Mörderbrunnen (German Edition)
hätte ich gewartet, bis du kommst. Darf ich reinkommen?“
Jenny starrte ihn einen Moment an und öffnete dann die Tür ein Stück weiter.
„ Bitte .“ Sie ging voran ins Wohnzimmer und nahm wieder auf der Couch Platz.
Paul stand etwas verloren da. „Ich hab eine Flasche Wein mitgebracht. Magst du ein Glas?“
„ Lieber nicht, ich hab schon einen Grappa. Soll ich dir ein Glas holen?“
„ Nicht nötig, ich weiß , wo die Küche ist.“
Er öffnete in der Küche die Flasche. Mit einem halbvo llen Glas in der Hand kam er zurück und setzte sich in den Sessel gegenüber.
„ Bist du immer noch böse?“
Sie überlegte einen Moment.
„ Böse ist wohl nicht der richtige Ausdruck.“
Er seufzte.
„ Ich weiß, du vertraust mir nicht mehr. Das ist fast schlimmer.“
„ Hättest du mir irgendwann die Wahrheit gesagt?“
„ Natürlich!“ Er blickte ihr in die Augen. „Natürlich, ich habe es gehasst, dir etwas zu verschweigen. Ich meine, ich habe dir sonst alles von mir gezeigt. Oder nicht?“
Sie nickte verlegen.
„ Warst du eigentlich mal verheiratet?“
Er blickte übe rrascht auf.
„ Wie kommst du jetzt darauf? Ja, war ich, mit einer Französin. Sie hat es nicht ausgehalten hier in Deutschland und ist vor ein paar Jahren wieder nach Frankreich. Wir haben uns bald darauf scheiden lassen. Warum?“
„ Nur so, d as war auch etwas, das du mir nicht erzählt hast.“
„ Bei den ersten Verabredungen?“
„ Du hast recht.“
Beide saßen da und schauten verlegen in ihre Gläser. Jenny gab sich einen Ruck.
„ Warum sitzt du eigentlich so weit weg?“
Er blickte auf und strahlte. Schnell stellte er sein Glas beiseite und stand auf. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, nahm sie in den Arm und küsste sie leidenschaftlich. Nach einer Ewigkeit lösten sie sich voneinander und er flüsterte ihr ins Ohr.
„ Ich bin so glücklich, dass du mir glaubst.“
Sie schmiegte sich an ihn.
„ Du“, murmelte er nach einem Moment. „Ich war heute noch gar nicht zu Hause, ich wollte gleich zu dir kommen. Ich muss aber mal heim, meine Anrufe abhören und für morgen brauch ich Unterlagen.“
Jenny war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. „Ja , fahr ruhig.“
„ Nein, du hast mich missverstanden. Ich möchte die Nacht gerne mit dir verbringen. Magst du nicht mit zu mir ko mmen?“
Und ob sie das wollte. Sie war sowieso neugierig auf sein Haus, von dem sie bisher nich t viel mehr als das Wohnzimmer gesehen hatte.
„ Oh, ja, klar . Ich muss nur ein paar Sachen einpacken.“
„ Lass dir ruhig Zeit.“
Er bot ihr zwar an, sie am nächsten Morgen nach Hause zu fahren, sie wollte jedoch lieber unabhängig sein und fuhr in ihrem Wagen. Zehn Minuten später waren sie vor seiner Villa auf dem Lerchesberg.
„ Setz dich ein bisschen auf die Terrasse, ich kümmere mich kurz um meine Anrufe und mach uns dann etwas Leckeres zu essen. Oder magst du lieber essen gehen?“
Jenny lächelte ihn an. „ Nein, hier essen ist fein.“
„ Gut, dann lass ich dich einen Moment alleine. Soll ich dir etwas zu trinken holen?“
„ Nein geh nur. Ich hol e mir selbst was aus der Küche, wenn das okay ist.“
„ Natürlich, fühl dich wie zu Hause. Bis gleich.“
Jenny schlenderte in die Küche und fand im Küh lschrank eine Flasche Pils. Ein Bier war jetzt genau das richtige. Sie trat auf die Terrasse und blickte über den Garten in die untergehende Sonne. Obwohl es mittlerweile auf zwanzig Uhr zuging, war es noch angenehm warm. Sie zog die Schuhe aus und betrat das kurzgeschnittene Gras. Als sie ums Haus herumlief, stand sie unerwarteter Weise vor einem kleinen geschwungenen Swimmingpool, um den mehrere Liegen einladend standen. Noch weiter hinten wartete eine weitere Überraschung. Sie hätte sich Paul nur schwer im Garten arbeitend vorstellen können, doch hier erstreckten sich etliche Reihen verschiedener Gemüse und brachliegender, frisch umgegrabener Beete. Vor sich hin lächelnd ging sie zur Terrasse zurück und setzte sich. Einige Minuten später gesellte sich Paul wieder zu ihr, ebenfalls mit einer beschlagenen Flasche Bier in der Hand.
„ Ging ja schnell. Ich habe deinen Garten besichtigt.“
„ Und? Gefällt er dir?“
„ Oh ja, ich hab beim letzten Mal, als ich hier war, gar nicht gesehen, dass du einen Pool hast. Noch mehr hat mich aber das Gemüsebeet überrascht. Dich als Gärtner kann ich mir gar nicht vorstellen.“
„ Tja“, er grinste breit, „was meinst du, welche
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