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Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine

Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine

Titel: Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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ihr Haar.
    Und sie hatte Angst. Große Angst.
    Dylan streckte die Hand aus. Sie umklammerte sie, alle Gedanken daran, sich hochmütig und abweisend zu geben, waren in dieser furchterregenden fremden Welt vergessen.
    Was zum Teufel ging hier vor?
    Die dunkle Gasse wirkte verlassen. In der Ferne hörte sie das unablässige Sirenengeheul von Rettungswagen, und der Wind trug gelegentliche harte, kehlige Rufe der betrunkenen Jugendlichen vor den Clubs herüber.
    »Hi Stevie«, sagte Dylan plötzlich. »Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen.«
    Oh Gott – Cleo blinzelte. Jetzt war Dylan vollständig übergeschnappt. Er führte Selbstgespräche. Und was machte er da? Wühlte in einer der prallvollen Tragetaschen herum. Und holte etwas heraus – aber was? War das ein Schultertuch? Ach herrje, saß sie etwa weiß Gott wo mit einem durchgeknallten Transvestiten in einer menschenleeren Gasse fest?
    »Danke, Dylan«, ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Hatte nicht erwartet, dich heute Abend zu sehen. Kalt, was?«
    »Sehr kalt. Aber das hier sollte ein wenig helfen.«
    »Danke, Kamerad. Das ist super. Hast du dich für eine Party aufgebrezelt oder wie?«
    Dylan schnippte gegen seine Sonny-mäßigen Ketten und Blumen. »Kostümparty. Ist doch hübsch, findest du nicht?«
    »Todschick.«
    Cleo sah blinzelnd zu dem im Toreingang aufgestapelten Zeitungsberg. Und schluckte.
    Inmitten der Abfälle kauerte ein dünner, blassgesichtiger Junge mit einigen Stücken Pappe als improvisiertem Windschutz um sich herum. Begeistert wickelte er sich in die Wärmedecke, die Dylan ihm gerade gegeben hatte.
    »Hey!« Er hielt inne und grinste. »Die is ja echt funky. Deine Braut?«
    »Das musst du sie fragen«, lachte Dylan. »Und sie wird antworten: Nie im Leben. Aber ja, ich bin ganz deiner Meinung, sie ist ganz schön funky.«
    Stevie lachte und hustete dann. Reichlich.
    »Und hier hast du ein Päckchen Zigaretten – ich finde zwar, du solltest sie erst rauchen, wenn deine Bronchitis wieder abgeklungen ist, aber ich weiß, du brauchst sie – und da wäre auch noch etwas Schokolade.«
    »Spitze. Du bist echt cool. Mach’s gut.«
    Dylan ging weiter und warf dem zusammengekauerten Stevie einen letzten teilnahmsvollen Blick zu. Cleo folgte ihm, ihr schwirrte der Kopf. Was in aller Welt bedeutete »funky«? Doch bevor sie danach fragen konnte, oder ob Stevie ein früherer Schulkamerad von ihm sei, der schwere Zeiten durchmachte, war Dylan bei einem anderen Lumpenhaufen stehen geblieben.
    Ein älterer Mann und eine ebenfalls alte Frau, ganz zahnlos mit wild verzottelten Haaren, tauchten aus ihrer zerfetzten Abdeckung auf, strahlten ihn mit Zahnfleischlächeln an und freuten sich offenbar sehr, ihn zu sehen.
    »N’Abend, Junge. N’Abend, Miss. Nicht deine übliche Nacht, was, Dylan? Haste irgendwelchen Alk?«
    Dylan kramte wieder in der Tasche herum und holte ein Sechserpack Bier sowie eine große Schachtel Kekse hervor.«
    »Versuch damit auszukommen, Tommy. Und das sind Ingwerkekse, Nancy. Deine Lieblingssorte.«
    »Danke, Dylan. Bist ein guter Mann.«
    Wieder gingen sie weiter und kamen bald von der Gasse auf ein Gelände, das wie ein verlassener Schrottplatz aussah. Hier gab es nur ein flackerndes Licht, und Cleo glaubte in den Schatten zwischen den windverwehten städtischen Steppenläufern alle möglichen Sachen herumrollen zu sehen. Kaputte rostzerfressene Eisenteile klapperten und lärmten, schlugen und knirschten in dem bitterkalten Wind aneinander wie große gebrochene Glieder.
    Hier versuchte doch wohl nicht etwa jemand zu schlafen? Nicht in dieser Kälte und diesem Chaos und in diesem widerlichen Müll?
    »Dylan!« Eine Gruppe von Männern löste sich aus den Schatten. »Komm her, und wärm dich!«
    Dylan nahm Cleo wieder an der Hand. »Pass auf, wo du hintrittst – hier liegt jede Menge Schutt und zerbrochenes Glas. Noch alles okay bei dir?«
    Cleo nickte. Sie konnte nicht sprechen. Das hier war meilenweit außerhalb ihrer Komfortzone, aber mehr noch hatte sie schreckliches Mitleid mit diesen Leuten, schämte sich ganz furchtbar und war völlig verwirrt.
    Natürlich wusste sie genau Bescheid über Obdachlosigkeit. Sie hatte schon oft bei Einkaufsgängen in ihrer Mittagspause für die Stadtstreicher in Winterbrook Sandwiches und Mitnehmkaffee gekauft. Zu Weihnachten spendete sie immer Geld für die Organisation Shelter und die Heilsarmee. Und nie ging sie an dem Big-Issue-Verkäufer vor der Bibliothek in Hazy Hassocks

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