Mörderische Aussichten
Botschaft besagt?«
»Aber sicher.«
Ich sah ihr nach, wie sie zu ihrem Wagen ging. Die Heckflossen gleißten im Sonnenlicht. Als sie wegfuhr, wünschte ich mir,
ich hätte sie zurückgerufen, ihr eine Limonade gemacht und sie aus ihrem Leben erzählen lassen.Denn als sie mir zuwinkte und das Auto aus meiner Ausfahrt lenkte, wurde mir mit einem Mal bewusst, dass ich Meemaw Turkett
mochte. Sie war vielleicht ein wenig durchgeknallt, aber ich mochte sie sehr.
Das kurze Dösen und der Pfirsichshake hatten mich wiederbelebt. Ich warf einen Blick auf den Anrufbeantworter – keine neuen
Nachrichten. Sofort fühlte ich mich etwas schlechter. Mary Alices Anrufbeantworter quillt immer über vor Nachrichten. Natürlich
gehört sie jeder Organisation in der Stadt an, und in der Hälfte davon ist sie im Vorstand. Wahrscheinlich weiß sie die meiste
Zeit nicht einmal, in welcher Versammlung sie sich gerade befindet.
Ich inspizierte den Hauswirtschaftsraum. Dort standen die Waschmaschine und der Trockner, aber Muffins Katzentoilette würde
noch in die Ecke unter das Regal passen. Wir würden die Tür immer einen Spalt offen lassen müssen, aber die einzige Alternative
wäre die Gästetoilette.
Eine Plastiktüte oben auf der Waschmaschine erinnerte mich daran, dass ich noch immer nichts bezüglich meiner truthahnverseuchten
Sachen unternommen hatte. Ich machte die Tüte auf, hielt den Atem an und nahm das Shirt, die Unterwäsche und die Leinenhose
heraus. Als ich das Fleckenspray aus dem Regal nahm, war ich allerdings gezwungen, Luft zu holen. Es war deutlich etwas zu
riechen, aber der Geruch war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Ich sprühte die waschbaren Sachen ein, stopfte noch
ein paar Dinge aus dem Wäschekorb dazu und schaltete die Maschine an. Die Leinenhose musste unverzüglich in die Reinigung.
Ich hätte gar nicht so lange damit warten sollen.
Mit weit ausgestreckten Armen leerte ich die Taschen.Ein Streifen Freedent, ein Piggly-Wiggly-Kassenzettel, ein Taschentuch, ein Steinchen, eine Tablette gegen Sodbrennen, zwei
Pennys. Ich lud die Sachen auf dem Küchentisch ab, schnappte mir meine Handtasche und fuhr zur Reinigung.
»Truthahn?«, fragte die Dame dort, während sie von meiner Stirn zu der Hose blickte. »Sind Sie sicher?«
Ich nickte.
»Ich habe nämlich eine Telefonnummer hier« – sie öffnete eine Schublade –, »eine Hilfshotline bei häuslicher Gewalt.«
»Mein Mann ist der gewaltloseste Mensch auf der ganzen Welt.«
Sie sah mich grübelnd an. »Haben Sie Kinder?«
»He, das ist Truthahnblut. Reinigen Sie es.«
»Na ja, es könnte sich ja um Beweismaterial handeln.« Wenn die Frau so weitermachte, würde sie Fred oder
die Kinder noch vor Einbruch der Dunkelheit im Kittchen haben. Aber sie sah ehrlich besorgt aus.
»Es ist alles in Ordnung. Trotzdem vielen Dank.«
Sie schien mir zu glauben. Aber ich verließ die Reinigung mit mehr Informationen über häusliche Gewalt in unserem Viertel,
als ich für meinen Geschmack gebraucht hätte.
Ich sah auf meine Uhr. Ich hatte noch Zeit, kurz im Lebensmittelladen haltzumachen und ein paar Shrimps zu besorgen. Shrimpssalat
wäre fein zum Abendessen. Wenn ich dann noch ein Baguette aufschneiden, es mit dem Salat belegen und mit ein paar Tomatenscheiben
garnieren würde, wäre Fred der Ansicht, ich hätte den ganzen Nachmittag gekocht. Beim Einkaufen lief ich Mitzi Phizer über
den Weg und musste meine Beule erklären. Ich erwähnte den Truthahn nicht, sondern sagtenur, ich sei vor Mary Alices Haustür gestürzt. »Hamamelis«, empfahl sie. »Du musst sie in regelmäßigen Abständen mit Hamamelis
abtupfen.«
Als ich nach Hause kam, saß Haley mit einem Bier am Küchentisch.
»Tut mir leid«, sagte ich, während ich die Shrimps in den Kühlschrank legte, »bist du schon lange hier?«
»Erst ein paar Minuten. Muffin versteckt sich in deinem Schlafzimmerschrank.«
»Ich dachte, ich stelle ihre Katzentoilette in den Hauswirtschaftsraum.«
Haley schob sich das Haar mit beiden Händen nach hinten. »Okay. Ihre Sachen sind draußen im Auto.« Ihre Stimme klang weinerlich.
»Sie wird es hier gut haben.«
»Ich weiß. Es geht nur einfach alles so schnell.«
Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich. »Du kannst doch heiraten, wenn Philip zurück ist. Auf diese Weise hast du eine Menge
Zeit, um alles zu planen.«
Haley blickte erschrocken auf. »Mama!«
Ich grinste. »Dann hol jetzt Muffins Sachen rein,
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