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Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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er sie, und er wusste, das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Seufzend sah sich Cassie um. “Das Haus ist ein Wrack”, stellte sie fest, während sie weiter Sidekick streichelte, der von so viel Zuneigung gar nicht genug bekommen konnte und sich fest an sie schmiegte. “Du solltest mitkommen und dich in meinem Gästezimmer einquartieren, bis hier alles renoviert worden ist.”
    “Dein Gästezimmer”, gab Logan zurück, “ist ein Tipi.”
    Cassie begann zu lachen. “Als du noch klein warst, hat es dir nichts ausgemacht, draußen zu schlafen”, erklärte sie. “Du hast immer so getan, als wärst du Geronimo, und Dylan und Tyler kamen jedes Mal zu mir und beschwerten sich, weil sie auch mal Häuptling sein wollten.”
    Die Erinnerungen und die Erwähnung seiner Brüder versetzten ihm einen Stich, als hätte sie eine alte Wunde geöffnet. “Hast du noch mal etwas von ihnen gehört?”, fragte er leise und sehr bedächtig.
    “Du denn?”, gab Cassie sofort zurück.
    Logan fuhr sich durchs Haar. Er musste dringend zum Friseur, aber am ersten Tag seiner Heimkehr gab es für ihn genügend andere wichtige Dinge zu erledigen. “Nein”, sagte er. “Und das weißt du auch. Warum also fragst du mich das?”
    “Weil ich wollte, dass du es laut aussprichst”, erwiderte sie. “Vielleicht wird es dir auf diese Weise bewusster. Dylan und Ty sind deine
Brüder
, Logan. Sie sind deine einzigen Blutsverwandten. Du benimmst dich, als hättest du alle Zeit der Welt, um dich mit ihnen auszusöhnen. Und auf einmal ist es zu spät, und dann tut es dir leid.”
    Schließlich kam Logan näher und kauerte sich auf die unterste Stufe. Sein erster Instinkt verlangte von ihm, gleich wieder aufzuspringen und zu fragen, wieso es ausgerechnet sein Job sein sollte, sich mit den anderen auszusöhnen. Aber er wusste, diese Frage wäre rhetorischer Blödsinn gewesen.
    Er wusste, wieso es sein Job war. Weil er der Älteste war, und weil niemand außer ihm einen Dialog beginnen würde. Und weil er den Streit vom Zaun gebrochen hatte, als er an dem Tag, an dem ihr Vater beigesetzt wurde, schlecht über einen Toten gesprochen hatte.
    Zugegeben, er war betrunken gewesen.
    Aber alles, was er über Jake gesagt hatte, war auch so gemeint gewesen: dass Jake ihm nicht fehlen würde und dass die Welt ohne ihn nicht nur friedlicher, sondern besser wäre.
    Jedenfalls hatte er diese Dinge
damals
so gemeint.
    Cassie beugte sich vor und strich ihm übers Haar. “Warum bist du zurückgekommen, Logan?”, fragte sie. “Ich glaube, ich weiß es, aber das würde ich auch gern aus deinem Mund hören.”
    “Um noch einmal neu anzufangen”, antwortete er nach kurzem Zögern.
    “Klingt nach einer großen Aufgabe”, stellte Cassie fest. “Aber dazu gehört auch, dass du dich irgendwie mit deinen Brüdern zusammenraufst. Wobei es mir mehr auf das
zusammen
als auf das
raufen
ankommt.”
    Logan nickte, sagte aber nichts.
    “Ich gebe dir ihre Telefonnummern”, meinte Cassie und lehnte sich so zur Seite, dass sie ihre Handtasche zwischen dem rechten Oberschenkel und dem Geländer herausziehen konnte, um nach Notizblock und Stift zu suchen. “Du rufst sie an.”
    “Und was soll ich sagen?”
    Solange er auch gerätselt, geplant und überlegt hatte, war ihm dennoch nicht in den Sinn gekommen, wie er die Kluft zwischen ihm, Dylan und Tyler überwinden sollte.
    “Fang mit einem Hallo an”, antwortete sie amüsiert. “Dann wirst du schon sehen, wohin sich das Gespräch entwickelt.”
    “Ich muss dir ja wohl nicht sagen, in welche Richtung es sich entwickeln
könnte”
, warnte er sie.
    “Das wirst du nie erfahren, wenn du es nicht versuchst”, sagte Cassie zu ihm und notierte zügig zwei Nummern aus dem Gedächtnis, wie Logan bemerkte. Dann gab sie ihm den Zettel und stand mit einer Anmut auf, die ihn angesichts ihrer Körperfülle immer wieder in Erstaunen versetzen konnte. Sie streichelte noch einmal Sidekick, dann ging sie die Stufen so langsam und bedächtig hinunter, als sei sie ein Gletscher, der sich einen Berg hinabschob. Logan blieb nichts anderes übrig, als einen Schritt zur Seite zu machen, wenn er nicht niedergewalzt werden wollte.
    Sidekick blieb auf der Stufe sitzen, aber er gab eine Mischung aus Schnauben und Seufzen von sich. Es tat ihm sichtlich leid, dass Cassie ihn verließ.
    Ganz Gentleman hielt Logan ihr die Wagentür auf. Warum Cassie sich nicht endlich ein anständiges Gefährt zulegte, war ihm ein Rätsel. Immerhin wurde ihr so

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