Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
Cash oder Patsy Cline oder George Jones. Unser Lieblingssong war
‘Old Dogs, Children and Watermelon Wine’
von Tom T. Hall.” Sie hielt kurz inne und seufzte abermals. “Jedes Jahr zu Weihnachten fuhren wir nach Idaho, nach Boise, um meine Tante Barbara und ihre Familie zu besuchen. Da gab es immer einen großen Weihnachtsbaum, ein Festessen und Berge von Geschenken. Aber ich konnte das Ganze kaum genießen, weil ich immer Angst hatte, meine Tante könnte Dad doch noch überreden, mich bei ihr zu lassen, damit ich auf eine ‘richtige’ Schule gehen konnte. Aber er hörte nicht auf sie, nicht mal, als ich ein Teenager war. Als ich zwölf war, kaufte er ein größeres Wohnmobil mit zwei Schlafzimmern – natürlich ein gebrauchtes. Bis dahin hatte ich auf einem Klappbett geschlafen und er auf der Couch.”
“Hast du dir nie gewünscht, er würde sich irgendwo niederlassen? Nicht ein einziges Mal?”
“Ein paar Mal schon. Wenn ich Mädchen in meinem Alter sah, die in einer Mall rumhingen und fröhlich lachten, die mit ihren Müttern oder ihren Freundinnen in einem Lokal saßen. Es wäre schön gewesen, eine Mutter zu haben – vor allem bei meiner ersten Periode und als ich mich für Jungs zu interessieren begann.”
Logan fühlte mit dem Mädchen mit, das Briana einmal gewesen war, und drückte tröstend ihre Hand.
“Unmittelbar bevor Dad beschloss, nicht weiter den Rodeos hinterherzureisen und stattdessen in Boise zu bleiben, lernte ich Vance kennen.”
“Liebe auf den ersten Blick?”
“Lust auf den ersten Blick trifft es wohl besser”, erwiderte sie.
“Kann ich gut verstehen”, meinte er lachend. “Ich habe meine beiden Frauen geheiratet, weil ich jung und dumm war und mit ihnen schlafen wollte. Mir war nie in den Sinn gekommen – und den beiden offenbar auch nicht –, dass es besser gewesen wäre, auf die Hochzeit zu verzichten und stattdessen so miteinander ins Bett zu gehen.”
Kaum hatte er das gesagt, begann Logan zu grübeln, ob er seine Worte vielleicht noch bereuen würde.
“Ich glaube, alles geschieht aus einem bestimmten Grund”, gab sie zurück. “Mit Vance hat es nicht geklappt, aber dafür habe ich Josh und Alec, und das war es wert.”
“Die beiden sind großartige Kinder”, stimmte Logan ihr zu. “Und …”
“Und?”
“Und es wird hier draußen allmählich kalt. Lass uns zu dir fahren.”
Logan setzte sich hin, stand auf und zog Briana hoch.
“Das hier”, meinte sie mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, “wäre ein fantastischer Ort für Sex gewesen.”
Er lachte und gab ihr einen Kuss. “Ein Bett wäre mir lieber.”
Brianas Magen verkrampfte sich, als sie von der Landstraße abbogen und sich ihrem Haus näherten. Sie hatte ein sonderbares Gefühl, und auf dem Rücksitz gab Wanda ein leises Knurren von sich.
Noch bevor sie um das Gebäude herumfuhren und die offene Hintertür sehen konnten, wusste Briana, dass etwas nicht stimmte.
Ihr erster Gedanke galt wie immer den Jungs, aber es war natürlich unsinnig, sich um die beiden Sorgen zu machen. Sie waren mit Vance und Heather ins Autokino gefahren, wo sie sich vermutlich mit Popcorn vollgestopft hatten. Trotzdem griff sie nach ihrem Telefon, als Logan auf die Bremse trat, den Motor abstellte und mit einem Satz aus dem Wagen sprang, um zum Haus zu laufen.
Niemand meldete sich auf Joshs und Alecs Nummer. Wahrscheinlich hatten sie das Telefon ausgeschaltet, um nicht beim Film gestört zu werden.
Briana stieg aus und lief hinter Logan her, bis ihr Wanda einfiel. Sie machte kehrt, um den Hund zu holen, doch dann entschied sie sich dagegen.
“Logan?”, rief sie.
Er kam soeben aus dem Flur gelaufen, der zu ihrem Schlafzimmer und ins Bad führte. Hätte sie nicht gewusst, dass Logan auf ihrer Seite war, dann wäre sie beim Anblick seiner Miene zu Tode erschrocken.
Jemand war im Haus gewesen. Und diesmal hatte der Unbekannte die Küche verwüstet, alle Schubladen ausgekippt und jeden Teller und jede Tasse zerschlagen.
Sie drehte sich um und sah sich die Hintertür genauer an. Sie war eindeutig nicht aufgebrochen worden. Besaß der Einbrecher etwa einen Nachschlüssel?
Briana fiel das Fotoalbum ein, das Album mit all den Aufnahmen von ihrem Dad, von sich selbst als Kind, von ihren Söhnen, und stürmte ins Wohnzimmer.
Die Fotos lagen auf dem Boden verstreut, einige von ihnen waren zerrissen worden. Von einem Entsetzensschrei begleitet, sank sie auf die Knie und begann hektisch alles
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