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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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Toivas Schützling, wir haben keine
andere Wahl, als ihr zu folgen. Sie braucht jeden einzelnen Spion, hat sie
gesagt und darum bringt sie uns zur Fliegenden Burg.“   Sie kroch zu ihrem Schlafplatz zurück und
schaute in die Nacht hinauf.
    In der Stille, die nun herrschte, hörte man
nur Toivas gepressten Atem.
    Linus lag lange da und dachte nach. Er
dachte an Mortis, auch an Marva, gerade jetzt, da sie fehlte. Er dachte an
seine Zukunft, von der er gar nicht wusste, wie sie aussehen sollte. Eine
Mondschwinge würde er sein, das wusste er. Mondschwinge .
Wie seltsam das klang, wenn man den Menschen nach langer Zeit von sich
abstreifte.
    Es war schwer einzuschlafen, zu viele
Gedanken, zu viele Sorgen zerrten an ihm wie drängelnde Kinder. Es wurde
bereits hell, als er das erste Mal die Augen schloss.  
                                                                                       

 
    Sie brachen auf, als der Nebel noch an den
Baumspitzen klebte. Der Wald lag ihnen zu Füßen, während sie Schritt um Schritt
voranflogen, und obwohl die Baumkronen nur wenige Meter entfernt waren, fühlte
es sich für Linus an, als bewegte er sich im Nichts.
    Er war bisher noch nie am helllichten Tag
geflogen, Mortis hatte es ihm verboten. Nun tat er es einfach, als gäbe es
nichts Selbstverständlicheres auf der Welt. Was würde nur Orvill denken, wenn
er ihn so sehen würde? Hasste er ihn, nun, da er wusste, was er war?
    Es war ein stummer und ein langer Flug.
    Sie flogen den ganzen Tag und erst als es
dämmerte und die ersten bleichen Rauchsäulen wie mahnende Finger Dörfer
flankierten, landeten sie auf festem Boden. Nach all den Stunden in der Luft
war es schwer, im Schnee einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Linus war bisher immer nur wenige Momente
geflogen, es hatte ihm als Mittel zum Zweck gedient, als hilfreiche
Eigenschaft, um lautlos auf Raubzüge zu gehen. Nun aber gehörte das Fliegen zu
seinem Leben, es war mehr als nur eine immerzu geheim gehaltene Fähigkeit - es
schien auf einmal so notwendig, so unabdingbar wie die Luft zum Atmen.
    „Die Dörfer hinter dem Wald – sind sie
gefährlich?“ Man merkte Svija an, wie müde sie war, wie schwer es ihr fiel,
durch den Schnee zu stapfen. „Ich dachte, wir sollten so weit weg wie möglich
sein, wenn wir unser Nachtlager aufschlagen.“
      „Papperlapapp!“,
sagte Toiva und lief nur noch schneller voran, als wollte sie ihren
Schützlingen etwas beweisen. „Wir statten einer Spionin von mir einen kleinen
Besuch ab. Sie wohnt in einer Wassermühle, nur ein paar hundert Meter vom Dorf
entfernt.“
    „Du wirst uns in den Tod führen!“, entgegnete
Svija schlicht , ohne langsamer zu werden. Ihre roten
Haare wirbelten im Wind und umrahmten ihr Gesicht wie tanzende Flammen. „Diese
Spione … woher will man wissen, für welche Seite sie wirklich arbeiten? Wen sie
wirklich verraten? Vielleicht, wenn man sie nur lässt, entscheiden sie sich
gegen das eigene Volk, einfach nur weil es leichter ist.“
    Sie folgte Toiva nicht länger und schlug
stattdessen eine neue Richtung ein. In der Dämmerung war sie schon bald kaum
mehr als ein Schemen.
    „Wohin willst du?“, rief Toiva und als
Svija noch immer nicht anhielt, hob sie vom Boden ab und eilte dem Mädchen
hinterher.
    „Weg, einfach weg“, sagte Svija und ehe sie
sich zu ihr umdrehen konnte, hatte Toiva sie schon am Arm gepackt und zu sich
herum gerissen. Sie drückte sie gegen den nächsten Baumstamm und presste ihren
Unterarm auf Svijas Brustkorb.      
      „Was
ist dein Problem?“, wollte sie wissen, sie klang unerbittlich und ungewöhnlich
streng. „Du bist zwar nicht freiwillig mit mir gekommen, aber solange du mein
Schützling bist, hast du es auch zu bleiben.“
    „Ich hatte niemals eine Wahl. Ich wurde
gezwungen von dir, ich wollte nicht gehen, weil mir mein Leben was bedeutete!“
Wort für Wort spuckte Svija aus, ihr Gesicht war noch röter als ihre Haare. „Du
brauchst neue Spione und dafür gehst du über Leichen! Ich hab jetzt schon genug
von dir, von dir und deinen ganzen Eigenarten!“
    „Weißt du noch, was du gestern zu mir
gesagt hast?“ Toivas Arm verharrte unter Svijas Kinn. „Du sagtest, dass mich
dein Leben nichts angeht, dass ich dich nicht kenne und dass ich mich aus
deinem Leben heraushalten sollte. Ich habe es akzeptiert. Als Gegenleistung
verlange ich dasselbe von dir. Du kennst mich nicht

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