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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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zurück.“
     
     
     
     
     

26.
     
    A ls Aidan nach Inverness fuhr, beschäftigten ihn noch immer A m bers Worte, die ihn an seine Begegnung mit dem Wolf im Moor erinnerten, was er so lange verdrängt hatte, bis es ihm selbst wie ein böser Traum aus seiner Kinderzeit e r schien. Er musste zugeben, dass ihre Beschre i bungen von einem Werwolf auch mit seinem Erlebnis übereinstimmten. Das unte r strich auch die Furcht, die in ihren Worten mitschwang. Sollten Vaters Worte über die alte Magie und U n sterblichkeit wahr gewesen sein? Welche Mächte mochte er dann über all die Jahre mit seinen Ritu a len entfesselt haben? Und er hatte Vater belächelt, sein Beharren auf diese Rituale verflucht, und ihn wegen seiner Verbi t terung gehasst. Anscheinend hatte er ihn unterschätzt. Gäbe es nicht sein Erle b nis mit dem Wolf, wü r den die Zweifel weiter bestehen. Doch so fügte sich alles ins Puzzle. Schon damals hatte Vater anscheinend dem Schattenreich geo p fert. Vielleicht auch Menschen. Der Gedanke war entset z lich.
    Er fühlte sich mitverantwortlich am Geschehen und auch schuldig an Vaters Tod. Hätte er ihn ernstgenommen, wäre vielleicht das Schlimmste zu verhindern g e wesen.
    Aidan steuerte den Wagen auf den Parkplatz vor dem Polizeirevier. Er zögerte, das graue Polizeigebäude in Inverness zu betreten. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Zwar hatte er nie ein gutes Verhältnis zu Vater bese s sen, dennoch fiel ihm der endgültige Abschied schwer. Nach Aussage der Polizei war Vaters Leiche nicht zweifelsfrei zu identifizieren gewesen. Er fragte sich, welcher Anblick ihn erwartete, und machte sich vorsichtshalber auf alles gefasst. Was immer das auch bedeuten mochte. In Kriminalfilmen wurden die Angehör i gen in einen bis zur Decke gefliesten Raum geführt, eine Schublade mit der Le i che aufgezogen, damit der Tote ident i fiziert werden konnte. Er hatte so was oft gesehen. Aber das hier war kein Film, sondern die Re a lität. Und da drin lag sein Vater.
    Aidan atmete tief durch, bevor er die Tür aufzog. Stimmengewirr schlug ihm en t gegen. Es herrschte reges Treiben, die Telefone standen nicht still, und ein halbes Dutzend Reporter belagerten den Empfang s tresen. Aidan stellte sich wartend in eine Ecke des steril wirkenden Raumes. Irgendwann würde die Pre s se schon verschwinden. Er schnappte ein paar Wortfetzen auf, als einer der Journ a listen mit seiner Redaktion telefonierte. Im Umkreis von Ge a lach gab es mehrere Tote und mindestens ebenso viel Vermisste. Der Journalist sprach von ungeklä r ten Tode s ursachen.
    Ein bärtiger Reporter mit der Kamera vor der Brust beugte sich über den Tr e sen zu einem der Beamten, der einen Stapel Berichte sortierte.
    „Was verschweigen Sie uns? Die Bürger dieser Gegend haben ein A n recht auf die Wahrheit.“
    Abwehrend hob der Polizist die Arme. Die Situation schien ihn zu überfo r dern, er wirkte genervt. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    „Wir können noch nichts sagen. Sie müssen sich gedulden. Wenn Sie jetzt bitte das Revier verlassen würden. Rufen Sie in ein paar Stunden wieder an. Dann wissen wir mehr.“
    Damit kehrte der Beamte den Jou r nalisten den Rücken zu, die ihrer Empörung freien Lauf ließen. Noch einmal versuchten die Presseve r treter den Polizisten zu befragen, der jedoch keine Notiz mehr von ihnen nahm.
    Nach einer Weile verließen alle Reporter fluchend das Revier. Nun trat Aidan an den Tresen und stellte sich vor. Die eben noch abweisende Miene des Bea m ten, der die Horde Journalisten abgewehrt hatte, wec h selte zu mitleidvoll. Er führte Aidan hinaus in den Innenhof, an dessen gegenüber liegender Seite sich das Gebäude der Gerichtsmed i zin befand.
    Aidans feste Schritte hallten laut durch den kahlen Gang, als er dem Pathol o gen folgte. Sein Herz schlug schneller. Das würde kein leichter Gang werden. Außer se i ner Mutter hatte er noch nie einen Toten gesehen. Sie lag damals mit einem friedlichen Lächeln auf den Li p pen im Sarg und sah nicht aus wie eine Tote, sondern als ob sie schliefe. Deshalb hatte er lange nicht an ihren Tod g e glaubt, und Vater immer wieder nach ihrer Rückkehr befragt.
    „So, hier sind wir. Dann wollen wir mal Nummer 341 identifizi e ren“, sagte der Pathologe mit dem Gemüt eines Schlachters.
    Er zog eine Liege auf Rollen herbei, auf der sich unter einem weißen Leine n tuch die Ko n turen eines menschlichen Körpers abzeichneten. Aidan hielt den Atem an.
    „Sind

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