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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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in Hotshot investieren.«

  »Es
will mir einfach nicht in den Kopf, daß du das getan hast!« Wetzon hatte
sich in einen solchen Zorn hineingesteigert, daß sie immer schneller vor Smith
herlief. »Und mit unserem Altersgeld!« Kochend vor Wut mußte sie schließlich an
der Ecke 49. und Lexington warten, bis Smith sie eingeholt hatte.
    »Dir kann man es einfach nicht recht machen,
Wetzon. Hast du mir nicht erzählt, daß dieses Musical, an dem Mort Hornberg und
deine schwule Person arbeiten, Theatergeschichte schreiben wird?«
    Smith hatte aufgehört, von Carlos nur als dem
Degenerierten zu reden, nachdem er ein prominenter Choreograph geworden war.
»Deine schwule Person« war seine neue Bezeichnung. Und Carlos’ Haß auf Smith
war nicht zu übertreffen. Er gab Smith die Schuld, Wetzon vom Theater
weggelockt zu haben. Seiner Meinung nach versuchte sie ständig, Wetzon ihre
Wertvorstellungen aufzuzwingen. Daß sein geliebtes Häschen sich mit einer so
intoleranten und habgierigen Person zusammengetan hatte, war eine Quelle
ständigen Ärgers. Carlos und Smith fochten ihren Kampf um Wetzon herum und
durch Wetzon aus, die normalerweise zitternd zwischen den Fronten stand.
    Dies war wieder so eine Gelegenheit. »>Meine
schwule Person< hat einen Namen, Smith. Lies meine Lippen. Carlos Prince.«
Sie ertappte sich dabei, daß sie auf dem Bürgersteig mit dem Fuß aufstampfte,
um ihre Worte zu unterstreichen zum großen Vergnügen einer in viele Kleiderschichten
gehüllten Stadtstreicherin, deren oberste Hülle ein Schafspelzmantel voller
Mottenlöcher war.
    Die Frau lachte gackernd und schien in die
Auseinandersetzung eingreifen zu wollen, als Smith sie anfuhr. »Mach, daß du
fortkommst, oder ich lasse dich in ein Heim stecken.«
    Die Frau erstarrte. Ihr Gesicht drückte tiefstes
Entsetzen aus, als hätte Smith sie zum Tode verurteilt.
    »Ich meine es ernst.« Smith drohte ihr mit einem
Finger.
    »Sie sind ein böser Mensch!« schrie die
Stadtstreicherin. »Ich verfluche Sie.« Sie zeigte mit zwei Fingern auf Smith,
spuckte darauf, dann griff sie, leise vor sich hin murmelnd, ihren
Einkaufswagen, der mit platzenden Plastikmüllsäcken und einem zerbrochenen
Besen beladen war, und schob ihn die Lexington hoch.
    »Mein Gott.« Smith umklammerte Wetzons Arm.
»Hast du sie gehört? Sie hat mich mit einem Fluch belegt.« Ihr Gesicht
bekam einen Stich ins Gelbliche.
    »Das ist doch lächerlich. Sie ist nicht richtig
im Kopf, und du hättest dich nicht mit ihr einlassen sollen. Es hat nichts zu
bedeuten.«
    Smith wirkte ein wenig erleichtert, schien aber
immer noch nervös zu sein. Sie fröstelte. »Gehen wir weiter.«
    Wetzon hakte sich bei ihr unter. »Du hast dich
zu lange mit Parapsychologie abgegeben. Mach schon, sie hat einfach blöd
dahergeredet.« Wetzon hätte gern wieder in ihren Zorn gefunden, aber leider
hatte sich der fast verflüchtigt. »Allerdings habe ich tatsächlich einen Besen
in ihrem Wagen gesehen...«
    »Nein!« Smith sah sich mit kläglichem Blick nach
der Stadtstreicherin um, doch sie war auf der Avenue verschwunden.
    Wetzon stöhnte. »Ich habe Spaß gemacht!«
    »Wirklich?«
    »Hand aufs Herz.« Sie machte die Geste. »Können
wir auf Hotshot zurückkommen?«
    »Du bist unmöglich.« Smith fing sich wieder.
»Also, hast du nun gesagt, es würde ein herausragendes Musical, oder nicht?«
    »Stimmt, aber...« Wetzon stieß die Hände in die
Taschen und nörgelte auf dem ganzen Weg bis zur Third Avenue.
    »Also gut.« Smith hatte ihr Gleichgewicht wieder
völlig hergestellt. »Es war eine Geschäftsentscheidung. Das vergangene Jahr war
das beste, das wir jemals hatten. Wir müssen unser Geld verteilt anlegen.«
    »Aber fünfzigtausend! Mann, Smith, kein Mensch
verdient mehr Geld, wenn er in Theater investiert.«
    »Wir werden verdienen. Das Tarot sagt Unruhe
voraus, dann Eimer voll Geld, und das Tarot lügt nie.«
    »Ich hätte es mir denken können«, erwiderte
Wetzon gereizt.
    »Vertraue mir.«
    Wetzon hätte sich eine Spur besser gefühlt, wenn
Smith nicht diese zwei Wörter gesagt hätte. Vorjahren hatte ein Makler Wetzon
gewarnt, daß vertraue mir ein Codewort für leck mich am Arsch sei. »Verdammt«, murmelte sie.
    Vor Steve Sondheims Haus blieb Wetzon stehen.
    »Was machst du?«
    »Meine Reverenz erweisen.« Sie tippte für
Sondheim an ihre Baskenmütze und tat dann das gleiche für Kate Hepburn, die irn
Nachbarhaus wohnte und die sich, so hieß es, energisch über den Lärm vom
Klavier des

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