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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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waren. Das ganze Gebiet war kleiner als der Kennedy-Flughafen, wo er einmal gelandet war, aber in dieser Winzigkeit lagen Vorteile.
    Weil Macao klein war, hatte China kein Verlangen danach. Wie das weniger als eine Stunde im Luftkissenboot östlich gelegene Hongkong war es eine Pore des Handels, durch die der Riese atmen konnte. Mr. Wu Smith war mit der Regierung der Kolonie einverstanden. Die Verantwortlichen gegenüber Lissabon ließen es nicht zu, daß Macao zu einem Pfuhl des Lasters und Verbrechens wurde, obwohl sich dieser Mythos im Westen zäh hielt. Zugleich waren sie jedoch in kommerziellen Angelegenheiten voraussehend und verständnisvoll und kannten den Wert und die Notwendigkeit unsichtbarer Exporte. Freier Goldhandel. Ein Import von 22 Tonnen jährlich, nichts davon offiziell, natürlich. Das Gold wurde in kleinen Mengen über den ganzen Fernen Osten verteilt, an Leute, die sich nie auf Papier verlassen würden und die hohe Prämien zahlten, um das gelbe Metall in geheimen Verstecken lagern zu können.
    Die New Provident and Commercial Bank of Macao machte gute Geschäfte. Das Netz der verschiedenen Agenturen machte ebenfalls gute Geschäfte. Durch die Vermittlung Mr. Wu Smiths konnte man eine Frau in Aleppo kaufen und in Montevideo weiterverkaufen.
    Pakete von Heroin passierten Marseille, die als Rohopium vom «Goldenen Dreieck» zwischen Burma, Thailand und Laos gekommen waren. Auch dafür kassierte Wu Smith Kommissionen, obwohl die Produkte des Mohns niemals in die Nähe Macaos gekommen waren.
    Sogar der Grenzverkehr mit den Kommunisten blühte. Maos Kinder brauchten Waren, und Wu Smith konnte sie liefern. Seine Beziehungen zu General Tsching Po, der Autorität im Kwangtung-Gebiet hinter dem Grenzverhau, waren den Berichten der mit diesen Angelegenheiten beauftragten Agenten zufolge ausgezeichnet. Mr. Wu Smith selbst wäre es nicht im Traum eingefallen, die Grenze zu überschreiten, selbst wenn es die Chinesen erlauben sollten. Er hielt sie für zu unberechenbar. In geschäftlichen Dingen konnte man sich auf sie verlassen, aber ihr politisches Mißtrauen war so heftig und bar jeder Logik, daß es den Umgang mit ihnen gefährlich machte. Das spielte aber keine Rolle.
    Er konnte mit ihnen Handel treiben, ohne sich persönlichem Risiko auszusetzen.
    Mr. Wu Smith war ein Mann, der sein Leben lang darauf geachtet hatte, sich keinem persönlichen Risiko auszusetzen. Es war ihm völlig klar, daß er Feinde hatte, sowohl unter den Gesetzeshütern als auch bei deren Gegenseite, der Unterwelt. Er ging niemals ohne seinen persönlichen Leibwächter aus, den schweigsamen Thai, der jetzt zwei Schritte von ihm entfernt stand.
    Sein Haus war eine Festung, und wenn er auf der Yacht schlief, was er bei schönem Wetter vorzog, so ankerte sie immer einen Kilometer von der Küste entfernt. An Bord befanden sich fünf weitere Wächter, jeder bewaffnet. Zwei von ihnen lösten sich am Radarschirm ab, sobald das Schiff für die Nacht vor Anker gegangen war, um bei jeder Annäherung Alarm zu geben. Wu Smith überlegte, ob er ein Mädchen kommen lassen sollte, um den Abend abzurunden, und entschloß sich, es nicht zu tun. Das Vergnügen des Grillenkampfes war genug. Nur ein Dummkopf machte den Irrtum, einen Genuß auf den anderen zu häufen.
    Er wandte sich an den Thai und sagte auf chinesisch:
    «Legt ab und fahrt zum Ankerplatz hinaus. Ich gehe jetzt schlafen.»
    Beim Betreten seiner Kabine hörte er das leise Surren der Motoren, als die
Dama Infeliz
von ihrem Landeplatz glitt.
    Unter dem Schiffsrumpf, wo der Kiel durchs Wasser schnitt, hingen zwei Gestalten in Tauchanzügen an magnetischen Haftminen, die an den Stahlplatten befestigt waren. Die Haftminen waren groß; bei einer plötzlichen Beschleunigung der Yacht würde der Griff der menschlichen Hände nachlassen, und nicht der der Haftminen. Aber die
Dama Infeliz
war nur zu ihrem nächtlichen Ankerplatz unterwegs und glitt langsam dahin, wie erwartet.
    Zehn Minuten später trat der Wachtposten seinen Dienst am Radarschirm an und bereitete sich auf seine vierstündige Wache vor. Knapp unter dem Vorsprung des Hecks tauchten Modesty Blaise und Willie Garvin leise auf. Sie hatten ihre Atemgeräte und Bleigürtel schon abgelegt und versinken lassen. Ein wasserdichter Sack war an Willies Bein befestigt. Er blies einen Gummiring auf, so daß sie leicht treiben konnten, ohne wasserzutreten, und befestigte ihn am Heck mit einer großen Saugscheibe am Ende eines Seils. Das

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