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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Finger weich seine Lippen berührte. So aufgeregt war er weder bei Mireva noch bei dem Bauernmädchen gewesen, an das er mit dreizehn Jahren seine Unschuld verloren hatte.
    Er brannte lichterloh.
    Das verschwommene Licht kam näher. Er streckte die Arme aus und umfing einen schlanken Frauenkörper. Er bebte am ganzen Körper und schnappte nach Luft. Als er sie zu sich herunterzog, vergaß er Mireva, seine Brüder und den Grund für seine Anwesenheit in der Schule der Göttin – einfach alles. Er nahm nur noch den betäubenden Duft der Frau wahr, ihre Geschmeidigkeit und die uralte Herausforderung, die ihr Körper dem seinen zuflüsterte.
    Die erste Vereinigung hielt er nicht lange durch. Er legte sich keuchend und schweißgebadet zurück, gedemütigt, dass er es nicht länger ausgehalten hatte. Eine leise Erinnerung an die scheinbar so junge Mireva durchschoss ihn. Warum hatte sie ihm nie gesagt, wie mächtig die Faradhi -Magie in diesem Akt war? Die Frau – wer sie auch war – existierte nur als schwacher, leuchtender Schimmer. Seine Finger konnten sie berühren, doch er konnte nicht die Form von Nase, Brauen und Mund oder die Konturen ihrer Brüste und Hüften erkennen. Nichts verriet ihm, wer sie war. Auch die Farbe ihrer Haare, die ihn umflossen, konnte er nicht ausmachen. Er hoffte, sie wären goldblond und Hollis läge in seinen Armen, doch eigentlich machte es nichts aus. Ihre Lippen lehrten ihn Dinge, die nicht einmal Mireva gekannt hatte, und machten ihn wieder richtig lebendig. Dabei hatte er schon gefürchtet, die Nacht sei für ihn vorüber.
    Beim zweiten Mal ließ sie ihm mehr Zeit zur Erholung. Er hatte die Lektionen rasch begriffen und war auf den köstlichen Genuss ihres Körpers besser vorbereitet; daher kam er schneller wieder zu Atem und zu Verstand. Er nahm ihre Hände, um die Zahl ihrer Ringe zu erkennen, doch zu seinem Entsetzen trug sie keine. Der Schreck ernüchterte ihn. Echte Lichtläufer durften nicht einmal neugierig sein, wer zu ihnen gekommen war. Er durfte keine weiteren Fehler machen. Er musste daran denken, was er vorhatte.
    Segev öffnete den Mund, um vorzuschlagen, dass sie etwas trinken sollten – doch er brachte keinen Ton heraus. Er wusste, dass seine lustvollen Schreie sich mit denen der Frau vermischt hatten, doch jetzt fühlte sich seine Zunge seltsam dick an, seine Lippen schienen gefühllos, und seine Kehle war wie zugeschnürt. Ernstlich erschrocken wand er sich aus den liebevollen Händen und fiel neben dem niedrigen Bett auf die Knie. Seine Hände krallten sich in die verknüllten Laken. Sie war ein Traum, einfach ein blasser, schemenhafter Geist ohne Identität. Wenn Faradhi -Kräfte so mächtig waren – er griff nach dem Wein und nahm zwei tiefe Schlucke, denn er brauchte Dranath , um seinen Mut wiederzuerlangen.
    Ihre Finger schlossen sich um seine, und sie nahm ihm den Tonkrug aus der Hand. Auch sie trank durstig. Segevs Hand rutschte ab, als sie ihm den Krug zurückgab, und Wein kippte über seine Knie. Er hörte ein durchtriebenes, nebliges Lachen aus weiter Ferne, als sie ihn zurück ins Bett lockte.
    Als draußen im Saal das Morgenläuten erklang, schreckte Segev hoch. Sie war fort. Er war schwach und erschöpft und kaum fähig, sich umzudrehen und aufzusetzen. Vorsichtig beschwor er ein kleines Feuer im Kohlenbecken und besah bei dessen Schein seinen Weinkrug. Der war fast leer.
    Hatte er zu viel getrunken? Hatte sie genug gehabt? Der Ärger überwog seine Müdigkeit, und er fluchte laut. Warum hatte ihn Mireva nicht vor der Stärke der Lichtläufer-Künste gewarnt?
    Er kippte den Rest des Dranath -Weins hinunter und legte sich auf den Rücken. Als die Wirkung einsetzte, entspannte er sich allmählich. Vielleicht hatte Mireva es tatsächlich nicht gewusst; vielleicht konnte er hier Dinge lernen, die sie nie wissen würde. Vielleicht konnte er durch dieses Wissen Ruvals Platz einnehmen, wenn die Zeit kam, Prinz Pol zu besiegen.
    Vielleicht würde er Mireva überhaupt nicht mehr brauchen.
    Heute würde er zu dem Baumkreis im Wald gehen und im Feuer seine Zukunft sehen. Eigentlich hatte er nur die Bewegungen vortäuschen wollen, doch jetzt beschloss er, dass er die Zauberformeln wirklich wirken würde. Denn wenn andere Faradhi -Erfahrungen so mächtig sein würden wie das Erlebnis der letzten Nacht, dann konnte er vielleicht etwas sehen, was nicht einmal Mireva wusste.
    Die Lichtläufer hatten ihn alle Worte und Gesten des Rituals gelehrt. Nur aus Neugier hatte

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