Mörderbrunnen (German Edition)
mit langen gedrehten Hörnern.“
„ Gut, dann danke ich Ihnen erst mal. Wiedersehen. Ich finde allein raus.“
Erleichtert atmete sie auf, als sie das schmutzige Treppenhaus hinter sich gelassen hatte und vor dem Haus stand. Wenn das Gespräch auch zu keinen bahnbrechenden Ergebnissen geführt hatte, so wussten sie nun zumindest, dass das Opfer in der letzten Zeit vor ihrem Tod über ungewöhnlich viel Geld verfügt hatte. Und ebenso, dass sie noch mehr erwartete. Und es gab einen Laptop, nach dem sie nun suchen konnten. Und einen Kuhanhänger!
Schwierig blieb hingegen, die letzten Stunden beziehungsweise Tage vor ihrem Tod zu rekonstruieren. Wieso hatte ein so junges attraktives Mädchen so wenig soziale Kontakte? War sie einfach schüchtern? Oder hatte sie etwas zu verbergen? Zum Beispiel eine Liebschaft mit einem reichen Mann, einem Privatdozenten vielleicht? Der Gedanke missfiel Jenny zwar, aber das bedeutete nicht, dass er nicht der Wahrheit entsprechen konnte. Herr Gascon war ihr ausgesprochen sympathisch, aber sie hatte schon mehrmals die Erfahrung machen müssen, dass sich Unmoral und Gewalttätigkeit hinter harmlosen Fassaden verstecken und selbst erfahrene Polizeibeamte täuschen konnten.
Mit einem Blick auf die Uhr entschied sie sich, zurück ins Präsidium zu fahren. Sie war gespannt, was Logo und Sascha zwischenzeitlich herausgefunden hatten. Wenn die beiden nicht schon nach Hause gefahren waren, schließlich war es schon nach achtzehn Uhr.
Auf dem Weg holte sie sich am Bahnhof etwas zu essen. In der Dienststelle angekommen traf sie auf Logo, der ebenfalls gerade die Tür hereinkam.
„ Na, wie war’s bei deinem Professor?“ grinste er.
„ Witzig! Das ist nicht mein Professor und außerdem ist er Privatdozent, das ist was ganz anderes.“
„ Na egal, hast du noch etwas aus ihm rausbekommen?“
„ Nee, der weiß wirklich nichts, glaub ich. Gibt’s denn etwas Neues zu dem Jungen?“
„ Ja, wir haben ihn identifiziert. Seine Fingerabdrücke sind in der Kartei. Ganz schönes Früchtchen. Wurde schon wegen Autodiebstahls verhaftet, als er grade mal sechzehn war.“
„ Dann besteht bestimmt kein Zusammenhang zwischen den beiden Leichen, das passt ja gar nicht. Hat er Angehörige?“
„ Ist im Heim großgeworden. Hat zwar zeitweise bei Pflegeeltern gelebt, kam aber nicht zurecht mit ihnen. Seit einem Jahr hat er eine Lehre als KFZ Mechatroniker, wie das heute heißt, angefangen und in so einer Art Wohnheim gelebt. Ich fahr da gleich vorbei, willst du mit? Die Spurensicherung ist schon durch.“
„ Nee, mach das mal alleine. Ich hab noch so viel zu schreiben. Ist denn irgendwas von der Wasserschutz reingekommen?“
„ Die haben nur kurz Bescheid gesagt, dass sie alle Boote, die am Sonntagmorgen die Alte Brücke passiert haben, kontaktiert haben. Keiner hat was gesehen. Sie wollen aber nochmal an Bord gehen, wenn die wieder hier liegen oder vorbeifahren und denen noch etwas genauer auf den Zahn fühlen. Vielleicht will der eine oder andere nur keine Schwierigkeiten haben und hält deswegen dicht.“
„ Tja“, seufzte Jenny „immer das Gleiche. Jeder hat Angst, irgendwo reingezogen zu werden. Wo ist denn Sascha?“
„ Den hab ich in die Gerichtsmedizin geschickt, wird Zeit, dass er sich mal eine Obduktion anschaut. Um sechzehn Uhr wollten die anfangen. Der is ja frisch, da wird’s nicht so schlimm.“
Jenny guckte zweifelnd. „Schön ist sowas nie. Allerdings geht’s mir furchtbar auf die Nerven, wenn sie in den Kriminalromanen immer alle umfallen. Als wären wir alle Weicheier.“
„ Ich hab schon die eine oder andere grüne Nase gesehen“, grinste Logo hämisch. „Unter anderem munkelt man, unser Chef hätte sich bei seiner ersten Leiche gar nicht gut gehalten.“
„ Das hätte ich sehen wollen. Wann kommt der überhaupt zurück? Nächste Woche, oder?“
„ Nee, erst übernächsten Montag. Der liegt noch schön am Strand. Naja, nervt er uns auch nicht.“
„ Wär aber gut, wenn wir ihm Ergebnisse vorzeigen könnten, wenn er zurückkommt. Ich wunder mich schon, dass noch keiner von der Staatsanwaltschaft hier war.“
„ Die lassen sich noch früh genug blicken. Leider können wir noch nicht mal aussagekräftige Spuren präsentieren, geschweige denn Hinweise auf einen Täter. Immerhin hatte der Junge, Kai Kiesewetter heißt er übrigens, bestimmt ein paar Feinde. Aber seit wann machen sich Kleinganoven solche Mühe, wenn sie jemanden umbringen wollen?“
„ Du
Weitere Kostenlose Bücher