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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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des Tejo, und sie runzelte ein wenig die Stirn, über der ihr Haar im Wind flatterte. Nach einer Weile drehte sie sich zu Willie um. »Auf Madeira soll doch in ein paar Tagen diese Gipfelkonferenz abgehalten werden, oder?«
    Er starrte sie an und atmete dann hörbar ein, wobei er die Lippen zusammenzog. »Du meinst,
das
ist es, was die
Watchmen
vorhaben?« fragte er zweifelnd.
    Sie zuckte wie zur Entschuldigung die Achseln.
    »Nein, das war bloß so eine Idee, wahrscheinlich ist es Unsinn. Bleiben wir lieber auf dem Boden der Tatsachen. Bis jetzt wissen wir nur, daß Oberon mit größter Wahrscheinlichkeit ein
Watchman
ist, und daß er eventuell eine Nummer angerufen hat, die vielleicht die von St. Maur ist, was wiederum bedeuten könnte, daß St. Maur in Verbindung zu den
Watchmen
steht. Wir wissen ferner, daß der edle Lord zum Bohrschiff der Drioga-Gesellschaft hinausgeflogen ist, und es stimmt allerdings, daß ein Bohrschiff vor der Küste einer menschenleeren Insel einen verdammt guten Stützpunkt für die
Watchmen
abgeben würde. Aber tausend solcher Vermutungen ergeben ja nicht unbedingt eine einzige gesicherte Tatsache. Außerdem schlagen die
Watchmen
immer nur zu, wenn ihr Ziel unbewacht ist, und dieses Gipfeltreffen wird von Luft, Wasser und Land aus bestens abgeschirmt sein. Und schließlich ist das Bohrschiff ja schon lange dort gewesen, bevor die Konferenz überhaupt angekündigt wurde, also kann das Ganze nicht geplant sein. Wenn wir Tarrant eine Warnung übermitteln, dann denkt er, wir wären verrückt geworden.«
    Willie nickte ein wenig düster. »Glaubst du, es hat einen Sinn, wenn wir trotzdem mal hinfahren?«
    Sie grinste und boxte ihn liebevoll in den Arm.
    »Was soll’s, es ist eben das einzige Spiel in der ganzen Stadt, mein lieber Willie.« Er wußte, was sie damit meinte. Es war ein alter Witz unter professionellen Spielern: Möglicherweise wurde dort zwar falsch gespielt, aber es war eben das einzige Spiel in der Stadt.
    St. Maur könnte eine falsche Spur sein, aber er war die einzige Spur, die sie überhaupt hatten.
    Die Aussicht, wieder etwas zu tun zu haben und zusammen mit Modesty Blaise ein paar hundert Seemeilen übers Meer zu fahren, verbesserte Willie Garvins Laune schlagartig. Er sah auf die Uhr und drehte den Kopf, um die Windrichtung auf der Wange zu spüren.
    »Dürfte nicht allzu lange dauern, bis wir rausfinden, ob die da draußen noch was anderes machen, als nach Öl zu bohren«, sagte er. »Aber mal angenommen … ich meine, falls sich das wirklich als ein Stützpunkt der
Watchmen
herausstellt, mit Oberon dabei und den anderen, die du in San Francisco gesehen hast – was dann, Prinzessin?«
    Sie antwortete mit bedächtiger Stimme: »Dann muß ich vergessen, daß ich mich um Oberon ganz persönlich kümmern will, und wir tun genau das, was Ben Christie von uns erwartet hätte, Willie: Wir gehen kein Risiko ein. Wir ziehen uns zurück, segeln die zwölf Meilen nach Madeira hinüber und erzählen es Tarrant.«
    In weniger als vier Tagen erreichten sie Deserta Grande vom Westen her, die sinkende Sonne im Rücken. Sie hatten den gigantischen Bohrturm auf dem Schiff schon aus einigen Meilen Entfernung gesichtet, zwischen der Südspitze der Insel und ihrer kleineren Schwesterinsel namens Bugio. Inzwischen sahen sie noch weniger Sinn in ihrer Expedition als zuvor, denn am zweiten Tag auf See hatten sie im Radio gehört, daß der portugiesische Energieminister einen Besuch auf dem Ölbohrschiff abstattete, das südlich vor Madeira lag, weil man dort auf Erdgas unter dem Meeresboden gestoßen war. Diese Tatsache ließ die Drioga-Gesellschaft nun allerdings absolut echt aussehen, aber sie wollten deswegen ihren Plan trotzdem nicht ändern.
    Deserta Grande war eine langgestreckte, schmale Insel, die in Nord-Süd-Richtung verlief, sich bis etwa fünfhundert Meter über den Meeresspiegel erhob und nicht breiter als anderthalb Meilen war. Sie steuerten den Motorsegler in einen schmalen Meeresarm, der sich schräg in die felsige Steilküste hineindrängte, und gingen zwanzig Meter vor einem schmalen, steinigen Strand vor Anker. An dieser Stelle konnte die
Sandpiper
praktisch nur aus der Luft gesichtet werden. Hinter dem Strand begann ein kleiner Ziegenpfad, der im Zickzack durch die karge Landschaft verlief und sich bald in den Felsen verlor.
    Sie aßen eine leichte Mahlzeit, verbrachten eine Stunde mit sorgfältigen Vorbereitungen für die kommende Nacht und legten sich dann für zwei

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