Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
Erwägungen stehe ich dem Thema ablehnend gegenüber”, erklärte er hochtrabend.
“Weichei!”, zog Kristy ihn auf.
Er grinste sie an. “Komm ins Haus. Ich werfe die Steaks auf den Grill, und einen halbwegs passablen Salat habe ich auch bereits zusammengemischt.”
Das Pferd allein zurückzulassen fiel ihr genauso schwer, wie am Abend Bonnie und Dylan zu verlassen. Ihr Herz schlug Kristy bis zum Hals. “Ich glaube, du hast recht. Er sollte einen anderen Namen bekommen”, entschied sie kühn. Jetzt, da sie wieder in Dylans Nähe war, erschien es ihr gar nicht mehr so dringend, ihm von der Nacht zu erzählen, in der ihr Vater einen Landstreicher erschoss.
“Schon irgendeine Idee?”
Sie betrachtete das Pferd, dessen narbiges Fell golden leuchtete und die letzten Sonnenstrahlen eines Sommertags aufzusaugen schien. “Wie wäre es mit Sundance?”
“Gefällt mir”, sagte Dylan.
Wohlige Wärme erfüllte ihr Herz und umgab sie wie ein magischer Nebel. “Und er gehört wirklich dir?”
“Ja”, bestätigte er. “Allerdings könnte ich etwas Hilfe gebrauchen, ihn zu bändigen. Kann sein, dass er noch nie einen Sattel auf dem Rücken hatte.”
Sie gingen hinter Bonnie und dem Hund in die Küche. Der Duft von frisch geschnittenem Gemüse schlug ihr entgegen. Kristy entdeckte auf einem Schneidebrett drei riesige Steaks, die fertig gewürzt waren und nur darauf warteten, zubereitet zu werden.
Ihr Magen begann bei dem Anblick zu knurren.
Dylan goss etwas Rotwein ein und reichte ihr das Glas.
“Auf streunende Hunde, alte Pferde und kleine Mädchen.” Er hob seine Bierdose zum Toast hoch.
“Auf Hunde, Pferde und kleine Mädchen”, entgegnete Kristy, die sich wunderte, warum ihr auf einmal nach Weinen zumute war. Sie blinzelte, wandte den Blick ab und trank etwas Wein. “Erwartest du noch jemanden?”, fragte sie, als sie ihrer Stimme wieder traute, und zeigte auf die drei Steaks.
“Das dritte ist für Sam”, antwortete Dylan und deutete auf den Hund. “Wie du siehst, kann er ein paar Pfund mehr auf den Rippen gut gebrauchen.”
“Kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte Kristy. Dann fiel ihr der Kartoffelsalat ein, den sie im Blazer gelassen hatte. Sie war so gebannt von diesem Pferd gewesen, dass sie ihren Beitrag zum Abendessen völlig vergessen hatte.
“Jedenfalls nicht in einer Weise, die für die Augen einer Zweijährigen geeignet wäre”, scherzte Dylan, doch sein Blick sprach eine andere Sprache. Sie musterte sein gebräuntes Gesicht und die goldenen Bartstoppeln, doch sie wollte sich nicht daran erinnern, wie sich diese Stoppeln anfühlten, wenn sie über ihre Brüste, ihren Bauch oder ihre Schenkel rieben.
Das Essen hatte Dylan bewusst schlicht gehalten, dennoch war Kristy von einer angenehmen Nervosität erfüllt. Ihr war, als müsste sie verglühen, obwohl durch die geöffnete Hintertür kühlende Abendluft ins Haus gelangte und die Klimaanlage auf der Fensterbank röhrte.
Nachdem sie gegessen hatten, zog Kristy Bonnie den Schlafanzug an, putzte ihr die Zähne und brachte sie ins Bett, um ihr eine Geschichte vorzulesen. Kurz darauf schlief die Kleine bereits tief und fest.
Als Kristy zurück in die Küche kam, hatte Dylan eben zu Ende gespült. Er trocknete seine Hände ab und bot ihr noch etwas Wein an. Sie lehnte ab; sie musste ja noch nach Hause fahren.
“Du wolltest mit mir reden?”, fragte Dylan.
Kristy seufzte, setzte sich an den Tisch und nickte betrübt.
“Was gibt’s?”, fragte er und nahm ihr gegenüber Platz.
Sie beobachtete, wie sich seine Miene verhärtete, als sie ihm den Traum der letzten Nacht schilderte.
“Hat er dir etwas angetan?”, fragte Dylan so wie zuvor Sheriff Book, nachdem sie fertig war.
“Nein”, sagte sie. “Und das verdanke ich meinem Dad.”
Dylans Gesicht war leichenblass. Er sah aus, als wollte er den Tagelöhner höchstpersönlich ausgraben und ihn noch einmal für das umbringen, was er ihr angetan hatte. “Niemand wird Tim die Schuld geben”, erklärte er schließlich.
“Das ändert aber nichts am Gerede”, wandte sie ein.
“Vermutlich nicht”, musste er ihr zustimmen.
Hätte Dylan sie gefragt, warum es ihr so wichtig war, ihm von dieser schrecklichen Erinnerung zu erzählen, sie hätte keine Antwort darauf gewusst. Glücklicherweise stellte er ihr diese Frage nicht.
“Wirst du mir mit dem Pferd helfen, Kristy?”, wollte er stattdessen von ihr wissen, nachdem sie beide lange Zeit geschwiegen hatten.
“Dafür
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