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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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angeheuert, und sie hatte ihre Rolle vorzüglich gespielt. Brunel wußte, wo er die Talente fand, die er jeweils brauchte.
    Die Falle war genial ausgedacht gewesen – und doch im Grunde einfach. Erst Blaise und Garvin eine Beteiligung anbieten und die Gelegenheit dazu nutzen, ihre Reaktion auf die Erwähnung brutaler Folterung testen. Dann Nowikows Frau als armes Opfer hinstellen und Lisa dazu benutzen, Willie Garvin gegenüber diese Tatsache auszuplaudern. Unterdessen aber Nowikows Frau gegen jemanden anderen auswechseln, der raffiniert genug ist, ihre Rolle zu spielen. Dann einfach auf die erwartete Reaktion warten. Blaise und Garvin erscheinen wutentbrannt auf der Bildfläche, auf Schwierigkeiten von allen Seiten gefaßt – nur nicht von dem vermeintlichen Opfer. Und dieses serviert ihnen in aller Gemütsruhe mit einer Droge vermischten Kaffee. Kein Ärger, keine Gewalttätigkeiten, keine Probleme.
    Und die echte Madame Nowikow? Unmöglich, festzustellen, wann der Austausch vollzogen worden war, aber die Frau, die vor einer Woche aus der Schweiz nach Frankreich zurückgekehrt war, mußte schon die falsche gewesen sein. Ja – das wäre ziemlich genau der Zeitpunkt gewesen, an dem Brunel Lisa beauftragt hatte, den Köder für Willie Garvin auszulegen, in letzter Minute durchblicken zu lassen, daß Brunel Nowikows Frau aufgespürt habe. Wahrscheinlich hatte Brunel die Frau gleich nach Nowikows Flucht ausfindig gemacht, sie befragt und schließlich umgebracht.
    Wenn es sich so abgespielt hatte, dann hatte sie die Antworten auf seine Fragen wohl nicht gewußt.
    Alles war mit makelloser Präzision geplant worden.
    Der einzige Silberstreif am Horizont war, daß Giles, allerdings aus persönlichen Gründen, abgestritten hatte, die Koordinaten zu kennen, als Madame Nowikow ihn danach gefragt hatte. Modesty wurde es jetzt klar, daß ihr eigener Instinkt in diesem Moment sie nicht getrogen hatte; aber sie hätte mehr darüber nachdenken, sich fragen sollen, warum etwas, das tiefer lag als der Verstand, sie gewarnt hatte. Wenn sie nur – aber jetzt war es zu spät.
    Vorsichtig prüfte sie die Zwangsjacke, nicht auf Festigkeit, das wäre Zeitverschwendung gewesen, aber darauf, wieviel Bewegungsfreiheit ihr die Segeltuchärmel und die Gurte ließen, die von den zugenähten Ärmelenden zu der Schnalle auf ihrem Rücken liefen und ihre Ärmel in der Art festhielten, daß sie sich gleichsam selbst umarmte.
    Zwangsjacken waren dafür da, Leute einzuengen, die den Verstand verloren hatten. Man konnte sich aus einer solchen Jacke befreien, wenn man wußte, wie man es anstellen mußte, wenn man ein bißchen Zeit hatte; etwa zwei Minuten, wenn man stark und elastisch war und die Ärmel und Gurte einem wenigstens noch ein bißchen Spielraum ließen. Man lockerte die Jacke, soweit es das Material zuließ, und schob dann den oberen von den überkreuzten Armen so weit hinauf, daß man die Hand über die andere Schulter brachte. Es war leichter, wenn man auf dem Rücken lag und mit den Füßen voran über den Boden rutschen konnte; dadurch konnte man den Haltegurt den Rücken hinaufschieben. Wenn man dann die eine Hand über die Schulter gebracht hatte, zwängte man den Kopf durch die Armbeuge und war damit schon fast am Ziel. Sobald man einmal beide Arme nach vorn gebracht hatte, war es ein Kinderspiel, mit dem Fuß auf den Gurt zu treten, der die beiden Ärmel verband, und sich die Jacke einfach über den Kopf zu ziehen.
    Aber man konnte sich nicht aus einer Zwangsjacke befreien, wenn man unter Bewachung stand, und die beiden Diagonalgurte, mit denen sie am Sessel festgeschnallt war, würden sich als ein – vielleicht unüberwindliches – Hindernis erweisen. Willie dagegen hätte es schaffen können. Die Gurte, die ihn an den Stuhl fesselten, würden ihn nicht hindern. Er würde einen Fuß freibekommen müssen, aber die Riemen, mit denen seine Fußgelenke an die Stuhlbeine geschnallt waren, waren nur anderthalb Zentimeter breit. Er konnte einen davon zerreißen, indem er den Fuß bewegte und das Stuhlbein als Knebel benutzte.
    Sie sah jetzt, daß er sich schon vorbereitet hatte, denn der Gurt auf seinem Rücken war viel höher als ihrer. Er ließ jedoch keine Bewegung erkennen. Sein Gesicht war noch blaß von den Nachwirkungen der Droge. Er saß ein bißchen zusammengesunken auf dem Stuhl und blickte geistesabwesend auf die Rückseite der Zeitschrift, in der Adrian Chance las.
Autocar
.
    Sie unterbrach ihre Bestandsaufnahme für

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