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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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würde. Sie hatte das Bedürfnis, aufgerissene Augen und ihre Ehrfurcht, ja sogar ihre Furcht vor der Lichtläufer-Prinzessin zu sehen. Und vor dem Lichtläufer, der eines Tages Hoheprinz sein würde.
    Glücklicherweise endete das Festessen frühzeitig. Da alle am Morgen aufgrund von Rohans Einladung schwere Köpfe gehabt hatten, wollte niemand diese Erfahrung wiederholen. Vor allem würde ja am nächsten Morgen schon früh eine so wichtige Abstimmung abgehalten werden. Sioned selbst wollte nur noch schlafen, obwohl sie wusste, dass sie wohl kaum dazu kommen würde. Als Tobin sie schließlich fragte, ob sie nicht nach dem Essen eine Tasse Tee mit ihr trinken wolle, wussten sie beide, dass das nur ein Vorwand dafür war, die ganze Nacht hindurch aufzubleiben und zu reden.
    Rohan kehrte allein zum Pavillon zurück. Pol ließ er unter den wachsamen Augen von Maarken und Ostvel zurück. Sie waren mit Riyan, Sorin und Andry der Einladung von Volog gefolgt, vor dem Schlafengehen noch etwas Musik zu hören. Als Rohan sich an seinen Schreibtisch setzte, konnte er leise den süßen Klang einer Flöte vernehmen. Musik gefiel ihm, doch er sah es auch nicht als Nachteil an, dass er kaum etwas davon verstand. Seine Mutter hatte Musik geliebt, hatte aber verzweifelt feststellen müssen, dass ihre Kinder wohl nie auch nur eine Note lernen würden. Und tatsächlich konnten weder er noch Tobin auch nur in der richtigen Tonart mitsummen. Pol hingegen sang sehr gern, und nach einer Weile glaubte Rohan sogar, seinen Sohn zusammen mit Ostvel zu hören. Er blickte erstaunt auf. Ostvel gab höchstens auf Skybowl oder Stronghold Kostproben von seinem Talent, und auch dort nur, wenn die Bitten schon fast auf einen Befehl seines Prinzen hinausliefen. Wie erstaunlich, dass er sich hier dazu bereit erklärt hatte.
    Rohan ging gerade einige Handelsverträge durch, als ein Reiter mit Botschaften aus der Wüste ankam. Dankbar, dass er von den Problemen des Rialla abgelenkt wurde, widmete er sich zunächst Feylins Bericht über die Drachen. Sie hatte sie den ganzen Sommer über beobachtet und auf der Grundlage der geschlüpften Jungdrachen Berechnungen über die zahlenmäßige Entwicklung angestellt. Jetzt war sie froh, dem Hoheprinzen mitteilen zu können, dass es gute Nachrichten gab: Falls keine unvorhergesehenen Ereignisse eintraten, würde die Zahl der Drachen konstant bleiben. Allerdings war das Problem, dass weitere Höhlen gefunden werden mussten, damit die Population anwachsen konnte, immer noch nicht gelöst, doch im Moment waren sie sicher.
    Die Neuigkeiten von Walvis und Eltanin aus Tiglath klangen ebenso gut. Die Wüstentruppen arbeiteten gut mit denen der Prinzenmark zusammen. Durch freundschaftliche Wettbewerbe in Schwertkampf, Bogenschießen und Reiten hatten beide Seiten viele neue Tricks in den Kampfkünsten erworben. Die Wüste hatte die besseren Reiter, doch die Jäger aus dem Veresch brachten mit ihren Pfeilen Dinge fertig, von denen Walvis geschworen hätte, sie seien unmöglich, hätte er sie nicht mit eigenen Augen gesehen. Es gab einen Nachsatz zum Schmunzeln, dass bald eine ganze Reihe von Männern und Frauen um Versetzung bitten würden, denn das enge Zusammenleben hatte die üblichen Resultate gezeitigt: an die zwanzig Hochzeiten bahnten sich an.
    Deshalb lächelte Rohan, als Tallain den Privatbereich des Prinzenzeltes betrat. »Oh, keine weiteren Botschaften, hoffe ich. Lady Feylin schreibt sehr sauber, dein Vater beschäftigt freundlicherweise einen Sekretär, aber Lord Walvis’ Gekritzel hat mich fast blind gemacht!«
    Tallain grinste. »Nein, Herr, keine weiteren Pergamente. Ihr habt Besuch. Er bezeichnet sich als Hohelord und Haushofmeister des Prinzen Miyon von Cunaxa.«
    Rohan blickte hoch. »Wie lange hast du ihn warten lassen?«
    »Wie üblich, Herr. Soll ich ihn jetzt einlassen?«
    »Tut das. Wann sollen Ihre Hoheiten, die Prinzen von Syr und Ossetia, eintreffen?«
    »Schon bald, glaube ich. Wenn Eure Unterhaltung mit diesem Haushofmeister länger dauert, führe ich sie in den Vorraum, Herr.«
    »Ausgezeichnet. Ach, übrigens, Tallain, dein Vater hat auch einen Brief für dich mitgeschickt.« Er warf dem Jüngling ein versiegeltes Pergament zu. Tallain fing es eifrig auf. »In Tiglath läuft alles wunderbar. Morgen früh reitet ein Bote zurück, dem du eine Nachricht an deinen Vater mitgeben kannst, wenn du willst.«
    »Danke, Herr.« Tallain steckte den Brief in seine Tunika. »Soll ich jetzt den

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