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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gesprungen wäre.
    »Oh, bei einigen andern hatte ich den Eindruck, es funktioniert doch. Hab ich mich wohl getäuscht. Hast du schon angefangen zu arbeiten?«
    »Nein, weil ich die Gedanken erst sortieren muss. Ich bin es nicht anders gewohnt. Und noch etwas: Ich könnte mich schon eingewöhnen, dazu müsste aber die Tür auf sein. Menschen, die über einen längeren Zeitraum unter den ständig gleichen Bedingungen eingesperrt sind, ob grelles Licht, Dunkelheit, vollständige Isolation und so weiter, gehen über kurz oder lang zugrunde. Wie Jacqueline.«
    Er lachte auf. »Gut, gut, gut, du bist wirklich gut. Noch bist du die taffe Polizistin, aber ich garantiere dir, nicht mehr lange und du wirst mich nur noch anflehen, dir ein wenig mehr Freiheit zu gewähren. Noch bist du nicht so weit, noch willst du die Kontrolle behalten, und noch glaubst du, mir gewachsen zu sein. Aber niemand war mir jemals gewachsen. Du brauchst dich also nicht zu verstellen, liebste Julia.«
    »Ich verstelle mich nicht. Glaubst du vielleicht, ich hätte keine Angst? Ganz im Gegenteil, und dass ich nicht die Kontrolle habe, beweist doch schon der Umstand, dass ich nackt vor dir sitze und mich demütigen lasse …«
    »Ich demütige dich nicht, du sollst lediglich erkennen, was wahre Demut ist. Lerne es und …«
    »Darf ich ausreden?«, wurde er von Durant unterbrochen. »In meinem Beruf habe ich leider gelernt, Gefühle nicht zu zeigen und sie zu unterdrücken. Ich entschuldige mich dafür, aber ich kann nicht anders. Ich habe Angst, ich habe Panik, ich kann keinen klaren Gedanken fassen, wie du sicherlich auf deinem Monitor gesehen hast. Mach mit mir, was du willst, ich werde vermutlich ohnehin nicht lebend hier rauskommen.«
    »So negativ? Das brauchst du nicht zu sein, ich habe noch keine Entscheidung getroffen, was mit dir geschehen soll. Ich werde es mir reiflich überlegen. Aber sei dir gewiss, je kooperativer du bist, desto netter bin ich. Und du solltest nie vergessen, dass ich dich als mein Meisterstück betrachte, vielleicht flößt dir das etwas Mut ein. Aber im Augenblick verhältst du dich nicht anders als deine Mitgefangenen, dem Schicksal ergeben, als wäre die Lage aussichtslos. Ich hatte mehr von dir erwartet, aber wie ich bereits zu Alina gesagt habe, brauchst du noch ein wenig Eingewöhnungszeit. Noch etwas zu essen und zu trinken?«
    »Nein danke, ich habe noch. Wie lange bin ich schon hier?«
    »Ziemlich genau vierundzwanzig Stunden. Du glaubst gar nicht, wie die nach dir suchen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Aber hallo, du müsstest doch am besten wissen, wie hinterwäldlerisch Deutschland ist. Jeder, der über ein entsprechendes Gerät verfügt, kann den Polizeifunk abhören. Eines der reichsten Länder der Erde funkt noch analog, während selbst die Polen und Tschechen auf digital umgestellt haben. Aber damit erzähl ich dir ja nichts Neues.« Er ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten und sagte nach einer Weile: »Setz dich bitte auf den Stuhl und leg die Hände auf den Tisch.«
    »Warum?«
    »Du stellst zu viele Fragen. Tu's einfach.«
    Sie erhob sich vom Bett und setzte sich auf den Stuhl, die
    Hände auf den Tisch.
    »Zufrieden?«
    »Hm.« Er nahm auf der Pritsche Platz und sagte nichts.
    Die Stille war erdrückend, dazu dieser Blick, den Julia Durant nur erahnen konnte, wie er ihren Körper abtastete, wie er in ihrem Gesicht zu lesen versuchte. Die Tür stand weit offen, nur wenige Schritte, und sie wäre draußen. Nur wenige Schritte, um den von außen steckenden Schlüssel umzudrehen …
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er: »Willst du wissen, wie mein Reich aussieht?«
    »Ich möchte vieles wissen.«
    »Und was?«
    »Ich dachte, ich soll keine Fragen stellen.«
    »Doch, aber nur, wenn ich dich dazu auffordere. Also frag.«
    »Warum bin ich hier?«
    »Julia, fällt dir nichts Klügeres ein? Diese Frage werde ich dir zu einem späteren Zeitpunkt beantworten.«
    »Okay. Warum hast du so viele Menschen umgebracht?«
    »Weil ich im Gegensatz zu den meisten Menschen meiner Natur freien Lauf lasse. Aber darüber zu philosophieren, warum die einen töten und die andern sich alles gefallen lassen, dazu fehlt mir die Zeit. Ein andermal.«
    »Wie viele Menschen hast du getötet?«
    »Nicht so viele, wie du vielleicht denkst. Es hält sich in einem angemessenen Rahmen. Die genaue Zahl hab ich allerdings nicht im Kopf. Aber sagen wir zehn.« Dabei lächelte er, und Durant wusste, dass er log.
    »Was ist

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