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Momo

Momo

Titel: Momo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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schwieligen Händen übers Gesicht. „Alles Unsinn, was ich da rede“, sagte er auf einmal traurig. „Du siehst, Momo, ich hab' wieder mal zuviel getrunken. Ich geb's zu. Ich trink' jetzt oft zuviel. Anders kann ich's nicht aushalten, was wir da machen. Das geht einem ehrlichen Maurer gegen das Gewissen. Viel zuviel Sand im Mörtel, verstehst du? Das hält alles vier, fünf Jahre, dann fällt es zusammen, wenn einer hustet. Alles Pfusch, hundsgemeiner Pfusch! Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste sind die Häuser, die wir da bauen. Das sind überhaupt keine Häuser, das sind – das sind – Seelensilos sind das! Da dreht sich einem der Magen um! Aber was geht mich das alles an? Ich kriege eben mein Geld und basta. Na ja, die Zeiten ändern sich. Früher, da war das anders bei mir, da war ich stolz auf meine Arbeit, wenn wir was gebaut hatten, was sich sehen lassen konnte. Aber jetzt… Irgendwann, wenn ich genug verdient hab', häng' ich meinen Beruf an den Nagel und mach' was anderes.“
Er ließ den Kopf hängen und starrte trübe vor sich hin. Momo sagte nichts, sie hörte ihm nur zu.
„Vielleicht“, fuhr Nicola leise nach einer Weile fort, „sollte ich wirklich mal wieder zu dir kommen und dir alles erzählen. Ja, wirklich, das sollte ich. Sagen wir gleich morgen, ja? Oder lieber übermorgen? Na, ich muß sehen, wie ich's einrichten kann. Aber ich komm' bestimmt. Also, abgemacht?“
„Abgemacht“, antwortete Momo und freute sich. Und dann trennten sie sich, denn sie waren beide sehr müde.
Aber Nicola kam weder am nächsten noch am übernächsten Tag. Er kam überhaupt nicht.
Vielleicht hatte er wirklich nie mehr Zeit.
Als nächsten besuchte Momo den Wirt Nino und seine dicke Frau. Das kleine alte Haus, mit dem regenfleckigen Verputz und der Weinlaube vor der Tür, lag am Stadtrand. Wie früher ging Momo hinten herum zur Küchentür. Die stand offen, und Momo hörte schon von weitem, daß Nino und seine Frau Liliana einen heftigen Wortwechsel hatten. Liliana hantierte mit Töpfen und Pfannen am Herd. Ihr dickes Gesicht glänzte von Schweiß. Nino redete gestikulierend auf seine Frau ein. In einer Ecke saß das Baby der beiden in einem Korb und schrie. Momo setzte sich leise neben das Baby. Sie nahm es auf den Schoß und schaukelte es sacht, bis es still war. Die beiden Eheleute unterbrachen ihr Wortgefecht und schauten hin.
„Ach, Momo, du bist es“, sagte Nino und lächelte flüchtig. „Nett, daß man dich mal wieder sieht.“
„Willst du was zu essen?“ fragte Liliana ein wenig barsch. Momo schüttelte den Kopf.
„Was willst du denn?“ erkundigte Nino sich nervös. „Wir haben im Moment wahrhaftig keine Zeit für dich.“
„Ich wollte nur fragen“, antwortete Momo leise, „warum ihr schon so lang nicht mehr zu mir gekommen seid?“
„Ich weiß auch nicht!“ sagte Nino gereizt. „Wir haben jetzt wirklich andere Sorgen.“
„Ja“, rief Liliana und klapperte mit den Töpfen, „er hat jetzt ganz andere Sorgen! Zum Beispiel, wie man alte Gäste hinausekelt, das sind jetzt seine Sorgen! Erinnerst du dich an die alten Männer, Momo, die früher immer an dem Tisch in der Ecke saßen? Weggejagt hat er sie! Hinausgeworfen hat er sie!“
„Das habe ich nicht getan!“ verteidigte sich Nino. „Ich habe sie höflich gebeten, sich ein anderes Lokal zu suchen. Dazu habe ich als Wirt das Recht.“
„Das Recht, das Recht!“ erwiderte Liliana aufgebracht. „So was tut man einfach nicht. Das ist unmenschlich und gemein. Du weißt genau, daß sie kein anderes Lokal finden. Bei uns haben sie keine Menschenseele gestört!“
„Natürlich haben sie keine Menschenseele gestört!“ rief Nino. „Weil nämlich kein anständiges, zahlendes Publikum zu uns gekommen ist, solang diese unrasierten alten Kerle da herumhockten. Glaubst du, so was gefällt den Leuten? Und an dem einzigen Glas billigen Rotwein, das jeder von denen sich pro Abend leisten kann, ist für uns nichts zu verdienen! Da bringen wir es nie zu was!“
„Wir sind bis jetzt ganz gut ausgekommen“, gab Liliana zurück.
„Bis jetzt, ja!“ antwortete Nino heftig, „Aber du weißt ganz genau, daß es so nicht weitergeht. Der Hausbesitzer hat mir die Pacht erhöht. Ich muß jetzt ein Drittel mehr bezahlen als früher. Alles wird teurer. Woher soll ich das Geld nehmen, wenn ich aus meinem Lokal ein Asyl für arme alte Tatterer mache? Warum soll ich die anderen schonen? Mich schont ja auch keiner.“
Die dicke Liliana stellte

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