Mondlaeufer
Urival hat Euch gut und fest in Schlaf gesponnen.« Meath lehnte sich in einem geschnitzten Stuhl zurück, der zu zerbrechlich für seine breite Gestalt wirkte. »Also, mal sehen. Zuallererst gehört Firon jetzt Lleyns Enkel Laric. Er wird seine Sache dort auch gut machen. Kluges Kerlchen. Sorin soll Feruche für Sioned wieder aufbauen, und der kleine Riyan hat Skybowl bekommen, da sein Vater als Pols Regent in die Felsenburg gehen wird.«
Hollis starrte ihn an. »Das alles ist heute Morgen geschehen?«
»Rohan verschwendet nicht viel Zeit. Ihr wisst, dass Gemma nicht Kostas, sondern Tilal gewählt hat, nicht wahr? Nun, es gibt ein, zwei Gerüchte, dass Kostas selbst bereits erwählt wurde. Von Danladi. Vielleicht ist er klug genug, sie zu nehmen. Sie ist ein nettes, kleines Ding. Will nie etwas für sich selbst, was für eine Tochter von Roelstra schon ungewöhnlich ist. Auch Davvi mag sie sehr gern und sagt, sie sei sein Mädchen; also glaube ich, dass sie eines Tages Prinzessin von Syr wird. Und wenn wir schon bei Roelstras Töchtern sind: Chiana, die kleine Hexe, hat sich den ganzen Tag an Halian gehängt. Sie ist fest entschlossen, ihn zu heiraten und nach Cluthas Tod mit ihm zu erben. Das dürfte interessant sein!«
»Der Göttin sei Dank, dass sie ziemlich dumm ist, trotz all ihrer Berechnung«, überlegte Hollis. »Und sie hat endlich ihr Lebensziel erreicht, wenn Halian jetzt blöd genug ist, sie zu einer richtigen Prinzessin zu machen.«
»So wäre es wirklich gut zusammengefasst«, stimmte Meath zu.
»Die Nachrichten über Danladi sind gut.« Hollis setzte sich etwas bequemer hin. »Da sie Gemma so nahesteht, sollten die beiden es fertig bringen, jeden Zwist zwischen den Brüdern beizulegen.« Sie lächelte trocken. »Politik!«
»Und es geht noch weiter. Prinzessin Gennadi wurde dazu bestimmt, Waes zu regieren und sich um Lyells Kinder zu kümmern. Ich weiß nicht viel von ihr, aber sie soll eine gewitzte Herrin sein, die durchaus etwas für gut aussehende Männer übrig hat.« Er machte eine Pause und grinste: »Vielleicht sollte ich um Versetzung bitten!«
Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, wie es ihr schien, lachte Hollis wirklich laut. »Ihr seid ein grässlicher, alter Lüstling, und wenn Ihr Euch nicht vorseht, erzähle ich alles Eolie!«
»Oh, sie weiß alles über mich«, gab er sorglos zurück.
»Aber wisst Ihr denn alles von ihr?«, neckte Hollis.
Meath sah überrascht aus. »Was?«
Sie kicherte. »Erwischt!«
»Euch hat Maarken erwischt«, brummte er, »und viel Spaß dabei!«
Hollis verbarg ihre Reaktion, indem sie einen großen Schluck Wein nahm. Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Was ist mit Kiele?«
»Tot.« Meath stand auf, um die Flasche vom Tisch zu holen und ihnen beiden nachzuschenken. »Sie verbrannte heute Morgen mit Masuls Leiche. Und Lyell mit ihr.«
»Aber er …«
»Ich weiß. Andry wollte es auch nicht so haben. Aber Lyell bestand darauf. Er hat sie geliebt, wisst Ihr. Außerdem, was für ein Leben wäre das für ihn gewesen: ohne Waes, ohne einen Ort für sich? Gennadi wird sich gut um die Kinder kümmern, und Clutha hat sehr deutlich klargestellt, dass sie nicht für das bestraft werden sollen, was ihre Mutter getan hat. Aber wenn man es sich recht überlegt, war es wirklich das Einzige, was Lyell übrig blieb.«
Hollis senkte den Kopf. »Ein schrecklicher Tod«, murmelte sie.
»Sie starben, noch ehe das Feuer sie berühren konnte.« Meath schüttelte den Kopf. »Es war das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Andry hatte gerade die Flammen gerufen, und wir anderen wollten sie verstärken und es schnell machen, als wie aus dem Nichts ein Messer zu Lyells Füßen lag. Er hat damit sie und sich selbst getötet. Sie haben nichts mehr gespürt. Später habe ich erfahren, dass es Ostvel war, der ihm das Messer zugeworfen hat.«
»O süße Göttin.« Sie sah ihn an. »Ihr wisst, warum er es getan hat, nicht wahr? Damit Andry und die anderen Lichtläufer keine Mörder sind.« Mörder wie Hollis selbst. Sie unterdrückte ein neuerliches Aufschluchzen.
Meath zuckte mit den Schultern. »Andry ist natürlich wütend.«
»Ich werde es ihm erklären«, sagte sie mit fester Stimme.
Er lächelte. »Aha, die große Schwester.«
»Meath – bitte.«
»Seht mal, Hollis – ich weiß, was Euch passiert ist. Und Maarken auch.«
Sie lächelte ihn gequält an. »Und wisst Ihr beide nicht auch, dass ich sterben werde? Ich habe die Wahl, Meath. Ich kann mir Dranath
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