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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Hand auf ihren Arm; sie wand sich los und schlug ihm ins Gesicht.
    »Wie könnt Ihr es wagen, mich anzurühren!«, tobte sie. »Ich bin die Tochter eines Hoheprinzen. Ich werde Euch die Ringe von den Händen schneiden lassen …«
    Es war höchst unklug von ihr, Andry daran zu erinnern, was mit Kleve geschehen war. Er nickte dem Lichtläufer kurz zu. Der nahm Kieles Arme und hielt sie hinter ihrem Rücken fest. Sie schlug um sich und spuckte aus, schrie sogar ihrem Gatten ins Gesicht, als dieser versuchte, sie zu beruhigen.
    »Bringt sie dahin, wo Masuls Körper verbrannt werden soll«, sagte Andry ruhig.
    Kiele versteinerte. »Verbrennen?«, wiederholte sie, als hätte sie sich verhört.
    »Mein Bruder, Lord Maarken, hat darum gebeten, dass sein Gegner in allen Ehren bestattet wird«, erklärte Andry nicht ihr, sondern den anderen. »Er ist großzügiger als ich.«
    Sie sah Lyell an. »Verbrannt?«, fragte sie ungläubig. »Er will diesen verlogenen Bastard mit Feuer ehren?«
    Ihr Mann fasste sie an den Schultern. Seine ruhige Gefasstheit schmolz in einem Aufwallen von Bitterkeit dahin. »Diesen verlogenen Bastard, von dem du mir gegenüber unter Schwüren behauptet hast, dass er dein Bruder ist! Aber nicht nur ihn, Kiele. Auch uns. Sei froh, dass nicht noch Geir und Lyela mit uns zusammen sind!«
    Andry verlor ein wenig seine Gelassenheit. »Lord Lyell, Ihr hattet mit dem Tod des Lichtläufers Kleve nichts zu tun. Ihr seid durch Euren Oberlord bestraft worden. Ich habe nicht vor … Ich habe keine Veranlassung …«
    Lyell sah ihm direkt in die Augen. »Sie ist meine Frau. Ich habe ihr geholfen und habe sie darin unterstützt, Masuls Anspruch durchzubringen. Ich habe ihr Leben und ihr Bett geteilt. Ich habe vor, auch ihren Tod zu teilen.«
    Er liebt sie, wie verrückt ist das doch, dachte Rohan. Aber er mochte Lyell für seinen unerwarteten Mut nicht tadeln.
    »Ich möchte lieber mit ihr sterben, Herr«, sagte er jetzt leicht bittend zu Andry. »Ich hatte nur Sorge um meine Kinder. Jetzt, wo ich weiß, dass ihnen nichts geschehen wird …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin auf meine Weise genauso schuldig wie sie. Ich wusste, was sie tat, und habe sie nicht davon abgehalten.«
    »Aber Ihr …« Andry war nun wirklich nervös.
    Lyell lächelte beinahe. Im Angesicht des Todes nahm sein Gesicht eine Würde an, die es sein Leben lang nicht ausgestrahlt hatte. »Ich werde so oder so sterben. Lasst das Feuer sein Werk tun, Herr.«
    Andry sah Rohan hilfesuchend an. Rohan gab den Blick ausdruckslos zurück und dachte dabei: Tut mir leid, Andry. Das ist deine Entscheidung. Das hier geht allein die Lichtläufer etwas an, nicht die Prinzen. Hoffentlich erinnerst du dich in den kommenden Jahren auch daran, dass es da einen Unterschied gibt.
    Der junge Mann nickte langsam; Rohan wusste nicht, ob er damit sein Verständnis für Rohans Schweigen oder seine Zustimmung zu Lyells Bitte ausdrücken wollte. Doch Lyell fasste es als stillschweigendes Einverständnis auf und verbeugte sich.
    Nur einen Augenblick später hatte Andry seine Selbstbeherrschung wiedererlangt. Er wandte sich an die Versammlung des Prinzen: »Ich rufe alle anwesenden Prinzen und Lords als Zeugen dafür auf, wie der Mord an einem Faradhi gerecht bestraft wird: Tod durch Lichtläufer-Feuer.«
    Kiele begann daraufhin zu schreien und hörte nicht wieder auf. Lyell schickte die Lichtläufer mit einem Wink davon. Er nahm seine Frau in die Arme, hielt ihr mit einer Hand den Mund zu und trug sie fast, während er den Lichtläufern zum Fluss folgte.
    Rohan bemerkte etwas Seltsames, als der Rest der Versammlung sich anschickte, ihnen zu folgen. Andry hielt sich ein paar Schritte abseits von den anderen, doch urplötzlich war Alasen an seiner Seite. Sie hing an seinem Arm und redete schnell und leise auf ihn ein, ohne dass Rohan etwas verstehen konnte. Ihre Augen glühten tiefgrün in ihrem weißen Gesicht, doch ihre Haltung war trotz des wilden Gefühls in ihren Augen mehr flehend als fordernd. Andry sah plötzlich gequält auf sie hinab und verlor die stolze Haltung eines Herrn der Schule der Göttin. Mit einem Mal begriff Rohan etwas, das ihn überraschte.
    Sioned hatte es auch gesehen. Sie drückte Rohans Hand, und er spürte, dass es sie drängte, hinzulaufen und das zu beenden, was sie entzweiriss. Er legte den Arm um ihre Taille.
    »Nein«, flüsterte er. »Lass sie in Ruhe.«
    »Aber …«
    »Nein«, wiederholte er.
    Sie holte unsicher Luft und nickte, doch

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