Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
dort gewesen? »Wirklich?«
»Klar! Kennst du eine Oben-ohne-Tänzerin, kennst du alle«, erwiderte er und lachte.
Ich zwang mich zu einem Lächeln.
»Ms. McMullen!« Emery Black stand vor mir und starrte mich finster an.
Ich dachte kurz darüber nach, einfach zu türmen, da er mich sicherlich gleich am Schopf packen und aus seinem Gebäude werfen würde. Aber er hob nur die Hand, an der meine Handtasche baumelte.
»Die haben Sie bei mir vergessen«, sagte er.
Bennet sah zu Black hinüber. »Sie beide kennen sich?«
»Oh, ja … vielen Dank!«, erwiderte ich und nahm ihm meine Tasche ab. »Es war sehr nett, Sie kennen zu lernen, Mr. Bennet.« Er lächelte mich jungenhaft an. »Sie auch, Mr. Black.« Aber der Geschäftsführer starrte nur finster zurück. Ich betrachtete beide einen Augenblick, während die Cocktailkellnerin in mir mit der Psychologin kämpfte.
»Sei nicht so leichtgläubig!«, warnte die Seelenklempnerin. »Bennet ist viel zu attraktiv, um so unschuldig zu sein, wie er aussieht.«
Die Cocktailkellnerin schnaubte. »Ich geh mal davon aus, dass du Black eher trauen würdest, weil er so idiotische Worte wie ›Lebensabschnittsgefährte‹ benutzt und ein riesengroßes Büro hat!«
»Die Größe seines Büros lässt weitaus mehr Rückschlüsse auf den Charakter eines Mannes zu als die Größe seines … «
»Sie sind herzlich eingeladen, jederzeit wiederzukommen! «, unterbrach mich Bennet.
»Vielen Dank!«, sagten die Seelenklempnerin und die Cocktailkellnerin einstimmig und drehten sich in stiller Erhabenheit um. Aber in unserem Inneren waren wir beide heftig damit beschäftigt, uns zu fragen, ob unsere Hüften in Taupe wohl breiter aussahen.
Während der nächsten vierundzwanzig Stunden gingen mir hunderte Fragen durch den Kopf. Warum war Black so versessen darauf gewesen, mich loszuwerden? Wer war der Kerl in Solbergs Haus gewesen? Warum hatte Tiffany Georges eine ein Meter tiefe Grube in ihren gepflegten Rasen gegraben? Und war Bennets Lächeln wirklich so verlockend, wie es aussah?
Ich setzte mich mit jeder Frage eingehend auseinander und kam zu dem Schluss, dass Black für ein Multi-Millionen-Geschäftsimperium verantwortlich war, das er zu verteidigen und zu beschützen hatte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wer der Fremde in Solbergs Haus gewesen sein könnte. Und wahrscheinlich wusste auch nur Tiffany Georges, was sie mit ihren seltsamen Ausgrabungsgewohnheiten bezweckte.
Ich lehnte mich in meinem Bürostuhl zurück und sah aus dem erbsengroßen Fenster. Die Papiere stapelten sich auf dem abgenutzten Schreibtisch, aber ich kam in diesem Durcheinander gut zurecht. Es waren vielmehr die vielen unbeantworteten Fragen, die mir unter den Nägeln brannten.
In allen Punkten meiner laufenden Untersuchung war ich keinen Schritt vorangekommen. Mit Ausnahme von Bennet. Bei ihm war ich mir ziemlich sicher, dass sein Lächeln ehrlich gemeint gewesen war.
Aber vielleicht sollte ich das besser noch einmal genauer untersuchen. Also nicht sein Lächeln. Das war mir natürlich vollkommen egal, aber es hätte durchaus Sinn, noch einmal mit ihm zu reden. Immerhin hatte er den Eindruck gemacht, mit mir reden zu wollen. Was Sympathie und Charme anging, hatte er im Vergleich zu Black eindeutig die Nase vorn. Und er hatte eine sehr schöne Nase. Und tolle Schultern.
Zwar wäre es mir auch egal gewesen, wenn sein Hals direkt an seine Brustwarzen angewachsen wäre, aber ich musste Solberg unbedingt finden, bevor Elaine irgendetwas Dummes anstellte. Ach, zum Teufel damit, ich hatte den Hörer sowieso schon in der Hand.
Überrascht starrte ich ihn an und wählte schließlich.
»NeoTech.« Die Frau am anderen Ende der Leitung hatte eine Stimme, bei der selbst Minnie Maus gekichert hätte.
»Hallo«, begrüßte ich sie. »Ich würde gerne mit Mr. Bennet sprechen.«
»Mr. Bennet. Natürlich«, quiekte sie. »Was ist der Grund Ihres Anrufs?«
»Ähm … Sagen Sie ihm, es geht um eine geheime Formel. «
Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen, dann fand sie zu ihrer gewohnten selbstbewussten Minnie-Form zurück. »Wie ist Ihr Name?«
»Die unsichtbare Frau.« Keine Ahnung, was mit mir nicht in Ordnung war. Es könnte alles Mögliche sein. Der Schlafmangel. Wahnsinn. Der Nikotinentzug. Okay, ich muss zugeben, dass ich mir nach dem Besuch bei NeoTech auf dem Nachhauseweg ein paar Virginia Slims angesteckt hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass die ersten achtundvierzig Stunden
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