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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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geschaffen gewesen. Wenn er mit Julia gemeinsam auf einer Party auftauchte, so hat er erzählt, dann war es, als ginge die Sonne auf. Sie haben sich geliebt. Aber Julias Eltern mochten Hans nicht. Sie hatten einen Mann von adligem Geblüt für sie vorgesehen. Und als der in Person meines Vaters vor ihnen auftauchte, war die Welt für sie wieder in Ordnung. Sie mochten meinen Vater, das weiß ich. Und der sah in ihr die perfekte Gelegenheit für einen Neuanfang. Julia musste seinem Antrag zustimmen, sonst wäre sie von ihren Eltern enterbt worden.«
    Andrea schluckte schwer, bevor sie Hans’ letzte Worte wiederholte:
    »,Er hat mir das Teuerste genommen, was ich jemals in meinem Leben hatte. Nun nehme ich ihm das Teuerste, was er hat. Seine Tochter‘, hat er gesagt. Das sei nur gerecht.«
    Tom schwieg lange.
    »Dann hat er die ganze Zeit ein falsches Spiel gespielt«, sagte er schließlich. »Warum habe ich das bloß nicht bemerkt?«
    »Keiner von uns hat das gesehen. Er hat sich so gut verstellt – wir hatten keine Chance«, entgegnete Andrea milde.
    Sie brauchten länger für das letzte Stück, als sie gedacht hatten. Paul genehmigte ihnen nur wenige kurze Pausen, achtete dabei jedoch wieder genauer darauf, dass sie nicht zu viel miteinander sprachen. Niemand widersetzte sich. Paul war angeschlagen, das spürten alle, und sie wollten den unberechenbaren Mann nicht herausfordern, bevor sie diesen Berg hinter sich gelassen hatten.
    Es war tiefschwarze Nacht, als sie aus dem Dunkel der Höhle in die Finsternis des Regenwaldes hinaustraten. Entkräftet ließen sich alle auf den weichen Waldboden sinken. Der Mond schien beinahe friedlich auf sie herab. Doch in den Schatten, in die sein Licht nicht drang, lauerten tückische Unwägbarkeiten.
    Vor ihnen war ein provisorisches Lager aufgebaut, in dem ein paar erschöpfte Rebellen kampierten. Paul schritt sofort auf diese zu und rief Befehle. In der Nähe rauschte ein gewaltiger Fluss durch ein Tal, den sie nur hören, jedoch nicht sehen konnten. Die anderen setzten sich zu Tom und Andrea. Instinktiv rückten sie eng zusammen.
    Plötzlich stand Birgit neben ihnen.
    »Andrea!«, rief sie halblaut. »Mein Gott, ich habe gedacht, ich sehe dich nie wieder.«
    Sie setzte sich dicht neben ihre Freundin und legte ihr den Arm um die Schultern. Andrea sah sie dankbar an, schmiegte den Kopf an ihre Schulter und schluchzte auf. Die Tränen kamen so unvermittelt, dass Andrea sie nicht zurückhalten konnte.
    »Was ist passiert?«, wollte Birgit wissen.
    Tom berichtete ihr in knappen Worten, was seit der Flucht geschehen war, ohne näher auf das Tal einzugehen. Birgit lauschte seinen Worten aufmerksam, während sie Andrea immer wieder über den Rücken streichelte. Als Tom geendet hatte und von Birgit wissen wollte, was ihr widerfahren war, war Andrea eingeschlafen. Birgit legte den Finger auf die Lippen, versprach Tom, ihm im Laufe des Tages davon zu erzählen.
    Unter knallrotem Himmel ging im Osten die Sonne auf.

72
    Berlin, 22. Juni
    Sven Wiese schlug wütend auf die Tischplatte, als er von dem misslungenen Zugriff der GSG 9 erfuhr.
    »Diese Deppen«, murmelte er so leise, dass nur Anja Paffrath ihn hörte.
    Er stand von seinem Stuhl auf, wandte sich kurz von den Kollegen ab, kratzte sich nachdenklich am Kopf und drehte eine Runde um den Tisch, wobei ihm die anderen mit den Augen folgten. Die GSG 9 war mit der besten Ausrüstung nach Uganda geschickt worden. Der Botschafter war eingeknickt, und die ugandische Regierung hatte dem Einsatz in letzter Minute zugestimmt. Und was tat die Antiterroreinheit dort? Sie verwechselten ein paar einheimische Träger mit einer Rebellengruppe.
    Die Nacht war weit fortgeschritten, Tage waren schon vergangen, ohne dass sie vernünftige Ergebnisse vorweisen konnten. Wiese blieb schließlich an der Kopfseite des Raums stehen und fixierte den Generalbundesanwalt, der sich ihm genau gegenüber befand. Dann ging er zum Angriff über.
    »Herr von Schellenburg, welche Absprachen haben Sie mit Bernard Kayibanda getroffen?«, fragte er ruhig, ohne den Blick abzuwenden.
    »Das ist eine Unverschämtheit!«, blaffte von Schellenburg ihn an. »Es gibt keine Absprachen zwischen Herrn Kayibanda und mir.«
    »Sie haben das Verfahren gegen ihn aussetzen lassen. Ich frage mich, warum die Presse davon noch nichts mitbekommen hat. Das wäre wohl nicht in Ihrem Sinne.«
    Die Köpfe aller Anwesenden drehten sich von Schellenburg zu, der sich nun wütend erhob.
    »Ich

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