Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
einverstanden?”, fragte Briana ihre Jungs am nächsten Morgen, während sie Pfannkuchen zubereitete. “Es stört euch nicht, heute bei Logan zu bleiben?”
“Stören?”, entgegnete Josh, während er ein klein wenig Frühstücksspeck für Wanda unter den Tisch warf. “Das ist doch toll!”
Für jemanden, der am Abend zuvor noch von einem Van angefahren worden war, hatte Alec beste Laune. “Ich will, dass er auf meinem Gips unterschreibt”, erklärte er. “Meinst du, er lässt uns auf seinen Pferden reiten?”
Abrupt drehte sich Briana zu ihm um. “Du wirst auf überhaupt
keinem
Pferd reiten, Alec Grant, wenn du nicht mit mir zusammen darauf sitzt.”
Er verdrehte die Augen. “Ich
weiß
, wie man reitet, Mom. Daddy hat mir das beigebracht.”
Das stimmte. Zwar hatte Vance selbst jahrelang kein Pferd besessen, aber durch das Rodeo war ihm der Zugriff auf Dutzende Tiere möglich gewesen. Und wenn er zwischendurch für ein paar Monate sesshaft wurde, dann half er auf irgendeiner Ranch aus, wo es ebenfalls Pferde gab. Briana hatte immer bleiben wollen, wenn sie sich irgendwo niederließen, doch Vance wurde nach einer Weile rastlos und bestand darauf, dass sie weiterzogen.
Alec und Josh hatten dadurch von klein auf die Gelegenheit gehabt, den Umgang mit Pferden zu erlernen.
“Trotzdem”, beharrte sie und stellte energisch den Teller mit den Pfannkuchen auf den Tisch. “Du reitest nicht, wenn ich nicht dabei bin, verstanden?”
Bei dem Gedanken daran, wo sie und Vance sich schon überall hätten niederlassen können, bei dem Gedanken an die unzähligen Male, als sie ein schlichtes, aber tadelloses Haus zurückließen, wurde ihr auf einmal eine altbekannte Tatsache wieder klar. Vance war Vance, und früher oder später würde er auch Stillwater Springs verlassen, ohne Rücksicht auf den Job, seine Ehefrau und seine Söhne.
Wie sollte sie die beiden nur darauf vorbereiten?
Das konnte sie natürlich nicht. Stattdessen würde sie später die Scherben aufsammeln und etwas erklären müssen, was sie selbst nicht verstand, obwohl sie jahrelang mit ihrem Dad unterwegs gewesen war: Es war diese rätselhafte, magische Anziehung des Rodeozirkus und der weiten, offenen Straße. Der Unterschied war der, dass sie wusste, Bill McIntyre hatte sie mehr geliebt als das Zigeunerleben, mehr als die jubelnden, lachenden Zuschauer, mehr als die Bullen und die Pferde.
Hätte sie ihn gebeten, dass sie sich irgendwo niederlassen, dann wäre er ihrem Wunsch sofort nachgekommen.
Aber nie im Leben hätte er sie im Stich gelassen.
“Mom?”, fragte Josh. “Isst du nichts?”
Sie lächelte ihn an und schüttelte die Gedanken an Vance ab. Es war unmöglich, diesen Mann zu durchschauen, und sie musste endlich von der Angewohnheit lassen, es trotz allem zu versuchen.
Also aß sie einen Pfannkuchen, etwas Spiegelei und trank von ihrem Orangensaft. Sie fütterte Wanda und ließ sie kurz aus dem Haus, danach schmierte sie für die Jungs Brote mit Erdnussbutter und Marmelade.
Dann stiegen sie in den Wagen ein – Alec benötigte ein wenig Hilfe – und fuhren zu Logans Ranch.
Er saß auf dem Zaun, als sie dort ankamen, und richtete das Schild über der Einfahrt neu aus. Offenbar war er auf dem Falben von der Scheune hergeritten, das Pferd war gesattelt und graste in der Nähe.
Fröhlich winkend holte Logan mit dem einen Bein aus, um es über den Balken zu schwingen, schien einen Moment lang in der Luft zu stehen und sprang dann gut drei Meter in die Tiefe, wo er geschickt auf beiden Füßen landete.
Briana kurbelte das Fenster auf ihrer Seite herunter. “Das Schild sieht gut aus”, sagte sie.
Er
sah gut aus – in Jeans, Stiefeln und einem ärmellosen T-Shirt, das seinen Bizeps betonte.
“Sieh mal, das Pferd!”, platzte Alec auf der Rückbank heraus. “Du bist dabei, Mom. Heißt das, ich kann jetzt reiten?”
“Nein”, entgegnete sie.
Logan stand nahe genug am Wagen, dass sie die Herausforderung in seinen Augen sehen konnte.
Sie schaute durch die Windschutzscheibe und musterte den Wallach.
“Er ist lammfromm”, sagte Logan.
“
Bitteeeee
, Mom”, bettelte Alec. “Ich habe ein Trauma erlitten, ich brauche aufbauende Erfahrungen.”
Als Logan diese Bemerkung hörte, musste er unwillkürlich lachen. Mit der Hand fuhr er dabei durch sein staubiges Haar.
“Ich bin nicht fürs Reiten angezogen”, hielt sie dagegen, da sie ihre Kasino-Kleidung trug, die fast einer Uniform gleichkam. Sie konnte nicht zur Arbeit
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