Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
wie den anderen gut vierzig Angehörigen ihres Stammes zweimal jährlich ein ordentlicher Anteil an den Einnahmen des Spielkasinos ausgezahlt.
“Wenn wir uns das nächste Mal sehen”, sprach sie und hob drohend den Finger, “dann will ich von dir hören, dass du mit Dylan und Tyler gesprochen hast. Und es wäre auch nicht schlecht, wenn du dich rasierst und etwas anziehst, das über Kragen und Knöpfe verfügt.” Sie hielt inne und zog an seinem T-Shirt. “Zu meiner Zeit nannte man so was noch
Unterwäsche
.”
Logan musste lachen. “Du hast mir gefehlt, Cassie.” Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. “Sidekick und ich werden dich morgen besuchen. Ich muss mit ihm zum Tierarzt, und ich habe einen Termin bei meinem Bauunternehmer. Das mit der Rasur und mit dem Hemd kann ich dir versprechen, vielleicht sogar einen Besuch beim Friseur. Aber ob ich bis dahin schon meine Brüder angerufen habe oder nicht … das weiß ich beim besten Willen nicht.”
“Je länger du es vor dir herschiebst, umso schwieriger wird es”, gab Cassie zurück und machte keine Anstalten, in ihren Wagen einzusteigen. “Wirst du bleiben, Logan, oder bist du nur hergekommen, um auf das Grab deines Vaters zu spucken und deinen Anteil am Land irgendeinem reichen Schauspieler zu verkaufen?”
“Ich hoffe nicht, dass du mir weismachen willst, du wärst die Präsidentin des Jake-Creed-Fanclubs”, konterte Logan.
“Wir hatten unsere Schwierigkeiten, Jake und ich”, gab Cassie zu. “Aber er war dein Vater, Logan. Und auf seine ganz eigene, verrückte Art hat er euch Jungs geliebt.”
“Die Betonung liegt auf
verrückt”
, spottete Logan. In seiner Stimme schwang ein respektvoller Unterton mit, doch der galt nicht Jake, sondern Cassie. “Ich schätze, du hast das Jahr vergessen, als er den Weihnachtsbaum mit der Kettensäge zerteilte. Und das wunderbare Thanksgiving, als er der Ansicht war, der Truthahn sei angebrannt, und er ihn aus dem Fenster warf.”
Seufzend legte Cassie eine Hand auf Logans Schulter. “Und was war, als du dir mit Dylan zusammen überlegt hast, von zu Hause wegzulaufen, und ihr beide euch im Wald verirrt habt? Es war November, und die Wettervorhersage ging von einer Rekordkälte für die kommende Nacht aus. Als die Sonne unterging, stellte der Sheriff die Suche ein, aber Jake … Er suchte weiter, er fand euch und er brachte euch zurück nach Hause.”
“Und verfrachtete uns in den Geräteschuppen.”
“Hätte er die Hoffnung aufgegeben, wärt ihr höchstens noch ins Leichenschauhaus gebracht worden. Ich weiß, er hat euch verprügelt, und wäre ich hier gewesen, hätte ich ihn davon abgehalten. Aber er versohlte euch nicht den Hintern, weil er wütend war, sondern weil er schlicht und ergreifend
Angst
um euch hatte, Logan Creed.”
“Heute nennt man so was Kindesmisshandlung”, betonte Logan.
“Heute”, hielt Cassie dagegen, “erschießen sich die Kinder in der Schule gegenseitig. Und Klassenarbeiten werden nicht benotet, weil das Selbstwertgefühl eines Kindes Schaden nehmen könnte. Man ruft Sozialarbeiter herbei, wenn der Fernseher im Kinderzimmer zu klein oder der Computer zu langsam ist. Es könnte sein, dass eine gute Tracht Prügel bei manchen dieser jungen Kriminellen Wunder wirken würde, damit sie nicht auf der Straße herumlungern, wenn sie eigentlich in der Schule sein sollten.”
“Das ist politisch ja so was von unkorrekt”, kommentierte Logan, auch wenn er ihr insgeheim durchaus zustimmte.
“Ich muss nicht politisch korrekt sein”, gab Cassie zurück.
In diesem Punkt hatte sie ebenfalls recht. Sie musste nicht politisch korrekt sein, und sie war es auch nicht.
Sie stieg in ihren Wagen ein. “Willkommen zu Hause, Logan”, sagte sie und musterte ihn durch das geöffnete Seitenfenster. “Sieh zu, dass du bleibst.”
Er musste an Briana Grant, ihre lebhaften Söhne und ihren dicken schwarzen Hund denken. Mit einem Mal war die Vorstellung, hier zu bleiben, gar nicht mehr so bedrückend.
“Dylan scheint zwischendurch auch zurückgekommen zu sein”, äußerte er vorsichtig. “Jedenfalls lange genug, um eine Haushälterin einzustellen.”
Cassie nickte nur und wartete schweigend ab.
“Ist er … sind Dylan und Briana …?”
In Cassies braunen Augen spiegelte sich Belustigung wider. “Ob die zwei ein Paar sind?”, fragte sie. “Ist es das, was du wissen willst?”
“Ja”, grummelte Logan. Er wusste, sie würde ihn im Unklaren lassen, wenn er
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