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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Instinkt hatte recht behalten.
    In Willies Gesellschaft fühlte sie keine Scham oder Verlegenheit wegen ihrer Verunstaltung. Er ignorierte sie nicht, sondern nahm sie als selbstverständlich hin.
    Diese Selbstverständlichkeit war so vollkommen, daß sie sich nun von ihm die Stahlprothese anschnallen oder den juckenden Stumpf massieren lassen konnte, ohne die geringste Angst, er könnte Ekel empfinden.
    Sie hatten eine unausgesprochene Übereinkunft, ihre Beziehung ganz frei zu halten. Willie war oft fort.
    Sie wußte, daß es da manchmal andere Frauen gab.
    Wenn er zurückkam war sie immer froh. In derselben Weise betrachtete er sie nicht als gesicherten Besitz. Es bestand stets die schweigende, aber unmißverständliche Abmachung, daß er es ohne Frage oder Zorn hinnehmen würde, falls sie je mit ihm Schluß machen wollte.
    Ihre Gedanken wandten sich plötzlich der quälenden Sorge zu, über die sie während der letzten zwei Monate schon einige Male gern gesprochen hätte. Sie war nicht ganz sicher, was sie zurückhielt. Vielleicht Stolz, Widerstreben, ein in sie gesetztes Vertrauen zu brechen.
    Sogar ein wenig Angst, was dabei herauskommen könnte, wenn Willie sich entschloß, einzugreifen.
    In der Dunkelheit sagte er: «Was ist es, Jan?»
    «Was meinst du?»
    «Du hast irgendetwas. Ich will nicht neugierig sein. Eine Zeitlang dachte ich, daß du vielleicht mit mir Schluß machen willst, aber so sieht es jetzt nicht aus. Wenn es also irgendetwas ist, wobei ich dir helfen kann, sag es mir einfach.»
    Sie stützte sich auf den Ellbogen, schaltete die Nachttischlampe ein, schaute auf ihn hinunter und versuchte, zu einem Entschluß zu kommen. Er berührte ihr Haar und sagte: «Es hängt nur von dir ab, Liebling.»
    Ohne sich bewußt entschlossen zu haben, sagte sie:
    «Was macht man gegen eine Erpressung, Willie?»
    Er starrte sie an. «Du?»
    «Nein.» Sie zögerte ein wenig und setzte fort: «Fiona, meine jüngere Schwester. Sie ist in New York mit einem Industriemagnaten verheiratet und war vor ein paar Wochen auf einen Blitzbesuch da. Du warst damals nicht hier.»
    «Irgendjemand nimmt sie aus?»
    «Schon seit zwei Jahren. Sie ist zusammengebrochen und hat es mir erzählt, aber ich glaube, nachher hat es ihr leid getan.»
    «Womit wird sie erpreßt?»
    «Sie hatte vor drei Jahren eine Affäre mit irgendeinem Mann. Die Sache ist schon lange vorbei, und ich weiß keine Details; aber jemand anders.»
    «Am besten, sie geht zu ihrem Industriemagnaten, erzählt ihm alles und bittet ihn um Verzeihung.»
    «Du kennst Tommy Langford nicht. Er würde sie am liebsten kreuzigen. Außerdem sind da noch die Kinder.»
    «Weiß sie, wer es ist?»
    Lady Janet schüttelte den Kopf. «Nicht der Ex-Liebhaber. Er ist an einem Herzinfarkt gestorben.»
    «Hat der Erpresser Beweise?»
    «Sie glaubt nicht. Aber das ist nicht unbedingt nötig. Sie
wissen
Bescheid. Wo und wann und wer. Sie könnte es Tommy gegenüber nicht abstreiten, wenn sie es ihm sagen.»
    «Sie?»
    «Zuerst hat ihr eine Nonne die Daumenschrauben angelegt. Eine schottische Nonne. Aber Fiona ist sicher, daß jemand dahintersteckt.»
    «Eine Nonne? Du meinst, eine falsche?»
    «Ich glaube schon. Eine echte wird kaum in so etwas verwickelt sein.»
    «Kein Erpresserbrief? Sie haben nur die Nonne hingeschickt?»
    «Von einem Brief weiß ich nichts, Willie. Ich wußte nicht genau, welche Fragen ich stellen sollte.»
    Er nahm ihre Hand. «Natürlich weißt du das nicht. Hat dir Fiona gesagt, wieviel sie bis jetzt bezahlt hat?»
    «Die Gesamtsumme weiß ich nicht genau, aber es sind monatlich 1000 Dollar.»
    «
Was
? So wenig? Regelmäßig? Wie wird es übermittelt?»
    «Durch Transfer von ihrem Konto auf das Konto irgendeines Wohltätigkeitsfonds bei einer Bank in Macao.»
    «Weißt du, wie die Bank heißt?»
    «Fiona sagte es mir, aber ich erinnere mich nur, daß es mit novo anfing und ein Wort wie provident darin vorkam.»
    «Die
Novo Banco Previdente e Comercial de Macao

    Sie blickte erstaunt auf ihn nieder. «Ja, ich bin sicher, daß sie das gesagt hat. Willie, woher weißt du das?»
    «Wir haben in Macao und Hongkong Geschäfte gemacht.» Er sprach geistesabwesend, mit seinen Gedanken beschäftigt. «Die New Provident!? Na, das ist eine Sache. Und der Wohltätigkeitstrick bedeutet, daß alles ganz hübsch und legal durch die Devisenkontrolle erledigt wird.» Er dachte einige Augenblicke nach und runzelte die Stirn. «Aber es ist zu wenig, Jan. 1000 Dollar im Monat

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