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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gutes Zeichen.»
    Willie beugte sich noch tiefer über sie, bis seine Stirn beinahe die Decke neben Lisas Gesicht berührte, und lauschte. Sie bewegte sich. Ihr Kopf drehte sich, und ihre Wange berührte die seine. Modesty hatte sich die Hände fertig abgetrocknet und sagte: «Wir machen die Lampe besser aus, um zu sparen, es sei denn, du brauchst das Licht noch, um zu sehen, wie es ihr geht, Giles.»
    «Bitte? Nein, mach nur. Wenn sie zu sich kommt, müssen wir sie umbetten. Dabei muß mir einer helfen.
    Aber fürs erste kannst du das Licht ausmachen. Ich höre es, wenn sie sich bewegt. Sag mal, willst du nicht endlich aufhören, mit ihr rumzuschmusen, Willie?»
    «Halt den Mund!» flüsterte Willie erregt.
    Sie starrten ihn beide an. Er kniete noch immer neben Lisas Kopf, tief hinabgebeugt, und drückte jetzt mit der Hand ihren Kopf an seine Wange. Nach einer Weile richtete er sich langsam auf und sah einen nach dem andern an. Sein Gesicht war bleich unter der Bräune.
    «Hast du gesagt, sie hört Stimmen?» fragte er.
    Giles blinzelte ihn an. «Ja. Das ist nichts Ungewöhnliches. Akustische Halluzinationen.»
    «So? Dann werde ich dir mal was Ungewöhnliches erzählen. Ich kann sie auch hören!»
    Mehrere Sekunden lang war es mäuschenstill in der Höhle. Willie sah Modesty an und winkte sie mit der Hand herbei, indem er gleichzeitig auf den Knien von Lisas Lager abrückte. «Du mußt dein Ohr dicht auf ihren Backenknochen pressen», sagte er. Sie nahm seinen Platz ein und beugte sich hinab. Dünne, unendlich ferne Stimmen piepsten im Chor, leise und gedämpft wie durch das Fleisch und die Knochen des Kopfes, in dem sie erklangen, eher zu fühlen, denn zu hören, und doch waren die Worte, die in einem Singsang vorgetragenen Worte, gerade eben verständlich.
    …
Sei jetzt stark, Lisa. Du bist unser Kind, und wir sind zufrieden mit dir. Der Feind ist tot. Brunel starb unter deiner Hand, und wir sind zufrieden mit dir. Sammle deine Kräfte
,
Lisa. Vergiß allen Schmerz und alle Schwäche. Dies ist die letzte Prüfung, die letzte Prüfung, bevor dir die Freiheit und der Frieden zuteil werden, die wir für dich bereithalten. Wir haben dich in die Hände der letzten Feinde fallenlassen, damit du sie vernichten kannst. Hab keine Angst. Du bist unser Kind, und wir sind deine Schutzengel. Suche nach einem Weg, Lisa. Du wirst Waffen in deiner Nähe finden. Sei auf der Hut, Kind, denn die letzten Feinde sind schlau. Suche nach einem Revolver und vernichte sie

    Modesty richtete sich auf, mit versteinertem Gesicht, und bedeutete Giles, ihren Platz einzunehmen. Eine Minute später hob er sein entgeistertes Gesicht von der Decke neben Lisas Kopf und sagte vor Wut bebend:
    «Da sind tatsächlich Stimmen in ihrem Kopf! Wie, zum Teufel, stellen die das an?»
    Modesty sah Willie an, der sich mit der Hand den Schweiß vom Gesicht wischte. Er sagte: «Mein Gott, hab ich mich erschreckt. Das ist ja gespenstisch.»
    «Gespenstisch?» fuhr Pennyfeather ihn mit wuterstickter Stimme an. «Was ist denn daran gespenstisch? Es sind
Menschen
, bei Gott, keine Geister! Es sind diese
Dreckskerle
! Wie, zum Teufel, stellen sie das an?» Mit seinen in Lumpen gehüllten Füßen, seiner Robinson-Hose, seinem eingefallenen Gesicht, dem struppigen Haar und den schlaksigen Gliedern sah er aus wie eine wahnsinnig gewordene Vogelscheuche, die da am Boden kauerte, aber irgendwie hatte er nichts Lächerliches an sich. Die Kraft seines Zorns schien die ganze Höhle zu erfüllen.
    Modesty sagte: «Ein Miniaturempfänger, Willie? Wie groß muß so ein Ding sein, damit es noch funktioniert?»
    Willie kauerte sich hin und schaute auf das bewußtlose Gesicht unter dem weißen Haar. «Man kann bis unter Kirschkerngröße gehen, solange der Sender ein starkes Kurzwellensignal aussendet. Heute läßt man Patienten Pillen schlucken, in die kleine Sender eingebaut sind. Und dann gibt es Schrittmacher. Für die Leistung, die sie erbringen, sind sie ziemlich klein, und sie brauchen viel mehr Saft als so was hier.»
    «Also wäre es möglich?»
    «Es ist theoretisch möglich, seit es Miniaturschaltungen gibt. Und jetzt hat es jemand verwirklicht. Brunel hat einen Halunken gefunden, der es für ihn gemacht hat. Man braucht wahrscheinlich eine Mallory-Zelle als Energiequelle oder, noch besser, eine Nuklearbatterie. Und einen Umwandler, der die elektrischen Impulse aus der Miniaturschaltung umwandelt.» Er nickte. «Das wäre alles auf so kleinem Raum

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