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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ihre Schulter. Willie sackte an der Wand des Holzhäuschens zusammen und konzentrierte sich mit großer Mühe darauf, den Kaffeebecher nicht fallen zu lassen und nichts zu verschütten. Sie versuchte ihn zu halten, aber ihre Kräfte verließen sie, und noch während er zu Boden sank, fiel sie schwer über seine Beine.
    Sie hatte noch einen ganz kurzen Augenblick bitterer Klarheit, in dem sie Giles Pennyfeather den Kaffee trinken und bewußtlos über dem Tisch zusammensinken sah. Und Madame Nowikow beobachtete ihn mit ihren traurigen, schönen Augen. Sie hörte Willie mühsam mit der Stimme eines Betrunkenen sagen: «Ein Prozent – Lisa … Sie hat mich reingelegt …» Dann schlugen dunkle Wellen über ihr zusammen und zogen sie in die Tiefe.
    Drei Minuten später kam die Frau in dem braunen Kleid, über dem sie jetzt zum Schutz gegen die Kälte einen Mantel trug, aus dem Bauernhaus und ging den schmalen Pfad entlang. Sie beschattete die Taschenlampe mit der Hand und beleuchtete kurz zwei leblose Gestalten. Sie schaltete die Lampe aus und stieg den Hang zu dem Kamm der niedrigen Anhöhe hinauf.
    Von dort blickte sie über das Tal, richtete die Taschenlampe aus und ließ sie langsam und präzise sechsmal aufleuchten.
    Vibration. Das gedämpfte Dröhnen von Motoren. Der Kopf hing ihr auf die Brust hinab. Der Mund war trocken und klebrig. Ihr war übel.
    Sie hob den Kopf und atmete tief durch, um die Übelkeit zu überwinden. Willie Garvins Stimme sagte: «Ruhig bleiben, Prinzessin.» Er brauchte nicht laut zu sprechen. Es war still in dem Flugzeug. Ihre Augen waren noch geschlossen, und sie behielt sie zu, während sie das unausbleibliche Angstgefühl niederkämpfte, es absorbierte, es zu fassen bekam und in jene dunkle Leere in ihrem Innern verbannte, wo es ihre Verteidigungsbereitschaft nicht beeinträchtigen konnte.
    Zwei Minuten verstrichen. Sie schlug die Augen auf, drehte den Kopf und nickte Willie zu. Dann schaute sie sich um. Später konnte sie sich die Zeit nehmen, sich Vorwürfe zu machen, daß sie in diese Falle gegangen war, aber im Augenblick konzentrierte sie sich ganz auf die Einschätzung der Situation.
    Eine Dakota, mit abgewandelter Bestuhlung; mehrere Sitze waren entfernt worden, um mehr Raum und Bequemlichkeit zu schaffen. Ein Abschnitt der Kabine durch eine Trennwand abgeteilt. Wahrscheinlich eine Schlafkoje. Das Privatflugzeug eines reichen Mannes, bestens ausgestattet. Sie saß in einem Doppelsitz. Neben ihr Giles Pennyfeather, noch bewußtlos. An Stelle eines normalen Sicherheitsgurts hielten ihn zwei gekreuzte Riemen aufrecht in seinem Sessel. Sie selbst war genauso angeschnallt. Links von ihr saß Willie Garvin. Sie waren alle drei in Zwangsjacken gesteckt worden. Willie saß nicht in einem normalen Sitz. Quer über seinen Schoß geschnallte Gurte und Riemen an den Knöcheln fesselten ihn auf einen einfachen Holzstuhl, dessen vier Beine mit stählernen Bügeln in den am Boden angeschraubten Halterungen befestigt waren.
    Es gab Anzeichen dafür, daß die Vorrichtung in aller Eile hergestellt worden war, und das verstand sie nicht, denn es waren genügend freie Sitze vorhanden. Durch das Fenster hinter Willie konnte sie die dünnen grauen Wolken und einen goldenen Streifen am Horizont sehen. Es war also kurz vor Tagesanbruch, und sie flogen nach Süden. Wahrscheinlich nach Ruanda.
    In dem Doppelsitz ihr gegenüber saß Brunel neben einem blassen Mädchen mit einer Sonnenbrille. Sie hatte ein schön geschnittenes Gesicht und kurzes Haar, aschblond. Nein, weiß. Also war es Lisa. Backbords sah sie Adrian Chance allein in einem Sessel sitzen, und wenn sie den Kopf drehte, konnte sie weiter achtern Jacko Muktar sehen. Jacko schaute aus dem Fenster.
    Chance las in einer Zeitschrift.
    Sie ignorierten sie. Als Jacko sich einen Moment umblickte und als Chance von seiner Zeitschrift aufschaute, gingen ihre Blicke durch sie hindurch, als sei ihr Sitz leer. Das war gar nicht ihre Art. Es mußte irgendeine Taktik sein. Sie schob den Gedanken beiseite, um später darüber nachzudenken.
    Von Madame Nowikow keine Spur. Aber die Frau in dem Bauernhaus, die Frau, die ihnen den mit einer Droge versetzten Kaffee serviert hatte, war nicht die Frau Mischa Nowikows gewesen. Das war jetzt erschütternd klar. Eine nicht auf solche Dinge trainierte russische Hausfrau wäre niemals einer so perfekten Täuschung fähig gewesen. Sicher war sie eine von Brunels Kontaktleuten; er hatte sie eigens für diese Aufgabe

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