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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Handlungen herabzulassen.«
    Als wir endlich eine Pause einlegen, um ein spätes Mittagessen einzunehmen, fühle ich mich, als wäre ich in ein Schiffstriebwerk gesaugt und hinten wieder ausgespuckt worden. Dennoch gelingt es mir, noch all die nötigen Höflichkeiten auszutauschen, bevor ich mich in meine Suite zurückziehe. Heute Abend erwartet mich ein weiteres Bankett, und wenn ich es überstehen will, brauche ich noch dringend etwas Ruhe. Vielleicht finde ich ja auch das ein oder andere Interessante dabei heraus.
    Constance und Vel begleiten mich zum Wohnflügel.
    »Sie haben sich gut gehalten, Sirantha«, erklärt der Kopfgeldjäger. »Devri steht nun voll und ganz auf unserer Seite.«
    »Ich habe seine zustimmenden Gesten bemerkt«, erwidere ich mit einem Anflug von Stolz.
    »Ich werde Sie heute Abend abholen und in die Versammlungshalle begleiten.«
    »Danke. Aber jetzt muss ich meinen Kopf auslüften.«
    Vel nickt. »Ich habe noch zu arbeiten.«
    »Wie immer«, murmle ich.
    Zusammen mit Constance betrete ich meine Suite, während Vel schon weitereilt. Bleierne Müdigkeit erfasst mich, die Pracht meiner Gemächer nehme ich schon gar nicht mehr wahr.
    Meine PA mustert mich einen Moment lang eindringlich, dann sagt sie: »Zu schade, dass Sie Ihre Batterien nicht auch einfach am Terminal wieder aufladen können.«
    Immer wieder für eine Überraschung gut, die Kleine. Ich muss lachen. »Absolut. Bei uns Menschen ist das leider etwas komplizierter.«
    »Wünschen Sie, den Verlauf der Verhandlungen noch einmal mit mir durchzugehen, Sirantha? Ich habe alles aufgezeichnet, wie Sie gebeten haben.«
    Ich schüttle nur müde den Kopf und schäle mich aus der goldenen Robe. »Später, Constance. Ich möchte jetzt nicht nachdenken müssen. Würdest du die Suite inzwischen bitte nach Abhörgeräten durchsuchen?«
    »Verstanden.«
    Ich will gerade hinüber ins Schlafzimmer gehen, als mir plötzlich etwas einfällt. »Weißt du noch, wie ich dich um Zugang zu Mairs verschlüsselten Archiven gebeten habe?«
    »Ich erinnere mich an alles, das Sie je in meiner Gegenwart gesagt haben, Sirantha.«
    Dumme Frage. Sie erklärt mir das nicht zum ersten Mal, aber manchmal sieht sie mit dem seidig braunen Haar und den dunklen Augen so menschlich aus, und ich vergesse einfach, dass unter ihrer samtigen Haut Chips und Kabel stecken.
    »Okay. Hier die große Preisfrage: Hat Mair irgendwelche Eintragungen zu Marsch hinterlassen?«
    »Suchanfrage läuft.« Ihre Augen werden leer, als würde sie den Blick nach innen wenden. Ich warte, bis sie sich wieder zu Wort meldet. »Siebzehn Tage vor ihrem letztem Log-in hat Mair den verschlüsselten Archiven ein persönliches Tagebuch hinzugefügt, in dem sich mehrere Einträge zu Marsch befinden.«
    Ich stehe da wie schockgefroren. Die Frage war ein Schuss ins Blaue, und ich hatte nicht erwartet, dass wirklich etwas dabei herauskommen würde. Und jetzt kann ich mich nicht bewegen vor Anspannung. Vielleicht hat Constance etwas für mich, das mir helfen kann. Ich muss mich regelrecht zwingen, ins Schlafzimmer zu gehen und mir bequemere Klamotten zu holen. Mein Herz schlägt wie wild, während ich hastig in eine weite Hose steige. Brauche ich noch einen Pullover? Solange mich niemand sieht, reicht auch das dünne Unterhemd. Die Temperaturregulierung hier drinnen funktioniert perfekt, wenn ich auch nach wie vor keine Ahnung habe, wie.
    Die Tür . Hinter ihr befindet sich Marschs Zimmer. Als ich noch nicht gewusst habe, wie sehr er sich verändert hat, habe ich gedacht, er würde vielleicht in meiner Nähe sein wollen. Eigentlich wollte ich ihn zu dem offiziellen Dinner heute Abend mitnehmen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Wahrscheinlich will er gar nicht. Ich habe tatsächlich Angst, diese Tür zu öffnen, und das widert mich an.
    Also zurück in den Wohnbereich, wo Constance auf mich wartet, um da weiterzumachen, wo wir stehen geblieben sind. Das ist das Tolle an Droiden: Sie nehmen’s nicht persönlich, wenn man sich ab und zu etwas seltsam verhält. Natürlich sind sie pedantisch und nehmen manches viel zu wörtlich, aber da gibt es weit schlimmere als Constance.
    Ich mache es mir auf einem Möbelstück bequem, das halb Sofa, halb Stuhl ist, und gehe noch einmal in mich. Ist es verrückt von mir zu glauben, Mair könnte mir von jenseits des Grabes helfen? Vielleicht. Aber Marsch ist den Versuch auf jeden Fall wert.
    »Beginnen wir ganz am Anfang«, sage ich schließlich. »Spiel mir den

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