Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
nicht.“
Parus wusste nicht, warum ihm der Zauberkundige keine genaueren Auskünfte gab. Also fragte er:
„Und das alles hat etwas mit mir zutun?“
„Eigentlich nicht. Ich denke es war ein Zufall, der dich mit den Waldgeistern verband. Und ich glaube, es war der Mond.“
„Der Mond? Du sprichst in Rätseln.“
Langsam beschlich ihn das Gefühl, dass der Alte ihn für dumm verkaufte. Er ergänzte mit unterdrückter Stimme:
„Ich glaube, du hast den Verstand verloren, Zauberer.“
„Möglich, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Das Wichtigste habe ich dir bereits erzählt - und das war mehr, als du begreifen konntest. Du wirst die Einzelheiten erfahren, wenn du soweit bist.“
Galenis machte den Eindruck, als betrachtete er das Gespräch damit als beendet. Parus nickte widerwillig. Er hatte sich deutlich mehr erhofft.
Als die Sonne schon weit über den Himmel gewandert war, stellte sich bei Parus ein starkes Hungergefühl ein.
„Wir hätten Frühstücken sollen.“
Der Zauberkundige schüttelte entschieden den Kopf.
„Wenn du das Haus noch einmal betreten hättest, wäre es noch schwerer für dich gewesen, den Hof zu verlassen. Es war richtig so.“
„Ich weiß. Ich wollte nur anmerken, dass ich hungrig bin.“
Der Zauberkundige blieb stehen, Parus tat es ihm gleich.
„Dann schlage ich vor, dass du etwas Essbares für dich suchst.“
Der Bauernsohn nickte und machte sich auf den Weg in ein nahegelegenes Waldstück. Dabei ärgerte er sich, dass es der Alte nicht einmal für nötig hielt, ihm seine Hilfe anzubieten. Er drang in das dichte Blätterwerk ein und bahnte sich seinen Weg durch einige Sträucher. Die Äste peitschten sein Gesicht und die Beerensträucher am Boden zerrten an seine Stiefeln. Als er eine kleine Lichtung erreicht hatte, durch die flackerndes Licht fiel, musste er nur kurz suchen, da hatte er schon einige essbare Pilze gefunden. Ihr Fleisch war fest und unversehrt von Getier. Ihre feuchten Kappen schimmerten bläulich. Als Bauernsohn hatte er ein brauchbares Wissen, was Pilze und andere Früchte des Waldes betraf. Er packte seine Taschen voll und fand noch ein paar Beeren. Mit seinem Fund kehrte er zu Galenis zurück.
Dort angekommen, fand er den alten Mann auf dem Boden sitzend vor. Er entfachte ein kleines Feuer aus dünnen Stöckchen und warf die Pilze hinein. Nach ein paar Augenblicken zog der Junge sie wieder heraus und zertrat das Feuer. Die Pilze waren nun außen verbrannt, hatten innen aber ein herrliches Aroma. Sie schmeckten leicht nussig, mit einer Spur Mandarine und Zimt. Zu den Pilzen verspeiste Parus einige Hände voll Beeren. Zwei Pilze steckte er sich für den Weg in die Taschen. Er streckte sich ausgiebig, gähnte, erhob sich und sprach:
„Ich bin soweit, wir können weiter.“
Galenis nickte wortlos und erhob sich. So machten sich die beiden wieder auf den Weg.
Im Laufe des Abends erreichten sie eine Quelle, die am Waldrand entsprang. Parus setzte sich auf einen kleinen Felsvorsprung. Nicht weit, vielleicht einen Fuß breit unter ihm, floss ein Bächlein. Dieses fiel wenige Meter hinter ihm in einem flachen Wasserfall ab und wirbelte permanent kleine Luftbläschen auf. Die Sonne schien ihm auf den Rücken und erwärmte seine Haut. Die Wärme breitete sich auf seinen Schultern aus, wanderte über die Hände und Arme und seinen Nacken. Sein Leinenhemd flatterte ein wenig in der aufziehenden Brise. Mit seinen Augen verfolgte er einen Ast, der sich wie ein Tänzer in der Gischt schlängelte. Seine Füße hielt er in das kühle Wasser. Eine angenehme Kälte legte sich auf seine Ferse und die Zehen.
Galenis, der derweil in einem abgegriffenen Buch gelesen hatte, sah Parus dabei zu. Auf dem Gesicht des Zauberers zeichnete sich eine Art Zufriedenheit ab. Während sein Bart leicht flatterte, zündete er sich eine handgeschnitzte Pfeife an. Er nahm einen tiefen Zug, der sich wie ein kräftiges Gähnen durch seinen Körper zog. Dann setzte er sich ruhig neben seinen Begleiter. Sie warteten einige Minuten und ließen Ruhe walten.
Galenis blies Rauchkringel in die Luft, während Parus mit seinem Fuß das Schilf am Rand des Baches berührte. Es kitzelte seine Zehen. Parus brach sich ein Rohr ab und ließ es ins Wasser fallen. Langsam und ohne Eile schwamm es an der Oberfläche und trieb davon. Parus dachte darüber nach, ob dieses Schilfrohr nicht einiges mit ihm
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