Mörderbrunnen (German Edition)
spontan. „Ich gla ube, er wohnt hier in der Nähe?“
Müller blickte sie scharf an, ohne Anzeichen von Verlegenheit zu zeigen. „Ja allerdings, ganz in der Nähe sogar. Daher kenne ich ihn ja. Bereits unsere Eltern waren befreundet. Aber er kann auch nicht bezeugen, wo ich gestern Morgen war.“
„ Ist das nicht sein Auto da draußen?“ fragte Jenny unschuldig. Müller wich ihrem Blick aus.
„ Ja, tatsächlich, Sie sind eine gute Beobachterin Frau Kommissarin. Er war gestern Abend hier und wir haben etwas zu tief ins Glas geschaut. Da ist er nach Hause gelaufen.“
„ Ah, gut, dann dürfte er wohl jetzt zu Hause sein? Wir möchten nämlich auch mit ihm sprechen. Wie kommen wir denn zu seinem Haus?“ Jenny schien es, als würde Müller jetzt doch etwas zu schwitzen anfangen.
„ Ob er zu Hause ist, weiß ich natürlich nicht. Er wohnt gleich die nächste Querstraße links, das dritte Haus auf der linken Seite, man sieht es von der Straße aus. Es hat große weiße Säulen.“
„ Tara“, murmelte Jenny.
„ Wie bitte?“
„ Oh, nur so ein Gedankengang von mir. Häuser mit Säulen… da muss ich immer an Tara denken.“
Müller blickte sie immer noch verständnislos an. „Tara, vom Winde verweht, die Plantage, Alles was bleibt ist das Land .“
“ Ah, jetzt versteh ich“, er lachte. „Ich bringe Sie noch zur Tür.“
„ Danke, auch für den Kaffee“, s agte Jenny beim Hinaus gehen.
„ Ach“, sie drehte sich nochmal um. „ Da hätte ich doch das Wichtigste fast vergessen. Woher nehmen Sie eigentlich die Informationen über diese alten Sagen. Aus Büchern?“
Müller nickte. „Ein Buch hat mich ursprünglich auf die Idee gebracht. Einiges hab ich nachgelesen. Dann habe ich an der Universität einen Dozenten ausfindig gemacht, der sich für Frankfurter Geschichte interessiert, der hat mich noch etwas beraten, vor allem in Bezug auf die Kostüme.“
„ Ah, ein Geschichtsdozent?“
„ Nein , Kunst.“
„ Heißt der vielleicht Gascon?“ rief Logo dazwischen, worauf Jenny ihn entsetzt anstarrte.
„ Ja, tatsächlich, so heißt er, kennen Sie ihn?“ fragte Müller erstaunt.
„ Sagen wir, er ist uns im Zusammenhang mit diesem Fall bereits begegnet.“
Mit einem Seitenblick zu Jenny fügte er hinzu. „Wir mü ssen jetzt gehen, vielen Dank und auf Wiedersehen.“
Er nahm Jenny, die immer noch wie erstarrt da stand, am Ellbogen und schob sie durch die Eingangshalle zur Tür. Draußen machte sie sich mit einer ärgerlichen Bewegung los und lief auf die Beifahrerseite des Autos.
„ Ich habs gewusst!“ rief Logo, während er einstieg. „Ich wusste von Anfang an, dass mit dem irgendwas nicht stimmt. Der war einfach zu glatt und zu zuvorkommend.“
Jenny schwieg.
„ Was hast du ? Siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“
„ Fahr einfach los.“
Logo fuhr los, hielt jedoch, nachdem er die Ausfahrt hinaus gefahren war, auf einem Seitenstreifen an.
„ Tut mir leid“, meinte er Jenny zugewandt, „du fandest ihn nett. Aber hast du mir nicht früher schon mal gepredigt, keine Gefühle für Beteiligte an einem Ermittlungsverfahren zu entwickeln?“
„ Wie kommst du darauf, dass ich Gefühle entwickelt habe, wie du so schön sagst?“
„ Ich kenne dich . Du siehst völlig geschockt aus, seit der Name Gascon gefallen ist.“
Sie schüttelte langsam den Kopf. „ Dass er da beratend tätig war, heißt noch lange nicht, dass er irgendwas mit den Morden zu tun hat.“
„ Und warum hat er das bei der Befragung nicht e rwähnt? Spätestens, als durch die Presse ging, dass da ein Zusammenhang mit den Happenings besteht?“
Darauf wusste Jenny keine Antwort. Wenn Logo wüsste, wie eng sie mittlerweile mit Paul Gascon verbunden war und was sie ihm alles erzählt hatte über den Fall. Er müsste eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen sie einreichen. Es gab nichts daran zu rütteln. Wenn Paul unschuldig war und daran versuchte sie immer noch zu glauben, hätte er ihr schon lange von seiner Beteiligung an den Happenings berichten müssen.
„ Alles klar Jenny? Können w ir weiter?“
Sie nickte. „Ja sicher.“ Sie würde so bald wie möglich mit Paul sprechen müssen. Aber erst mal durfte sie sich vor Logo nichts anmerken lassen, Auf keinen Fall, was schwer genug werden würde. Wie konnte sie nur erreichen, dass sie Paul zuerst alleine sprechen konnte. Es musste einfach eine Erklärung geben für sein Verhalten. Sie wollte und konnte nicht glauben, dass er irgendetwas mit
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