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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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anzogen. »Smith und Wetzon. Bleiben Sie dran. Ich will
versuchen, sie noch zu erwischen.« Er drückte den Durchstellknopf.
    »Wer ist es?«
    »Detective O’Melvany.«
    »Ich nehme es lieber an.« Sie ging zu ihrem
Schreibtisch zurück und nahm den Hörer ab. »Leslie Wetzon.«
    »Ed O’Melvany, Leslie. Wir haben ein paar
Tatortfotos von Susan Orkins Wohnung. Könnten Sie vorbeikommen und einen Blick
darauf werfen? Vielleicht fällt Ihnen etwas auf, was uns entgangen ist.«
    Na, wenn das nicht schmeichelhaft war... »Paßt
es heute um halb vier?«
    »Abgemacht. Sie linden uns in der 67. Street,
zwischen Lex und Third. Fragen Sie nach mir.«
    Wetzon und B. B. gingen ins La Cucina im
Pan Am Building, wo man Sandwich und Salat, schon fertig angemacht und in
Plastik gepackt, bekommen konnte. Das Pan Am Building war jetzt das Met Life
Building, aber es würde eine Generation — wenigstens — dauern, bis die New
Yorker sich an die Namensänderung gewöhnt haben würden.
    Ein kalter Wind hatte die Regenwolken
fortgeblasen, und kaltes nördliches Sonnenlicht badetete die Stadt. Der
Präsident sprach bei einem U.J.A.-Essen, und die Polizei hatte Absperrgitter
entlang der 46. Street und die Park Avenue hoch zum Waldorf aufgestellt.
Auf den Straßen wimmelte es von Polizisten, besonders um das Hotel.
    »So, was hast du auf dem Herzen, B. B.?« Es herrschte
wenig Verkehr, weil die Medien düstere Stauwarnungen gesendet hatten. »Der
Thunfisch-Niçoise ist sehr gut.«
    B. B. blieb stumm, während sie die Sandwiches
wählten und sich selbst mit Kaffee bedienten. Wetzon zahlte an der Kasse, und
sie setzten sich an einen Tisch. Er hängte seinen dunkelblauen Dufflecoat auf
und machte sich über den Salat her, als hätte er seit einer Woche nichts
gegessen. Während sie ihren Sandwich aß, war ihr klar, daß er ihr früh genug
erzählen würde, was ihm auf der Seele lag, aber sie war sich nicht so sicher,
ob es ihr gefallen würde. Es war, als hätte er etwas zu beichten. Natürlich
würde er ihr mitteilen, daß er der Mörder war. Paßte er nicht zu dem Profil?
Paßte nicht halb Amerika?
    Endlich sah B. B. sie direkt an, dann platzte er
heraus: »Ich gehe.«

  Wetzon
seufzte. »Wann?« Gut, daß er es ihr und nicht Smith mitteilte. Smith hätte
ihn in der Luft zerrissen.
    »Im Frühjahr. Ende April.«
    »Warum?« Der Appetit war ihr vergangen. Der
Gedanke, einen Neuen auszubilden, war ihr gerade jetzt ein Greuel.
    »Wendy und ich heiraten.«
    »B. B., du bist noch so jung.« Warum war es für
diesen Jungen kein Problem, sich zu binden?
    »Ich bin jetzt fünfundzwanzig, Wetzon.« B. B.
sprach es aus, als wäre fünfundzwanzig uralt. »Wendys Vater und Großvater sind
Weinhändler. Wir ziehen nach Oregon, und ich steige ins Familienunternehmen
ein.«
    Er war so ernst und aufrichtig. »Das ist
wunderbar«, sagte sie. »Wir werden es bedauern, dich zu verlieren.«
    »Wetzon, ich hoffe, du bist nicht sauer auf
mich.« Von seinem Essen war nichts übrig als ein zusammengerollter
Karottenstreifen und ein paar Brotkrümel.
    »Bin ich nicht. Du mußt deinen Weg gehen.«
    »Smith wird sauer sein...«
    »Ich kümmere mich um Smith.« Sie tätschelte
seine Hand. »Geh wieder ins Büro. Wir sprechen morgen ausführlicher darüber.«
    Sie trank ihren Kaffee und sah zu, wie B. B.
seine leeren Behälter zusammenstellte und wegwarf. Er war ein ordentlicher,
anständiger junger Mann, und er verabschiedete sich aus ihrem Leben. O ja,
Smith würde toben. Sie hatten Monate gebraucht, um Max zu finden, nachdem sie
Leute eingestellt hatten, die dann entweder nicht aufkreuzten, es nicht
aushielten oder weder mit Smith noch mit der Verkaufstechnik per Telefon
umgehen konnten. Oder beides. Einen Neuen auszubilden bedeutete immer eine
Einbuße am Verdienst, weil die Beaufsichtigung Zeit kostete. Diese Pflicht
würde Wetzon zufallen. Ein Problem mehr.
    Vorwärts und aufwärts, dachte sie, als sie
aufstand. Sie warf den Plastikbehälter und den Kaffeebecher in den Abfallkorb
und ging durch die Grand Central Station zur Lexington Avenue-U-Bahn. Die
Leute, die Mittagspause machten, mischten sich mit den Reisenden, die mit dem
Zug aus Westchester und Connecticut kamen. Imbißstände verströmten Pizza-,
Popcorn- und Hot-dog-Düfte, und die Sonne schien strahlend durch das Oberlicht.
    Sie stieg in den Zug unter der Lexington und
setzte sich hin. Sekunden später setzte sich ein Penner in ausgezackt
zerrissenen Jeans und schmutziger Nylonjacke neben sie. In

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