Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
zwischen den Stämmen hervorschaute und ihn angrinste.
Brett lief wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her.
“Hol jemanden”, sagte Creed zu ihm.
Doch Brett besaß damals noch kein Handy, und selbst wer eines hatte, nahm es nicht mit in die Wälder, weil es dort so gut wie keinen Empfang gab. Schließlich stieg er in das Führerhaus des Lastwagens und betätigte so lange die Hupe, bis die anderen Arbeiter zur Unglücksstelle gelaufen kamen.
Seitdem wurde er von Jake Creed verfolgt, und Logan tat es nun seinem Vater nach.
Das war auch der wahre Grund für Logans Rückkehr, entschied Brett. Es ergab einen Sinn.
Der Hund konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Als Logan Wanda vor seinem Haus absetzte, hockte sie sich hin und machte unter sich, dann sah sie ihn entschuldigend an.
Er warf einen Blick in den Truck, wo Briana noch immer wie versteinert auf dem Beifahrersitz saß und durch die Windschutzscheibe starrte.
“Bleib du bei deiner Mutter”, sagte er leise zu Josh. “Ich bin in ein paar Minuten wieder bei ihr.”
Josh, der gleich neben ihm stand, zeigte keine Reaktion. Es war offensichtlich, dass er ihn gar nicht gehört hatte. “Hat der Bär Wanda was getan?”, fragte der Junge so leise, dass Logan ihn fast nicht hören konnte.
“Ich glaube nicht.” Logan legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. “Sie hat nur große Angst.”
Als Reaktion darauf biss sich Josh auf die Unterlippe, ganz so, wie Briana das auch machte. Er nickte und es war nicht schwer zu erraten, was ihm durch den Kopf ging: Erst war Alec verletzt worden, jetzt hatten seine Mutter und sein Hund eine Begegnung mit einem Bären hinter sich. Die Welt war für ihn auf einmal zu einem gefährlichen Ort geworden.
Alles Mögliche konnte passieren – seiner Mutter, seinem Hund. Nur weil man einen Menschen oder einen Hund liebte und brauchte, war das keine Garantie, dass ihm nichts zustoßen würde.
Logan drückte ihm die Schulter. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut.
Vor seinem geistigen Auge sah er Jake, wie der in seinem Krankenbett lag.
Halb so wild
, hörte er ihn in seinem Hinterkopf sagen.
Er bückte sich und hob Wanda hoch, so vorsichtig er nur konnte. Während er sich dem Haus näherte, sprangen Sidekick und Snooks aus dem Truck und folgten ihm nach drinnen, wo er den immer noch zitternden Labrador in der Küche absetzte. Die beiden anderen Hunde kamen dazu, schnupperten an Wanda, gingen dann aber auf Abstand.
Auf dem Weg nach draußen kam ihm Briana bereits entgegen. Josh und Alec befanden sich links und rechts von ihr und hielten sie an den Ellbogen fest.
Sie stutzte, als sie Logan vor sich sah, und blieb stehen, als wundere sie sich, wie sie hierher auf Logans Hof gekommen war. Es war ein gutes Zeichen, denn es bedeutete, dass sie aus ihrer Starre erwachte und allmählich die Orientierung zurückerlangte.
Im Truck hatte sie so gut wie keine Regung gezeigt, wenn man von dem gelegentlichen Kopfschütteln absah, da die Jungs sie mit Fragen bombardierten. Hatte sie tatsächlich versucht, den Bären anzugrinsen? War es ein Weibchen mit Jungen gewesen? Glaubte sie, der Bär wäre über sie und Wanda hergefallen, hätten sie ihn nicht laut hupend verscheucht?
Jetzt schien sie allmählich wieder zur Besinnung zu kommen, als hätte sie die ganze Zeit über neben sich gestanden.
Ihre Haut fühlte sich klamm an, als Logan ihre Hand nahm. Er fühlte sich versucht, sie so ins Haus zu tragen, wie er es gemacht hatte, als sie diese hohen Schuhe trug. Doch er wusste, jetzt würde sie sich dagegen sträuben und ihm erklären, sie könne auch sehr gut allein einen Fuß vor den anderen setzen.
Also hielt er sich zurück und ging vor ihr her zur Haustür und von dort in die Küche.
Im Haus angekommen, zankten sich Alec und Josh sekundenlang um ihr gemeinsames Handy. Alec war der Sieger und rannte nach draußen, wobei er die Tür hinter sich ins Schloss warf. Josh verfolgte ihn nicht, sondern setzte sich zu Wanda auf den Boden und legte tröstend einen Arm um die Hündin. Sie stieß ihn an und leckte über sein Gesicht. Sidekick und Snooks lagen unterdessen auf dem alten Läufer vor dem Ofen.
Logan nahm von den Jungs und den Hunden keine Notiz, sondern half Briana, sich an den Tisch zu setzen. Was gab man jemandem, der gerade erst einem Bären gegenübergestanden hatte? Er hätte sich einen doppelten Whiskey gegönnt – nach dem ihm jetzt auch der Sinn stand –, aber der weibliche Verstand arbeitete anders.
Vielleicht eine
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