt ihr jederzeit gehen. Ich kann euch innerhalb einer Woche ersetzen, jeden einzelnen von euch.»
    «Immer mit der Ruhe», sagte Selby. «Kein Mensch hat gesagt, daß er gehen will. Glaubst du, daß du Brunel ersetzen und alles genauso gut machen kannst wie er?»
    «Ich werde es besser machen, Selby», sagte Chance ruhig und strich sich mit der Hand über sein Silberhaar.
    «Brunel hatte in letzter Zeit ein bißchen den Überblick verloren. Bei drei oder vier Projekten war er schon seit Monaten keinen Schritt weitergekommen.» Er blickte einen nach dem andern an, sammelte sie unter seinem Befehl, denn er wußte, daß sie ihm gehörten. So also mußte es für Brunel gewesen sein. Gott, es war ja so leicht …
    «Okay», sagte Loeb. «Was geschieht jetzt?»
    «Normale Routine.» Chance setzte sich in Brunels Stuhl und streckte die Beine von sich. «Du fährst ins Dorf hinunter, Loeb, und sagst den Leuten, daß Brunel tot ist. Sie werden sich weiter nichts dabei denken, aber vermeide jedes Aufsehen. Die Arbeit geht weiter wie immer.»
    «Was machen wir mit Brunel?» Selby machte eine Kopfbewegung zur

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