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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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erschien.
    »Wohnung ansehen!«, rief ich.
    Ich wollte keinen schlechten Eindruck machen, indem ich den Vermieter gleich warten ließ. Mein jugendliches Alter war den meisten sowieso ein Dorn im Auge, da half auch der Verdienstnachweis nicht viel, den die Personalabteilung mir freundlicherweise ausgestellt hatte.
    »Wie spät?«, keuchte ich, als ich Daniel vor dem Gebäude traf.
    »Punktum.«
    Natürlich gingen Daniels Uhren immer richtig, das durfte man von diesen Luxusdingern, die er einmal jährlich zur Reinigung und Inspektion gab, schließlich auch erwarten. Selbst die Automatikuhren waren immer perfekt getaktet, da sie, wenn sie nicht an seinem Handgelenk geschüttelt wurden, auf beweglichen Ständern ruhten, die das Werk in Gang hielten. Meine Automatikuhr, die Daniel mir zum ersten Studienabschluss geschenkt hatte, blieb regelmäßig stehen, wenn ich sie zwei Tage nicht getragen hatte. Mir machte das Aufziehen und Einstellen allerdings nichts aus.
    Die Vermieterin erwartete uns bereits. Sie sah mich und nickte kühl. Sie blickte in Daniels Augen und strahlte. Ich entspannte mich.
    »Entschuldigung, ich hatte notiert, dass Sie allein einziehen wollen«, flötete Frau Langer, wobei sie sich ganz auf Daniel konzentrierte. Ich überließ es meinem charmanten Bruder, die Dame zu informieren, und sah mich ausgiebig um.
    Ich wollte immer schon im Dachgeschoss wohnen. Dort oben war es ruhig und hell, und da mich das Treppensteigen nie gestört hatte, war ich auf diese Wohnung hier ganz wild. Zumal sie mit den frei liegenden Dachbalken gemütlich wirkte und, sobald sie erst einmal ordentlich renoviert war, sicher eine heimelige Atmosphäre ausstrahlen würde.
    »… Dämmung ist das A und O eines Hauses«, hörte ich, maß dem aber keine Bedeutung bei. Es war ja sehr nett von Daniel, dass er den Drachen bespaßte, während ich einen Blick ins Bad warf. Es war klein, aber die Fliesen glänzten in sauberem Weiß und die Dusche hatte eine Glaskabine. Das Schlafzimmer wirkte aufgrund der blauen Tapete mit den Sternchen etwas bedrückend, aber eine helle Tapete würde Wunder wirken. Auch die Türen und das Wohnzimmer brauchten einen neuen Anstrich und das Laminat war dort, wo ein Schrank gestanden hatte, ziemlich zerkratzt,aber insgesamt war die Wohnung genau der Traum, den ich mir gern verwirklicht hätte. Die Miete war am oberen Limit, aber bezahlbar. Mit einem guten Gefühl trat ich zu Daniel und Frau Langer.
    »Nein, völlig inakzeptabel.«
    Daniel gab das Papier, das er studiert hatte, zurück und schüttelte den Kopf. »Da müssten Sie wirklich erst einmal investieren.«
    Frau Langer strahlte nicht mehr. Sie blickte Daniel mit gerunzelter Stirn an.
    »Sehen Sie, vierzig Prozent des deutschen Energieverbrauchs gehen auf Kosten von schlecht gedämmten Gebäuden. Ist das nicht eine unglaubliche Verschwendung? Stellen Sie sich vor, dass Deutschland vierzig Prozent weniger Erdöl verbrauchen könnte, von heute auf morgen, ohne auch nur im entferntesten auf Komfort zu verzichten. Im Gegenteil. Eine gut isolierte Wohnung bietet zusätzlichen Komfort, weil es keine Kältebrücken mehr gibt, keine Zugluft und keine Fenster, an denen innen das Wasser herunterläuft.«
    »Was glauben Sie wohl, was das kostet?«, schnappte Frau Langer.
    Natürlich war die Frage rhetorisch gemeint, aber Daniel antwortete, als hätte sie ihn wirklich um seine Meinung gebeten. »Achtzigtausend?«
    Frau Langer schnappte nach Luft.
    »Für das ganze Haus, versteht sich.«
    »Lächerlich.«
    Ich räusperte mich und setzte mein gewinnendstes Lächeln auf. »Mir gefällt die Wohnung sehr, ich würde sie gern mieten.«
    Frau Langer schien sich zu beruhigen. »Nun …«
    »Nein«, unterbrach Daniel die Vermieterin. »Kommt nicht infrage.«
    Frau Langer und ich starrten ihn ungläubig an.
    Ich fasste mich als Erste wieder. »Daniel, das ist genau mein Traum.«
    »Es ist ein energetischer Albtraum, das steht schwarz auf weiß im Energieausweis. Jahrzehnte hinter der Energieeinsparverordnung zurück.«
    »Die gilt für Neubauten«, warf Frau Langer schnippisch ein.
    »Sie sollte für alle Gebäude gelten.« Daniel nahm meinen Ellbogen. »Komm, wir gehen.«
    Ich wand mich aus seinem Griff.
    »Entschuldigen Sie, Frau Langer, mein Bruder hat keine Entscheidungsbefugnis über mein Leben. Ich möchte die Wohnung gern mieten.«
    »Du wirst dein ganzes Geld für Nebenkosten herauswerfen und es bleibt trotzdem kalt«, warf Daniel ein.
    Frau Langer warf ihm einen

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