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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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er aufgepasst, denn er hatte nie wirklich vorgehabt, die Zeremonie auch für sich durchzuführen. Doch nun sprang er aus dem Bett und zog sich eilig an, um herauszufinden, ob die Faradhi noch andere, ebenso mächtige Zauberkünste kannten. Wenn das zu dem kam, was er bereits von Mireva gelernt hatte, dann konnte er …
    Plötzlich erstarrte er, schon mit der Hand am Türknauf. Er würde nicht als echter Lichtläufer in den Wald gehen können. In seinem Diarmadhi -Blut pulsierte ein Kraut, das sie mehr fürchteten als alles andere auf der Welt. Wenn der Zauber, der letzte Nacht die Frau umgeben hatte, von der Göttin stammte, die es Mireva zufolge nicht gab, dann würde sie sich vielleicht für seine Tat rächen – und für das, was er noch vorhatte …
    Er öffnete nachdrücklich die Tür und tat seine abergläubische Furcht mit einem Schulterzucken ab. Bisher war alles gut gegangen. Es gab keinen Grund, warum ihm nicht alles andere ebenso gelingen sollte.
    Und er begann zu glauben, dass er sogar noch größere Macht haben würde als Mireva. Er würde die Prinzenmark und die Wüste an sich reißen und Hoheprinz werden wie sein Großvater.
    Mit Hollis an seiner Seite? Er erinnerte sich daran, dass er sie, Jobyna und Eridin heute genau beobachten musste, um zu sehen, wer das Dranath bekommen hatte. Lächelnd ging er nach unten.

Kapitel 10
    Stirnrunzelnd wog Sioned einen flachen Stein in ihrer Hand. Ihre Zuschauer standen daneben – Sionell hielt den Atem an, Pol sah seine eigenen Steine durch, und Walvis strich sich grinsend den gepflegten schwarzen Bart. Einladend wies der Lord von Remagev auf die unberührte Oberfläche des Sees. Sioned holte voll konzentriert aus und ließ ihren Stein über das Wasser hüpfen.
    »Elf, zwölf, dreizehn, vierzehn!«, schrie Sionell aufgeregt. »Kannst du ihn genauso oft ditschen lassen, Papa?«
    »Das ist so leicht, wie Dünen runterzurutschen«, versicherte er. Er ließ seinen Stein übers Wasser fliegen, und seine Tochter sah den fünfzehnmal aufsetzen, ehe er endgültig eintauchte. »Die besten drei von vier?«, forderte er Sioned heraus.
    Während sie geeignete Steine suchten, probierten Pol und Sionell ihre Künste aus. Die Erwachsenen lächelten sich an, als Sionell es beim ersten Versuch auf sechs Mal brachte, Pol hingegen nur auf zwei.
    »Schau, so!«, sagte Sionell und gab Pol eine Lektion, die er sichtlich ungern annahm. »Guck zu.« Einen Augenblick später rief sie: »Acht! Ich hab’s acht Mal geschafft!«
    Sioned drehte sich gerade rechtzeitig zu Pols zweitem Versuch um. Sein Stein setzte drei Mal auf dem Wasser auf, bevor er verschwand.
    »Noch mal«, drängte Sionell.
    »Nein danke.«
    Das kleine Mädchen sah ihn voller Verachtung an. »Wie willst du es lernen, wenn du es nicht einmal versuchst? Du kannst doch nicht alles auf Anhieb können!«
    Sioned fing Walvis’ Blick auf. Sie warteten, solange Pols innerer Kampf sich auf seinem Gesicht abzeichnete. Der Stolz siegte – was durchaus üblich war in seinem Alter. Er schüttelte den Kopf und reichte seiner Mutter die Steine, die er gesammelt hatte.
    »Ich übe ein andermal.«
    Sioned und Walvis stellten sich für den Wettkampf auf. Ihr erster Stein hüpfte zwölf Mal, seiner ebenso; ihr zweiter setzte sechzehnmal auf. Walvis fluchte, als sein zweiter Versuch bei zehn endete.
    »Die besten fünf von sieben?«, bot er hoffnungsvoll an.
    »Abgemacht ist abgemacht«, gab sie zurück und ließ ihren dritten Stein aus dem Handgelenk schnellen. Er sprang vierzehnmal, und Sionell klatschte Beifall.
    Gespielt beleidigt, sah Walvis seine Tochter finster an. »Auf welcher Seite stehst du eigentlich?«, schimpfte er, und das kleine Mädchen kicherte. Er warf den dritten Stein. »Zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn …«
    Plötzlich schoss ein Schatten herab, und der Wind von großen Schwingen wühlte das Wasser auf. Ein blauschwarzer Drache tauchte mit den Hinterbeinen ins Wasser, schlug heftig mit den Flügeln und warf den Hals zurück, als er wieder abflog. Sein enttäuschtes Zischen hallte im Krater wider.
    »Er dachte, es wäre ein Fisch!«, rief Pol. »Seht nur!«
    Ein Schwarm von fast vierzig Dreijährigen ließ sich am gegenüberliegenden Ufer zum Trinken nieder. Mit elegant gefalteten Flügeln bogen sie ihre langen Hälse zum Wasser hinunter. Als derjenige, der den hüpfenden Stein für einen Fisch gehalten hatte, als Nachzügler eintraf, schubsten sie ihn herum und begannen spöttisch zu singen, als er wieder

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