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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ein halbdutzendmal für Giles getan. Eine blutende Ader hochholen und abklemmen; die nächste, und abklemmen. Und noch einmal.
    Der Einschnitt war jetzt schon von einem kleinen Wald metallener Haken umgeben. Mit Tupfern trocknen. Anfangen, die Haken nachzusetzen. Ein Problem, wenn eine Ader noch blutet – schwierig, sie ohne Hilfe abzubinden. Verdammt, Giles hätte sich seine gesunde Hand sterilisieren sollen, um ihr helfen zu können.
    Aber dafür war es jetzt zu spät.
    Sie hatte Glück. Nichts blutete.
    Jetzt die äußeren Muskeln. Die Fasern vorsichtig mit der Schere lockern. Mit je einem Finger der rechten und linken Hand hineingreifen. Den Muskel auf der Länge des Einschnitts spalten. Die Finger – hoffentlich waren sie steril. Sie müßten eigentlich, aber warum, zum Teufel, schleppte Giles so viele Instrumente und Mittelchen mit sich herum, nur keine Gummihandschuhe? Glaubte er, er könne die Bakterien totreden?
    Er redete jetzt, ruhig und aufmunternd. Er mußte schon die ganze Zeit geredet haben, aber sie merkte erst jetzt, daß ihre Hände seinen Anweisungen folgten.
    «Sehr gut, Liebling. Jetzt die Klemme. So ist’s fein. Man braucht ein schönes Loch, in dem man arbeiten kann. Wie schaut’s bei dir aus, Willie? Gut – gut. Jetzt die innere Muskelschicht teilen, Liebling. Die Fasern verlaufen in der anderen Richtung. Ja, so. Wunderbar, wie du das machst. Die zweite Klemme. Gut, jetzt muß ich mir das mal angucken.»
    Sie richtete sich auf, und er beugte sich vor, um mit angehaltenem Atem in die Höhlung zu blicken. Einen Augenblick später sah er sie an und grinste. «Wie eine Zeichnung im Lehrbuch. Schau nicht so bekümmert, es läuft alles bestens. Siehst du jetzt diese weiße Membran? Was ist das gleich wieder? Ich hab’s vergessen. Ach ja, das Bauchfell. Genauso aufschlitzen wie beim erstenmal. Um Himmels willen, nein! Nicht mit dem Skalpell, sonst schneidest du in die darunterliegenden Darmschlingen. Nur ein kleiner Schnitt mit der Schere, und dann mit dem Finger durch das Loch fahren, bevor du weiterschneidest.»
    Zwei Minuten später holte sie vorsichtig mit dem Finger den Appendix heraus, ein dünnes Röhrchen, knapp anderthalb Zentimeter im Durchmesser und acht Zentimeter lang, angeschwollen und entzündet.
    «Keine Minute zu früh», sagte Pennyfeather und betrachtete ihn stirnrunzelnd. «Richtig, das Ende mit der Pinzette fassen. Ich kann sie für dich halten. Siehst du jetzt diese Arterie, die in der Fettschicht eingebettet ist? Die mußt du abbinden.»
    «Einen Moment mal, mir läuft der Schweiß in die Augen. Und an den Armen herunter. Warum, zum Teufel, hast du mir nicht gesagt, daß ich Schweißbänder anlegen soll? Willie, trockne mich ab. Du kannst schon mal eine halbe Minute unterbrechen.» Sie hielt im Knien die Hände über den Kopf, während Willie ihr Gesicht, Körper und Arme mit einem Handtuch abwischte. «Danke.» Sie ließ die Arme wieder sinken und wollte die Abbindung vornehmen, doch plötzlich hielt sie inne. «Oh, mein Gott – meine Hände zittern, Giles.»
    «Achte nicht darauf», sagte er ungerührt. «Das hört auf, sobald du ihnen was zu tun gibst. Mach weiter, binde die Arterie ab.»
    Erstaunlicherweise hatte er recht. Unter seiner Anleitung band sie die Arterie ab, machte eine Tabaksbeutelnaht, quetschte die Basis des Appendix mit einer Arterienpinzette, band ihn oberhalb der Quetschfurche fest ab und nahm dann das Skalpell für den letzten, endgültigen Schnitt zur Hand.
    Skalpell, Appendix und Pinzette fielen gleichzeitig auf die Ölleinwand. Sie wollte sich ausruhen, aber sie wußte, daß der langwierigste Teil der Arbeit noch vor ihr lag, das Nähen.
    «Super», sagte Pennyfeather. «Und jetzt versenkst du den Stumpf in das Zökum.»
    Sie hob den Kopf und starrte ihn an. «Was?»
    «Den Stummel in den Blinddarm schieben.»
    «Warum sagst du das denn nicht gleich?»
    Er kicherte. «Immer mit der Ruhe, Liebling. Gut. Jetzt zieh den Darm der Tabaksbeutelnaht fest und binde ihn ab. Ich zähle die Tupfer.» Beim Nähen war sie langsam und ungeschickt. Erst die weiße Membran, dann die beiden Muskelschichten.
    Als sie die Klemmen beiseite legte, sagte Giles: «Nimm ihr jetzt die Maske ab, Willie. Wir brauchen nicht mehr lange.»
    Sie verwendete Nylonfaden, um den äußeren Einschnitt mit einzelnen Nähten im Abstand von knapp anderthalb Zentimeter zu nähen. Als sie beim letzten Stich den Faden abschnitt, begannen ihr die Hände wieder zu zittern, aber jetzt

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