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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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einen Revolver an den Hinterkopf gehalten, bis sie mich wieder festgeschnallt hatten. Weißt du, wo wir sind?»
    «Wir überfliegen gerade die nordafrikanische Küste. Wahrscheinlich werden wir auf einem kleinen Flugfeld zwischenlanden, um aufzutanken, und dann gleich Richtung Ruanda weiterfliegen.»
    «Meinst du, wir bekommen eine Gelegenheit, diese Scheißkerle auszuschalten?»
    «Fürs erste noch nicht. Sie werden uns angeschnallt lassen, bis wir in Ruanda sind. Und dann – na ja, vielleicht ergibt sich etwas. Wir müssen auf der Hut sein und sofort zugreifen.»
    Als müsse er einen Fehler einbekennen, sagte er:
    «Weißt du, ich habe ein bißchen den Boden unter den Füßen verloren. Ich meine, du wirst mir sagen müssen, was ich tun soll. Ich bin kein Willie Garvin, aber ich will mein Bestes tun.»
    «Ja, ich weiß, daß du es tun wirst.»
    Er grübelte eine Weile. Seine Augen ruhten auf Jacko, der auf der anderen Seite des Ganges saß, und er verzog sein mageres, müdes Gesicht zu einer Grimasse, halb grinsend, halb wütend, als er sagte: «Die mußten sich ganz schön anstrengen, nicht? Willie hatte nicht die geringste Chance gegen die beiden, angeschnallt, wie er war. Aber beim Himmel, er hätte es trotzdem beinahe geschafft. Ich möchte wetten, du bist stolz auf ihn, und das will was heißen.»
    Ja, das wollte etwas heißen. Sie würde wieder daran denken, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn es den für sie noch gab. Aber im Augenblick tat es zu sehr weh.
    Brunel trat aus dem Cockpit. Er musterte Lisa, dann Chance und Jacko, setzte sich dann Modesty gegenüber und sah ihr ins Gesicht. Sie begegnete seinem Blick, ohne die Miene zu verziehen. Er starrte sie nicht an, sondern schaute einfach, und sie erwiderte seinen Blick.
    Etwa zwei Minuten hielt jeder dem Blick des andern stand, dann lächelte Brunel ruhig und nahm ein Buch zur Hand. Zu Chance gewandt sagte er: «Unser Gast hat Blut am Kinn. Weck Lisa auf und sag ihr, sie soll es ihr abwischen.»
    Als das Mädchen wachgerüttelt wurde, bewegte es sich wie ein Roboter, mit ausdruckslosen Augen. Sie hatte ihre dunkle Sonnenbrille jetzt abgenommen. Aus einer Bordapotheke holte sie Watte und eine kleine Flasche mit einer antiseptischen Flüssigkeit. Die Flüssigkeit war kalt und brannte, als sie das getrocknete Blut von Modestys Kinn und Mund abwischte. Als sie fertig war, blieb sie vor Modesty stehen und schaute mit stumpfen Augen auf sie hinunter, bis Brunel sagte:
    «Geh, setz dich wieder hin.»
    Er stand auf und beugte sich vor, um ihr Gesicht zu betrachten. «So ist’s besser», sagte er. Der mitfühlende Unterton in seiner Stimme verwirrte sie. Sie erwiderte seinen Blick, ohne irgendeine Regung zu verraten. «Es hat aufgehört zu bluten», sagte er. «Ich hoffe, so ist es angenehmer für Sie.» Er lächelte, holte aus und schlug sie mit der harten Kante des Buches, das er noch in der Hand hielt. Der Schlag kam so völlig unerwartet, daß sie überhaupt nicht reagierte. Der Kopf dröhnte ihr, und sie spürte, wie ihr frisches Blut aus der aufgeplatzten Lippe das Kinn hinabrann.
    Pennyfeather bäumte sich gegen seine Gurte auf und beschimpfte Brunel unflätig. Brunel ignorierte ihn und setzte sich. Er schlug das Buch auf und begann zu lesen.
    Modesty versuchte verzweifelt, ihrer Verwirrung Herr zu werden und einen klaren Gedanken zu fassen.
    Der Schlag, der Schmerz, das war gar nichts. Aber die Tatsache, daß sie nicht begriff, was er damit bezweckte, daß sie sein Motiv nicht durchschaute, machte ihr sehr zu schaffen. Daß er ein Motiv hatte, dessen war sie sicher. Aber sie konnte es nicht erraten. Sie wußte, daß bei allen Auseinandersetzungen der Wille der entscheidende Faktor ist. Sie hatte gelernt, ihren eigenen Willen zu stärken, ihn so intensiv zu bündeln, daß er ihren geistigen und körperlichen Triebfedern Spannung verlieh, wenn sie es wünschte. Aber um einen Gegner zu bezwingen, mußte man ihn kennen, Ursache und Wirkung in seinem Wesen verstehen. Auf diesem Gebiet verwirrte Brunel sie. Sie wußte nicht, warum er Willie Garvin auf solche Weise und zu einem solchen Zeitpunkt getötet hatte, wußte nicht, warum er Lisa befohlen hatte, sich um ihre kleine Verletzung zu kümmern, und sie dann selbst verletzt hatte. Er war unergründlich, und sie hatte es nie zuvor mit einem unergründlichen Gegner zu tun gehabt. Panik regte sich in ihr, aber sie unterdrückte diese Anwandlung energisch, denn sie war sich bewußt, daß sie sich in der subtilsten

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