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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ließ ihre Schultern auf eine Weise sinken, die Dylan zu Herzen ging. “Komm rein”, forderte sie ihn auf, ließ dabei aber keinen Funken Begeisterung erkennen.
    Er sah keinen Grund, sie erst noch darauf hinzuweisen, dass er sich bereits in ihrem Haus befand, also folgte er ihr. Er ging davon aus, in ihrer Küche zu landen. Wenn die Leute in Stillwater Springs etwas zu besprechen hatten oder einfach ein bisschen Klatsch austauschen wollten, scharten sie sich für gewöhnlich um den Küchentisch, wo die Kaffeemaschine und der Kühlschrank direkt zur Hand waren.
    Ein- oder zweimal hatte er mit seinem Dad das riesige viktorianische Haus besucht, wenn Jake einen längst fälligen Gehaltsscheck beim alten Turlow persönlich abholte. Damals war ihm das Gebäude düster und bedrohlich erschienen, doch Kristy hatte es zu einem hellen und freundlichen Ort gemacht. Spitzengardinen und blassgelb gestrichene Wände trugen zu dieser Atmosphäre ebenso bei wie der Fußboden; das Eichenholz war abgeschliffen und mit einer farblosen Firnis lackiert worden.
    Auch das musste Kristys Idee gewesen sein.
    Sie liebte es hell und geräumig, und sie hatte damals davon gesprochen, wie gern sie eines Tages hier leben würde.
    Es war der Beweis, dass zumindest manche Träume wahr werden konnten.
    Eine große Leiter stand am Durchgang zur Küche, Kristy machte einen Bogen um sie herum, während Dylan einfach weiterging.
    “Kaffee?”, fragte sie. Ihrem Gesicht war anzusehen, wie sehr sie mit sich rang, und schließlich konnte sie nicht anders, als anzufügen: “Du solltest nicht unter einer Leiter hindurchgehen.”
    “Das ist doch bloß Aberglaube”, wehrte er augenzwinkernd ab. “Und ich würde wirklich einen Kaffee nehmen, Ma’am.”
    “Das meinte ich gar nicht”, erwiderte Kristy und stellte sich auf die Zehenspitzen, um zwei nicht zueinander passende Becher aus dem Schrank zu holen. “Dir könnte was auf den Kopf fallen, beispielsweise ein Eimer Farbe.”
    “Verstehe. Du befürchtest also immer noch, dass dir der Himmel auf den Kopf fallen könnte”, meinte er grinsend, doch innerlich war er ungeheuer angespannt. Er bereute seine flapsige Bemerkung, als er sah, welche Wirkung sie auf Kristy hatte, die hinter der tapferen Fassade in sich zusammenfiel.
    Vielleicht drohte ihr der Himmel ja
tatsächlich
auf den Kopf zu fallen.
    “Wirst du mir erzählen, was los ist?”, beharrte er. “Oder muss ich im Internet nach der Antwort suchen?”
    Ihre Wangen wurden rot, und sie wandte sich ab, um den Kaffee einzuschenken. Mit zwei Tassen kam sie an den Tisch zurück und zog mit einem Fuß den Stuhl nach hinten. “Meine Güte”, brummte sie. “Nun setz dich doch endlich hin.”
    “Nach dir”, erwiderte Dylan. “Ich bin ein Gentleman.”
    Kristy schnaubte daraufhin und nahm Platz. Um ihre Meinung zu seiner Äußerung zu unterstreichen, verdrehte sie dabei auch noch die Augen.
    Dylan setzte sich neben sie und begann gedankenverloren den großen weißen Kater zu streicheln, der ihm prompt auf den Schoß sprang und es sich dort bequem machte.
    “Vor einer Weile war Sheriff Book hier”, sagte Kristy, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und ließ das Kinn auf den gefalteten Händen ruhen.
    “Und?”
    Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. “Er glaubt, mein Vater könnte … könnte jemanden umgebracht haben.”
    Ungläubig stellte Dylan den Becher ab, den er gerade erst hochgenommen hatte, und sah Kristy an, als warte er auf eine gute Pointe. Tim Madison sollte ein Mörder sein? Unmöglich! Kristys Dad war ein sanftmütiger, freundlicher Mann gewesen, der hart gearbeitet hatte und mit dem Wenigen, das er hatte, immer großzügig umgegangen war.
    Jake Creed war ein Mann von legendärem Temperament gewesen. Hätte der Sheriff
ihm
einen Mord unterstellt, dann hätte Dylan das viel eher glauben wollen. Zwar war er auf Kritik an seinem Vater nicht gut zu sprechen, erst recht nicht, wenn die von seinen Brüdern kam, doch insgeheim hatte er sich nie große Illusionen darüber gemacht, was für eine Sorte Mensch Jake gewesen war.
    “Das ist doch verrückt”, reagierte er schließlich.
    Kristy schniefte wieder, nippte an ihrem Kaffee, verzog das Gesicht und stellte den Becher weg. “Ich weiß. Trotzdem soll Sugarfoots Grab geöffnet werden. Floyd wollte es mir schonend beibringen, aber er hält es ganz offenbar für möglich, dass mein Vater einen Mann getötet hat, vermutlich unabsichtlich, und dass er ihn dort begraben hat, wo …

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