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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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halbem Blick konnte er Janet zusammenzucken sehen, als das Messer bei der Erschütterung des Wagens ihren Hals streifte. Er sah den Citroën losfahren, dann schaltete er und fuhr vorsichtig nach. Seine Glieder fühlten sich an wie Blei, und in seinem Kopf herrschte ein Chaos.
    Fünfzig Minuten später sah Quinn das Schloß durchs Autofenster. Er lag Janet gegenüber auf einem dicken Plaid, das auf den Boden des Kombi gebreitet war. Ihre Arme waren umeinander gelegt und die Handgelenke mit Handschellen gefesselt. Das Schloß stand auf halber Höhe eines langen Abhangs. Sie fuhren langsam auf einem serpentinenreichen Karrenweg darauf zu. Die Schottin chauffierte und sprach mit dem Mädchen neben ihr groteskerweise über ein Häkelmuster. Angel antwortete nicht und schien nicht im mindesten interessiert.
    Es fiel Quinn ein, daß von irgendwo im Tal Modesty Blaise und Willie Garvin sie jetzt beobachteten.
    Sie mußten gesehen haben, wie der Citroën das Schloß verließ. Wenn sie einen Feldstecher benutzten, wenn sie ihn im Wagen erkennen könnten …
    Ohne sich umzudrehen, sagte Angel: «Willst du wissen, was ich mache, wenn du deinen verdammten Kopf nicht unten behältst, Quinnie?» Er drehte seinen Kopf herum und sah ihre Augen im Rückspiegel. Sie hatte den Spiegel so gedreht, daß sie den rückwärtigen Teil des Wagens im Blick behalten konnte. Für Quinn waren diese Augen eine Beleidigung in dem hübschen jungen Gesicht. In ihnen war das Glitzern eines kindlichen Vergnügens an unaussprechlichen Dingen, die Belustigung eines kleinen Teufels in der Hölle.
    Sie sagte: «Ich werde nämlich nach hinten kommen und meinen Klavierdraht um den Hals dieser hochnäsigen Puppe legen. Dann kannst du zusehen, wie ihre Zunge schwarz wird. Hast du das schon einmal gesehen? Es ist wirklich zum Schreien.» Sie kicherte und stieß die Frau neben ihr an. «Komm, machen wir uns einen kleinen Spaß, Clare. Wir können nachher noch immer sagen, daß sie geschrien hat oder so etwas.»
    «Du wirst nichts dergleichen tun, meine liebe Angel», sagte Clare entschieden. «Deinetwegen werde ich Colonel Jim nicht belügen. Er sagte, wir sollten sie in erstklassigem Zustand bringen, und wir bringen sie in erstklassigem Zustand.»
    «Verdammter Mist!» sagte Angel mißlaunig.
    Quinn ließ seinen Kopf wieder sinken, betäubt vor Entsetzen. Janets Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Sie war noch bleich, aber um ihren Mund lag ein harter Zug. Obwohl in ihren Augen keine Hoffnung war, blickte sie ruhig. Sie berührte seine Wange mit ihren Lippen, dann zog sie den Kopf wieder zurück und sagte: «Keine Angst, Quinn.»
    Es war die Stimme des Aristokraten auf dem Henkerskarren. Es gab nichts mehr, auf das man sich stützen konnte, außer Stolz.

9
    Modesty Blaise wachte auf und lag ein paar Sekunden lang in der totalen Finsternis bewegungslos in ihrem Schlafsack. Neben ihr bewegte sich Willie und sagte:
    «Zwei Uhr, Prinzessin?»
    «Müßte stimmen. Warte einen Augenblick.» Sie richtete den Strahl einer Bleistifttaschenlampe auf ihre Uhr.
    «Fünf Minuten vor zwei. Zünd die Lampe an, Willie.»
    Er setzte sich auf, und sie richtete den Lichtstrahl auf die Drucklampe, während er sie anzündete. Sie befanden sich sechzig Meter vom Höhleneingang entfernt auf einer breiten, trockenen Felsplatte. Zwischen ihnen und dem Eingang an der Talseite lag ein scharf gekrümmter Tunnel. Unter ihren Baumwollhemden und Hosen trugen sie beide wollene Strumpfhosen und Wolleibchen. Aber selbst in dieser Kleidung war es kalt, als sie aus den warmen Schlafsäcken stiegen.
    Sie zogen leichte gesteppte Jacken an, Soldatenstiefel und Nylonoveralls. Dann rollten sie die Schlafsäcke zusammen und versteckten sie in einem senkrechten Spalt. Willie legte die Hand auf eine lange Leinentasche mit Schulterriemen und sagte: «Nehmen wir die Gewehre mit?» Sie überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. «Beim Einschleichen sind sie verdammt lästig, und wenn es zu einer Schießerei kommt, wird die Distanz kurz sein!» Ein Colt .32 war in einer Halfter an ihrem Schenkel befestigt, unter der Jacke und dem Overall, die sie im Schloß ausziehen wollten.
    Willie hatte zwei Wurfmesser bei sich. Gewöhnlich trug er sie in identischen Scheiden staffelförmig nebeneinander an seine linke Brustseite geschnallt. Heute trug er die Messer unter dem Overall an den Hüften, weil er den schwierigen Durchschlupf vor sich hatte. Sie gehörten zu einer Serie von

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