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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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schienen diese Fragen ohne Bedeutung zu sein. Wie selbstverständlich holte er den Ring aus der Schachtel, steckte ihn seiner Geliebten an den Finger, den sie ihm erwartungsvoll entgegenstreckte. Jutta lachte vergnügt, warf sich ihm an den Hals, und er fühlte die verlockenden Konturen ihres Körpers. Er spürte ihre Brüste, ihre Hüfte, ihre Schenkel. Er fühlte ein wachsendes Begehren in sich hochsteigen; aus der Ferne aber war das Knistern der Flammen eines gewaltigen Feuers zu vernehmen.
    »Das ist das Höllenfeuer!«, hörte er eine Stimme, und plötzlich stand Johannes, der strenge Pfarrer von Echtz, neben ihm. »Das ist das Höllenfeuer«, wiederholte er, »das dich verschlingen wird ob deiner Lüsternheit.«
    Das Knistern des Feuers kam näher. Stimmen, Rufe und Schreie wurden laut. Schweißgebadet wachte Mathäus auf.
    Seine Erleichterung, wieder nur geträumt zu haben, währte nur kurz. Der Raum war von einem seltsamen roten Glanz erfüllt. Die Stimmen und Rufe aus seinem Traum waren immer noch zu vernehmen. Und vor allem schien das Höllenfeuer immer noch zu knistern. Mathäus setzte sich auf und horchte. Plötzlich war er hellwach. Kein Zweifel: Es brannte auf Kloster Schwarzenbroich!
    In Windeseile war er angezogen und stürmte auf den Hof. Weiter hinten, gegenüber den Ställen, tobte ein Inferno. Mathäus brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren: die Baracke der Knechte und Laienbrüder stand in hellen Flammen. Ein gutes Dutzend hektischer Personen war lautstark mit Löscharbeiten zugange, doch wirkten ihre Bemühungen, den Brand mit Brunnenwasser aus klapprigen Holzeimern zu löschen, eher kläglich, angesichts der turmhohen Flammen, die sich in den nächtlichen Himmel reckten.
    Mathäus erreichte den Ort der Katastrophe. »Was ist los?«, fragte er einen der schweißüberströmten Knechte.
    »Was los ist? Das seht Ihr doch. Oder glaubt Ihr, wir hätten hier ein Freudenfeuer entfacht?«
    »Sind noch Menschen in dem Gebäude?«
    »Weiß nicht.« Mit seinem leeren Eimer rannte der Knecht zum Brunnen.
    Mathäus starrte fassungslos in die Flammen. Er merkte, wie jemand neben ihn trat.
    »Die Boten des Teufels – sie sind unterwegs!«
    »Pater Prior!«
    »Sie sind unterwegs und verwandeln mein Kloster in eine Wüstenei. Tod und Feuer verschlingen uns.«
    Der Blick des Priors schien in weite Fernen entrückt. Wenige Schritte hinter ihm standen ein paar seiner Mitbrüder. Engelberts Mund war wie ein Strich. Er verfolgte das Inferno mit einer schauerlichen, ernsten Ruhe. Edmond hatte seine traurigen Augen geschlossen, als weigerte er sich, das Unheil mit anzusehen. Walraf und Notker dagegen diskutierten aufgeregt miteinander, während sie mit hastigen Gesten auf die brennende Baracke deuteten. Nur Theodor war nicht hier anwesend, stellte der Dorfherr verwundert fest.
    Der Prior murmelte erneut etwas von den Werken Satans, als plötzlich ein Ruf laut wurde.
    »Da oben!«
    An einem der Fenster im Obergeschoss war im Schein des Feuers eine männliche Gestalt zu sehen, die verzweifelt mit den Armen fuchtelte. Man beschwor den Unglücklichen mit eindringlichen Appellen, hinabzuspringen, doch er schüttelte nur schreiend den Kopf, bevor er wieder vom Fenster verschwand.
    »Er wird sterben!«, hauchte Mathäus und rannte los.
    »Seid Ihr wahnsinnig? Bleibt hier!«
    Der Dorfherr hörte den Ruf des Priors nicht mehr. Vorbei an den verdutzten Knechten rannte er auf die brennende Baracke zu.
    Er erreichte die offen stehende Eingangstür und betrat das Innere. Bereits hier schlug ihm eine schier unerträgliche Hitze entgegen. Beißender Rauch peinigte seine Augen. Aber von oben hörte er verzweifelte Hilferufe.
    Mathäus sah sich um. Hier und dort loderten kleine Feuer, doch das Zentrum des Infernos wütete offensichtlich im oberen Geschoss. Er versuchte sich zu orientieren. Er befand sich in einer Küche; weiter hinten führte eine hölzerne Treppe nach oben. Ein dumpfes Tosen zeigte ihm an, dass das Feuer eine neue Nahrungsquelle gefunden hatte.
    Die Hilferufe waren inzwischen verstummt. Aus einem Regal purzelten ein paar Töpfe.
    Mathäus zögerte. Die Hitze nahm ständig zu. Sollte er es tatsächlich wagen, die Treppe hinaufzusteigen? War es für den armen Kerl da oben nicht längst zu spät?
    Er gab seinem Herzen einen Ruck und rannte los. Er hörte noch das atemberaubende Poltern, bevor er einen harten Schlag gegen seinen Hinterkopf erhielt. Aus den Tiefen seines Hirns vernahm er unbarmherzige

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